Lot Nr. 63


Bernardo Cavallino


Bernardo Cavallino - Alte Meister

(Neapel 1616–1656)
Allegorie der Malerei,
Öl auf Leinwand, 105,5 x 75 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Finarte, Mailand, 20. November 1990 (als Cavallino);
Privatsammlung, Rom

Literatur:
A.T. Lurie, in: Bernardo Cavallino of Naples, 1616–1656, Kat. Ausst., Cleveland 1984, S. 182, Nr. 66a (Aufenthaltsort unbekannt, eine Kopie nach Cavallino [?]);
A.T. Lurie, in: Bernardo Cavallino, Kat. Ausst., Neapel 1985, S. 146, Abb. A37a (als “Ignota collocazione, copia da Cavallino [?]”);
N. Spinosa, Grazia e tenerezza ‘in posa’. Bernardo Cavallino e il suo tempo 1616–1656, Rom 2013, S. 311, Abb. 45.1 (als Cavallino)

Das vorliegende Gemälde, die Allegorie der Malerei, wurde vor kurzem von Nicola Spinosa in seiner Monographie über den Künstler als vollständig eigenhändiges Werk des Künstlers publiziert (siehe Literatur). Eine weitere Versionen des vorliegenden Gemäldes wurde bei Christie’s London, 13. Dezember 2000, Lot 85 verkauft (siehe ibidem, S. 311, Nr. 45) und befindet sich in einer Privatsammlung.

Das Gemälde ist charakterisiert durch die Verwendung , eines warmen Rots und von Olivgrün. Die junge Frau ist porträthaft wiedergegeben. Die weiten Falten ihres Ärmels umspielen ihre linke Hand, welche Pinsel und eine Palette hält, auf der die im Bild zur Anwendung gekommenen Farben zu sehen sind. Die Rechte hält einen Pinsel. Das Gemälde weist hinsichtlich Stil und Komposition Ähnlichkeiten mit Cavallinos Heiliger Cäcilie (Museo di Capodimonte, Neapel) auf: in beiden Bildern ist die Figur vor einer Draperie gezeigt, die rechte Hand ist in beinahe derselben Weise erhoben. Dies würde eine ähnliche Entstehungszeit der beiden Gemälde nahelegen. Der nachdenklich Blick der Malerei steht außerdem in Verbindung zu verschiedenen halbfigurigen Heiligendarstellungen Cavallinos aus der Mitte bzw. dem Ende der 1640er Jahre, wie der Heiligen Christina (Suida Manning Collection, New York).

Mit der Darstellung der Malerei als weibliche Figur am Grabmal von Michelangelo in Santa Croce durch Battista di Domenico Lorenzi im Jahr 1564, war die Darstellung von Frauen als Allegorie der Malerei sehr populär geworden. Zur weiteren Verbreitung dieses Bildthemas trug in der Folge auch Cesare Ripas Darstellung der Malerei als schöne Frau mit „drappo cangiante“ (Gewand mit changierendem Stoff) in seiner Iconologia bei.

Zur gleichen Zeit fand die zunehmende Anerkennung der Malerei als eine der sieben Freien Künste Niederschlag in der steigenden Zahl an Künstler-Selbstporträts. Cavallino beispielsweise tritt in mindestens acht seiner Gemälde als Figur in Erscheinung. Es ist daher nicht erstaunlich, dass die bedeutendste Künstlerin dieser Zeit, Artemisia Gentileschi, die von Cavallino sehr bewundert und geschätzt wurde, sich selbst als Allegorie der Malerei (Collection of Her Majesty Queen Elizabeth II., Hampton Court) porträtierte. Sehr wahrscheinlich hat sich Cavallino bei seiner Allegorie der Malerei vom Selbstporträt Gentileschis inspirieren lassen, ebenso wie von Andrea Vaccaros Porträt der Künstlerin Anna Massimo di Rosa (Sammlung Galante, Neapel). Cavallino fügte hier ein eigenes Element seiner Erfindung hinzu: er bekrönt sie mit einem Lorbeerkranz, ein Attribut, das Ripa seiner Allegorie der Poesie vorbehalten hatte, eine subtile Anspielung auf die gegenseitige Abhängigkeit und den Wettstreitzwischen Malerei und Poesie, ein Thema, das nicht nur in den Werken Cavallinos immer wieder im Mittelpunkt steht, sondern auch Sujet zahlreicher zeitgenössischer Diskussionen war.

21.10.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 220.000,-

Bernardo Cavallino


(Neapel 1616–1656)
Allegorie der Malerei,
Öl auf Leinwand, 105,5 x 75 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion Finarte, Mailand, 20. November 1990 (als Cavallino);
Privatsammlung, Rom

Literatur:
A.T. Lurie, in: Bernardo Cavallino of Naples, 1616–1656, Kat. Ausst., Cleveland 1984, S. 182, Nr. 66a (Aufenthaltsort unbekannt, eine Kopie nach Cavallino [?]);
A.T. Lurie, in: Bernardo Cavallino, Kat. Ausst., Neapel 1985, S. 146, Abb. A37a (als “Ignota collocazione, copia da Cavallino [?]”);
N. Spinosa, Grazia e tenerezza ‘in posa’. Bernardo Cavallino e il suo tempo 1616–1656, Rom 2013, S. 311, Abb. 45.1 (als Cavallino)

Das vorliegende Gemälde, die Allegorie der Malerei, wurde vor kurzem von Nicola Spinosa in seiner Monographie über den Künstler als vollständig eigenhändiges Werk des Künstlers publiziert (siehe Literatur). Eine weitere Versionen des vorliegenden Gemäldes wurde bei Christie’s London, 13. Dezember 2000, Lot 85 verkauft (siehe ibidem, S. 311, Nr. 45) und befindet sich in einer Privatsammlung.

Das Gemälde ist charakterisiert durch die Verwendung , eines warmen Rots und von Olivgrün. Die junge Frau ist porträthaft wiedergegeben. Die weiten Falten ihres Ärmels umspielen ihre linke Hand, welche Pinsel und eine Palette hält, auf der die im Bild zur Anwendung gekommenen Farben zu sehen sind. Die Rechte hält einen Pinsel. Das Gemälde weist hinsichtlich Stil und Komposition Ähnlichkeiten mit Cavallinos Heiliger Cäcilie (Museo di Capodimonte, Neapel) auf: in beiden Bildern ist die Figur vor einer Draperie gezeigt, die rechte Hand ist in beinahe derselben Weise erhoben. Dies würde eine ähnliche Entstehungszeit der beiden Gemälde nahelegen. Der nachdenklich Blick der Malerei steht außerdem in Verbindung zu verschiedenen halbfigurigen Heiligendarstellungen Cavallinos aus der Mitte bzw. dem Ende der 1640er Jahre, wie der Heiligen Christina (Suida Manning Collection, New York).

Mit der Darstellung der Malerei als weibliche Figur am Grabmal von Michelangelo in Santa Croce durch Battista di Domenico Lorenzi im Jahr 1564, war die Darstellung von Frauen als Allegorie der Malerei sehr populär geworden. Zur weiteren Verbreitung dieses Bildthemas trug in der Folge auch Cesare Ripas Darstellung der Malerei als schöne Frau mit „drappo cangiante“ (Gewand mit changierendem Stoff) in seiner Iconologia bei.

Zur gleichen Zeit fand die zunehmende Anerkennung der Malerei als eine der sieben Freien Künste Niederschlag in der steigenden Zahl an Künstler-Selbstporträts. Cavallino beispielsweise tritt in mindestens acht seiner Gemälde als Figur in Erscheinung. Es ist daher nicht erstaunlich, dass die bedeutendste Künstlerin dieser Zeit, Artemisia Gentileschi, die von Cavallino sehr bewundert und geschätzt wurde, sich selbst als Allegorie der Malerei (Collection of Her Majesty Queen Elizabeth II., Hampton Court) porträtierte. Sehr wahrscheinlich hat sich Cavallino bei seiner Allegorie der Malerei vom Selbstporträt Gentileschis inspirieren lassen, ebenso wie von Andrea Vaccaros Porträt der Künstlerin Anna Massimo di Rosa (Sammlung Galante, Neapel). Cavallino fügte hier ein eigenes Element seiner Erfindung hinzu: er bekrönt sie mit einem Lorbeerkranz, ein Attribut, das Ripa seiner Allegorie der Poesie vorbehalten hatte, eine subtile Anspielung auf die gegenseitige Abhängigkeit und den Wettstreitzwischen Malerei und Poesie, ein Thema, das nicht nur in den Werken Cavallinos immer wieder im Mittelpunkt steht, sondern auch Sujet zahlreicher zeitgenössischer Diskussionen war.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014

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