Lot Nr. 101 #


Alexis Grimou


Alexis Grimou - Alte Meister

(Sens 1672–1752 Paris)
Ein kleines Mädchen mit einem Vogel,
Öl auf Leinwand, 81 x 65 cm, gerahmt

Grimou war wahrscheinlich Schüler von François de Troy, von dem er die warmtonige Palette seiner meist im mittleren Format und als Halbfigur ausgeführten Gemälde übernahm. Es handelt sich bei seinen Gemälden meist um intime, idealisierte bzw. improvisierte Porträts, die ähnlich der niederländischen Tronies wohl selten tatsächliche Zeitgenossen, sondern eher idealisierte Typen, oft junge Mädchen, darstellen. In diesem Charakteristikum wie in der Genrehaftigkeit seiner Werke ist er ein wichtiger Neuerer der französischen Kunst der Régencezeit. Er gilt als einer der ersten Künstler, die die französische Tradition eleganter Komposition mit niederländischem Kolorit und nördlicher Motivik verbanden. Hierin war er vorbildhaft unter anderem für Jean-Honoré Fragonard, der später sogar Pastiches nach seinen Werken anfertigte (so sein Porträt eines Mädchens, London, Dulwich Picture Gallery).

Sowohl stilistisch wie auch ikonographisch war Grimou stark von den großen Künstlern des niederländischen Goldenen Zeitalters beeinflusst, allen voran von Rembrandt van Rijn. Seine Werke wurden aufgrund dieser Nähe zu großen Vorbildern häufig mit seinen Zeitgenossen Jean-Baptiste Santerre und Jean Raoux wie auch mit Jacques Courtin verwechselt, die gleich ihm eine einfache Ikonographie und leicht humoristischen Symbolismus verwendeten. Auch im vorliegenden Fall ist der aus dem Käfig freigelassene Vogel auf der Hand eines schönen jungen Mädchens ja eindeutig frivol konnotiert. Grimou mochte offenbar keine Porträts tatsächlicher Zeitgenossen, denn als er 1705 Agréé der Académie Royale de Peinture et de Sculpture wurde, sollte er zur Aufnahme, seinem morceaux de réception, Bildnisse des Bildhauers Jean Raons und des Malers Antoine Coypel anfertigen, was er nicht tat. Er wurde 1709 von der Akademie ausgeschlossen und trat später der Académie de St. Luc bei. Die Hinwendung zu dieser eher kommerziell ausgerichteten, aber für von der staatlichen Förderung ausgeschlossene Künstler attraktiven Institution ist symptomatisch für Grimous zeitgenössische Rezeption auch durch Kritiker. Deutlich wird aus den zeitgenössischen Quellen, dass die offizielle akademische Kritik im Sinne des vorherrschenden, am kühlen und eleganten Klassizismus orientierten Kunstgeschmacks seine neue, intime, humorvolle und warme Malerei zwar nicht sehr hoch schätzte, Grimou aber als erfolgreichen Künstler durchaus wahrnehmen musste.

21.10.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 15.000,-

Alexis Grimou


(Sens 1672–1752 Paris)
Ein kleines Mädchen mit einem Vogel,
Öl auf Leinwand, 81 x 65 cm, gerahmt

Grimou war wahrscheinlich Schüler von François de Troy, von dem er die warmtonige Palette seiner meist im mittleren Format und als Halbfigur ausgeführten Gemälde übernahm. Es handelt sich bei seinen Gemälden meist um intime, idealisierte bzw. improvisierte Porträts, die ähnlich der niederländischen Tronies wohl selten tatsächliche Zeitgenossen, sondern eher idealisierte Typen, oft junge Mädchen, darstellen. In diesem Charakteristikum wie in der Genrehaftigkeit seiner Werke ist er ein wichtiger Neuerer der französischen Kunst der Régencezeit. Er gilt als einer der ersten Künstler, die die französische Tradition eleganter Komposition mit niederländischem Kolorit und nördlicher Motivik verbanden. Hierin war er vorbildhaft unter anderem für Jean-Honoré Fragonard, der später sogar Pastiches nach seinen Werken anfertigte (so sein Porträt eines Mädchens, London, Dulwich Picture Gallery).

Sowohl stilistisch wie auch ikonographisch war Grimou stark von den großen Künstlern des niederländischen Goldenen Zeitalters beeinflusst, allen voran von Rembrandt van Rijn. Seine Werke wurden aufgrund dieser Nähe zu großen Vorbildern häufig mit seinen Zeitgenossen Jean-Baptiste Santerre und Jean Raoux wie auch mit Jacques Courtin verwechselt, die gleich ihm eine einfache Ikonographie und leicht humoristischen Symbolismus verwendeten. Auch im vorliegenden Fall ist der aus dem Käfig freigelassene Vogel auf der Hand eines schönen jungen Mädchens ja eindeutig frivol konnotiert. Grimou mochte offenbar keine Porträts tatsächlicher Zeitgenossen, denn als er 1705 Agréé der Académie Royale de Peinture et de Sculpture wurde, sollte er zur Aufnahme, seinem morceaux de réception, Bildnisse des Bildhauers Jean Raons und des Malers Antoine Coypel anfertigen, was er nicht tat. Er wurde 1709 von der Akademie ausgeschlossen und trat später der Académie de St. Luc bei. Die Hinwendung zu dieser eher kommerziell ausgerichteten, aber für von der staatlichen Förderung ausgeschlossene Künstler attraktiven Institution ist symptomatisch für Grimous zeitgenössische Rezeption auch durch Kritiker. Deutlich wird aus den zeitgenössischen Quellen, dass die offizielle akademische Kritik im Sinne des vorherrschenden, am kühlen und eleganten Klassizismus orientierten Kunstgeschmacks seine neue, intime, humorvolle und warme Malerei zwar nicht sehr hoch schätzte, Grimou aber als erfolgreichen Künstler durchaus wahrnehmen musste.


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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014

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