Lot Nr. 88 #


Peter Paul Rubens Werkstatt


Peter Paul Rubens Werkstatt - Alte Meister

(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Susanna und die Alten,
Öl auf Holz, 50 x 71,5 cm, gerahmt

Bei diesem Gemälde handelt es sich um eine stark variierte Werkstattfassung eines Rubens-Bildes, das sich heute in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München befindet (Inv. Nr. 317). Rubens veränderte bereits früh die Komposition der Münchner Susanna, in der heute anstelle des Umhanges ein Ausblick in eine weite Landschaft zu erkennen ist. Das vorliegende Gemälde könnte sich auf den früheren Zustand der Münchner Fassung beziehen oder eine andere Komposition von Rubens variieren. Möglich wäre auch, dass Rubens auf dieser Tafel die Vorzeichnung gemäß seiner ursprünglichen Vorstellung anlegte, die dann von einem Werkstattmitarbeiter ausgeführt wurde. Dafür spräche, dass eine Radierung von P. Spruyt, die mit P. P. Rubens pinxit bezeichnet ist, der hier vorliegenden Komposition und nicht der Münchner Fassung folgt.

Aufschlussreich ist ein Detail in der Provenienz des Münchner Bildes. Von ihm wurde bis vor kurzem angenommen, es stamme aus der Sammlung des Duc de Richelieu. Dort aber wurde eine “Susanna” mit vor der Brust schützend verschränkten Armen wie auf dem vorliegenden Gemälde beschrieben, während sie auf dem Bild in München ihren rechten Arm ausstreckt (vgl. B. Teyssèdre, Une Collection Francaise de Rubens au XVIIIème Siècle: le Cabinet du Duc de Richelieu, décrit par Roger de Piles, in: Gazette des Beaux-Arts, VI. Serie, LXII, 1963, S. 241ff.).

Konrad Renger und Claudia Denk haben 2002 festgestellt, dass die Münchner Fassung nach Infrarotuntersuchung in Rubens’ erster Konzeption teilweise bekleidet war und außerdem - wie auf der vorliegenden und wie in der Sammlung Richelieu im 18. Jahrhundert beschrieben - ihr rechter Arm angewinkelt war. Diese Änderung erfolgte sehr früh, wohl noch in der Werkstatt (vgl. K. Renger und C. Denk, Flämische Malerei des Barock in der Alten Pinakothek, München, München 2002, S. 294, bei Kat. Nr. 317). Das Münchner Bild kann daher nicht das der Sammlung Richelieu gewesen sein. Bei dem Richelieu-Bild könnte es sich daher entweder um eine der anderen Fassungen, eventuell auch um die vorliegende, oder eine verschollene, bislang unbekannte gehandelt haben (vgl. R. d’Hulst und M. Vandenven, Rubens - The Old Testament, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 3, London 1989, S. 219f.). Der Corpus Rubenianum führt mehrere Varianten des Münchner Gemäldes auf, nicht aber die vorliegende. Hervorzuheben ist die malerische Qualität der Ausführung der Susanna, des Gewandes und des kleinen Hundes. Das vorliegende Gemälde könnte somit die ursprüngliche Komposition von Rubens wiedergeben, unterscheidet sich aber auch grundsätzlich von der Münchner Fassung. So ist der Pilaster auf der rechten Seite des Brunnens hier deutlich weiter ins Bildzentrum gerückt, auch fehlt in München der Hermenkopf, der ihn hier bekrönt. Dieses Detail erscheint sowohl in Spruyts Radierung wie auch in einer kleineren Fassung, die dem vorliegenden Werk am nächsten kommt. Dieses Gemälde befindet sich im Metropolitan Museum in New York (Inv. Nr. 91.26.4) und wird dort als “Werkstatt des Peter Paul Rubens” geführt (dazu W. Bode, Alte Kunstwerke in den Sammlungen der Vereinigten Staaten, in: Zeitschrift für Bildende Kunst, n. s., Nr. 1, 1895, S. 17, als Werkstattkopie, und W. Liedtke, Flemish Paintings in The Metropolitan Museum of Art, New York, 1984, Bd. I, S. 213–216, Bd. II, Tafel 81, als Rubens Werkstatt).

 

Zusatzabbildungen:
1) Radierung von P. Spruyts
2) eine weitere Fassung der Komposition, New York, Metropolitan Museum of Art, (dort als Werkstatt des Peter Paul Rubens)

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.10.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 39.877,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Peter Paul Rubens Werkstatt


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Susanna und die Alten,
Öl auf Holz, 50 x 71,5 cm, gerahmt

Bei diesem Gemälde handelt es sich um eine stark variierte Werkstattfassung eines Rubens-Bildes, das sich heute in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München befindet (Inv. Nr. 317). Rubens veränderte bereits früh die Komposition der Münchner Susanna, in der heute anstelle des Umhanges ein Ausblick in eine weite Landschaft zu erkennen ist. Das vorliegende Gemälde könnte sich auf den früheren Zustand der Münchner Fassung beziehen oder eine andere Komposition von Rubens variieren. Möglich wäre auch, dass Rubens auf dieser Tafel die Vorzeichnung gemäß seiner ursprünglichen Vorstellung anlegte, die dann von einem Werkstattmitarbeiter ausgeführt wurde. Dafür spräche, dass eine Radierung von P. Spruyt, die mit P. P. Rubens pinxit bezeichnet ist, der hier vorliegenden Komposition und nicht der Münchner Fassung folgt.

Aufschlussreich ist ein Detail in der Provenienz des Münchner Bildes. Von ihm wurde bis vor kurzem angenommen, es stamme aus der Sammlung des Duc de Richelieu. Dort aber wurde eine “Susanna” mit vor der Brust schützend verschränkten Armen wie auf dem vorliegenden Gemälde beschrieben, während sie auf dem Bild in München ihren rechten Arm ausstreckt (vgl. B. Teyssèdre, Une Collection Francaise de Rubens au XVIIIème Siècle: le Cabinet du Duc de Richelieu, décrit par Roger de Piles, in: Gazette des Beaux-Arts, VI. Serie, LXII, 1963, S. 241ff.).

Konrad Renger und Claudia Denk haben 2002 festgestellt, dass die Münchner Fassung nach Infrarotuntersuchung in Rubens’ erster Konzeption teilweise bekleidet war und außerdem - wie auf der vorliegenden und wie in der Sammlung Richelieu im 18. Jahrhundert beschrieben - ihr rechter Arm angewinkelt war. Diese Änderung erfolgte sehr früh, wohl noch in der Werkstatt (vgl. K. Renger und C. Denk, Flämische Malerei des Barock in der Alten Pinakothek, München, München 2002, S. 294, bei Kat. Nr. 317). Das Münchner Bild kann daher nicht das der Sammlung Richelieu gewesen sein. Bei dem Richelieu-Bild könnte es sich daher entweder um eine der anderen Fassungen, eventuell auch um die vorliegende, oder eine verschollene, bislang unbekannte gehandelt haben (vgl. R. d’Hulst und M. Vandenven, Rubens - The Old Testament, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 3, London 1989, S. 219f.). Der Corpus Rubenianum führt mehrere Varianten des Münchner Gemäldes auf, nicht aber die vorliegende. Hervorzuheben ist die malerische Qualität der Ausführung der Susanna, des Gewandes und des kleinen Hundes. Das vorliegende Gemälde könnte somit die ursprüngliche Komposition von Rubens wiedergeben, unterscheidet sich aber auch grundsätzlich von der Münchner Fassung. So ist der Pilaster auf der rechten Seite des Brunnens hier deutlich weiter ins Bildzentrum gerückt, auch fehlt in München der Hermenkopf, der ihn hier bekrönt. Dieses Detail erscheint sowohl in Spruyts Radierung wie auch in einer kleineren Fassung, die dem vorliegenden Werk am nächsten kommt. Dieses Gemälde befindet sich im Metropolitan Museum in New York (Inv. Nr. 91.26.4) und wird dort als “Werkstatt des Peter Paul Rubens” geführt (dazu W. Bode, Alte Kunstwerke in den Sammlungen der Vereinigten Staaten, in: Zeitschrift für Bildende Kunst, n. s., Nr. 1, 1895, S. 17, als Werkstattkopie, und W. Liedtke, Flemish Paintings in The Metropolitan Museum of Art, New York, 1984, Bd. I, S. 213–216, Bd. II, Tafel 81, als Rubens Werkstatt).

 

Zusatzabbildungen:
1) Radierung von P. Spruyts
2) eine weitere Fassung der Komposition, New York, Metropolitan Museum of Art, (dort als Werkstatt des Peter Paul Rubens)

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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