Lot Nr. 732


Alfons Schilling *


(Basel 1934 - 2013 Wien)
“Ohne Titel”, 1960/61, auf der Rückseite 2x bezeichnet Schilling sowie Beschriftung: Alfons Schilling III Messenhauserg. 5 20.5.34 “Ohne Titel”, 8000, Dispersion auf Molino, 220 x 247 cm, Bildränder mit Leinwand unterlegt, über Holzrahmen gespannt, 223 x 253 cm, gerahmt, (K)

Ausgestellt und im Katalog ganzseitig, farbig abgebildet:
Von der Aktionsmalerei zum Aktionismus, Wien 1960–1965
Museum Fridericianum, Kassel, 12.6–4.9.1988
Kunstmuseum Winterthur, 24.9.-13.11.1998
Österreichisches Museum für angewandte Kunst 16.3–15.5.1989,
Katalog: Ritter Verlag 1988, Band 1, Seite 136

Provenienz:
Galerie Kalb, Wien
Sammlung Oskar Schmidt, Wien
Aus einer österreichischen Sammlung

Günter Brus, Alfons Schilling, Herbst 1960- Frühling 1961

Brus räumt im Herbst 1960 sein Zimmer, einen Raum in der Ayrenhoffgasse 10 im IX. Bezirk, der früher einem Kohlenhändler diente und der nur 2,5 x 6 m mißt, fast ganz aus und spannt Packpapier über die Wände und vor Bett und Tisch. Auf den Papieren, die er weiß grundiert, beginnt er nun zu malen, indem er den ganzen Raum bis zur Decke ausnützt. Er bearbeitet die drei ihm zur Verfügung stehenden Flächen gleichzeitig, um die Dominanz eines Zentrums zu brechen. Er bleibt in diesem Raum, der bald gänzlich mit Farbe bespritzt ist, wohnen. Schilling und Brus treffen sich fast täglich, um ihre Arbeiten zu besprechen. Sie verwenden ähnliche Materialien, billige Pigmente, die sie mit einem kunstharzhaltigen Bindemittel anrühren. Zusätzlich zum Schwarz, auf das Brus sich beschränkt, verwendet Schilling Erdrot und Grün. Ihre Malerei wendet sich gegen die konventionelle Ästhetik; sie soll nicht schön sein, sondern möglichst flach und kalt erscheinen. Die Farben sollen bloß unvermischt aufgetragen werden, um jede malerische Wirkung zu vermeiden; sogar die Vermischung von Schwarz und Weiß zu Grau wird als zu gefällig empfunden. Brus verwendet verschiedene Gegenstände als Pinsel, um den herkömmlichen Malduktus zu entgehen; er versucht beispielsweise die Farbe mit einem persischen Dolch, den er geschenkt erhalten hatte, aufzutragen. Danach benützt er Peitschen, die er in die Farbe taucht; sie reißen das Papier durch. Das Bild wird als bloße Spur einer Aktion verstanden, die Malerei erscheint als der zufällige Abdruck einer Bewegung, die sich im Raum abspielt. „Wenn ich zum Beispiel mit dem Pinsel an die Leinwand gehe, und ich berühre die Leinwand nicht mehr, sondern ziehe den Pinsel wieder zurück, dann ist das quasi ein Schauspiel, wenn man so will.“ (Brus)
Schilling will in seinen Bildern den Anschein erwecken, als treffe ein Pinselstrich aus einer Distanz von mehreren Metern auf das Bild und kehre wieder in den Raum zurück. „Im Raum vollzieht man eine Aktion, da steht irgendwo ein Bild, und die Pinselstriche kommen zufällig drauf.“ (Schilling)

…In ihren Diskussionen entwickeln sie zahlreiche Ideen, um der Malerei neue Bereiche zu erobern: will Schilling beide Hände zum Malen gebrauchen, so entgegnet ihm Brus, daß er auch die Füße dazunehmen wolle. Brus entwickelt die Vorstellung einer Plexiglaskugel; der Maler wäre darin eingeschlossen und würde die ihn umgebende Fläche ringsum bemalen. Schilling redet von einer totalen Malerei, bei der sich nicht nur der Maler sondern auch das Bild bewegt.

„Manifest der Sport-sakralen Malerei

1. Malen statt umbringen.
2. Fehlstartprinzip.
3. Malen und umbringen.

verfaßt am 4.1.61“
(Günter Brus und Alfons Schilling)

Aus der oben angeführten Literatur.

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

26.11.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 90.000,- bis EUR 130.000,-

Alfons Schilling *


(Basel 1934 - 2013 Wien)
“Ohne Titel”, 1960/61, auf der Rückseite 2x bezeichnet Schilling sowie Beschriftung: Alfons Schilling III Messenhauserg. 5 20.5.34 “Ohne Titel”, 8000, Dispersion auf Molino, 220 x 247 cm, Bildränder mit Leinwand unterlegt, über Holzrahmen gespannt, 223 x 253 cm, gerahmt, (K)

Ausgestellt und im Katalog ganzseitig, farbig abgebildet:
Von der Aktionsmalerei zum Aktionismus, Wien 1960–1965
Museum Fridericianum, Kassel, 12.6–4.9.1988
Kunstmuseum Winterthur, 24.9.-13.11.1998
Österreichisches Museum für angewandte Kunst 16.3–15.5.1989,
Katalog: Ritter Verlag 1988, Band 1, Seite 136

Provenienz:
Galerie Kalb, Wien
Sammlung Oskar Schmidt, Wien
Aus einer österreichischen Sammlung

Günter Brus, Alfons Schilling, Herbst 1960- Frühling 1961

Brus räumt im Herbst 1960 sein Zimmer, einen Raum in der Ayrenhoffgasse 10 im IX. Bezirk, der früher einem Kohlenhändler diente und der nur 2,5 x 6 m mißt, fast ganz aus und spannt Packpapier über die Wände und vor Bett und Tisch. Auf den Papieren, die er weiß grundiert, beginnt er nun zu malen, indem er den ganzen Raum bis zur Decke ausnützt. Er bearbeitet die drei ihm zur Verfügung stehenden Flächen gleichzeitig, um die Dominanz eines Zentrums zu brechen. Er bleibt in diesem Raum, der bald gänzlich mit Farbe bespritzt ist, wohnen. Schilling und Brus treffen sich fast täglich, um ihre Arbeiten zu besprechen. Sie verwenden ähnliche Materialien, billige Pigmente, die sie mit einem kunstharzhaltigen Bindemittel anrühren. Zusätzlich zum Schwarz, auf das Brus sich beschränkt, verwendet Schilling Erdrot und Grün. Ihre Malerei wendet sich gegen die konventionelle Ästhetik; sie soll nicht schön sein, sondern möglichst flach und kalt erscheinen. Die Farben sollen bloß unvermischt aufgetragen werden, um jede malerische Wirkung zu vermeiden; sogar die Vermischung von Schwarz und Weiß zu Grau wird als zu gefällig empfunden. Brus verwendet verschiedene Gegenstände als Pinsel, um den herkömmlichen Malduktus zu entgehen; er versucht beispielsweise die Farbe mit einem persischen Dolch, den er geschenkt erhalten hatte, aufzutragen. Danach benützt er Peitschen, die er in die Farbe taucht; sie reißen das Papier durch. Das Bild wird als bloße Spur einer Aktion verstanden, die Malerei erscheint als der zufällige Abdruck einer Bewegung, die sich im Raum abspielt. „Wenn ich zum Beispiel mit dem Pinsel an die Leinwand gehe, und ich berühre die Leinwand nicht mehr, sondern ziehe den Pinsel wieder zurück, dann ist das quasi ein Schauspiel, wenn man so will.“ (Brus)
Schilling will in seinen Bildern den Anschein erwecken, als treffe ein Pinselstrich aus einer Distanz von mehreren Metern auf das Bild und kehre wieder in den Raum zurück. „Im Raum vollzieht man eine Aktion, da steht irgendwo ein Bild, und die Pinselstriche kommen zufällig drauf.“ (Schilling)

…In ihren Diskussionen entwickeln sie zahlreiche Ideen, um der Malerei neue Bereiche zu erobern: will Schilling beide Hände zum Malen gebrauchen, so entgegnet ihm Brus, daß er auch die Füße dazunehmen wolle. Brus entwickelt die Vorstellung einer Plexiglaskugel; der Maler wäre darin eingeschlossen und würde die ihn umgebende Fläche ringsum bemalen. Schilling redet von einer totalen Malerei, bei der sich nicht nur der Maler sondern auch das Bild bewegt.

„Manifest der Sport-sakralen Malerei

1. Malen statt umbringen.
2. Fehlstartprinzip.
3. Malen und umbringen.

verfaßt am 4.1.61“
(Günter Brus und Alfons Schilling)

Aus der oben angeführten Literatur.

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 26.11.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.11. - 26.11.2014

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