Lot Nr. 34 #


Pieter Brueghel II.


Pieter Brueghel II. - Alte Meister

(Brüssel 1564–1637/38 Antwerpen)
Hochzeitstanz im Freien,
Öl auf Holz, Dm. 20 cm, gerahmt

Provenienz:
Amerikanische Privatsammlung

Wir danken Klaus Ertz für seine Bestätigung der Eigenhändigkeit (Ein schriftliches Gutachten liegt bei).

Pieter Brueghels kleinformatige Tafelbilder mit der Darstellung niederländischer Sprichwörter erscheinen auf dem Markt. Dagegen sind seine kleinen Tondi mit Szenen aus dem Dorfleben außerordentlich selten. Ertz listet zehn solcher Tondi, von denen nur drei in den letzten 25 Jahren in Auktionen verkauft wurden. Zwei der zehn Tondi zeigen einen bäuerlichen Hochzeitstanz. Beide sind 1625 datiert (vgl. K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. II, Lingen 1988/2000, S. 725, Kat. Nr. E927 und E928).

Das vorliegende Gemälde wurde mit Röntgenstrahlen sowie mit einer Infrarotreflektographie technologisch untersucht. Die Untersuchung ergab, dass die Pigmente den üblicherweise von Pieter Brueghel d. J. verwendeten entsprechen. Auch die Arbeitsweise ist die Pieter Brueghels. Die Holztafel wurde mit einem weißen Kreidegrund präpariert. In einem nächsten Schritt wurde die Imprimitur mit einem breiten Pinsel diagonal streifig aufgetragen, wie man es auf den meisten von Brueghels Gemälden findet. Die gesamte Komposition wurde auf der vorbereiteten Tafel sorgfältig skizziert. In der Unterzeichnung finden sich mehrere Pentimenti.

Als Basis für das Thema „Hochzeitstanz im Freien“ diente ein Kupferstich von Pieter van der Heyden nach einem Gemälde von Pieter Brueghel d. Ä. Ertz schreibt: „Die ‚Hochzeitstänze im Freien‘ sind in zwei Gruppen einzuteilen: in eine größere Gruppe, die seitenverkehrt zum Stich des Pieter van der Heyden ist und der das zu begutachtende Gemälde angehört und eine kleinere, die seitenrichtig die Darstellung des Stiches wiedergibt. Der Künstler hat Gemälde dieses Themenkreises in der Zeit von 1607 bis 1626 gemalt, wie wir aus signierten und datierten Gemälden wissen. In meinem Buch von 2000 habe ich 29 ‚echte‘ und 35 ‚fragliche‘ Bilder aufgeführt, bei denen letztere möglicherweise nach Kenntnis des Originals in ‚echt‘ umzuwandeln wären. Eine weitere Gruppe beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Thema, stammt aber nicht vom Künstler. Die Stilmerkmale, die für Pieter Brueghel d. J. charakteristisch sind, finden sich auch in dem zu begutachtenden Gemälde wieder. Diese Version gehört in ihrer hohen malerischen Perfektion zu den qualitätvollen Bildern dieses Themas“.

Ertz vergleicht das vorliegende Gemälde mit folgenden Werken Pieter Brueghels d. J.:

1. Hochzeitstanz im Freien (signiert und datiert 1607, Walters Art Gallery, Baltimore);
2. Hochzeitstanz im Freien (signiert und datiert 1620, Musée des Beaux-Arts, Narbonne);
3. Hochzeitstanz im Freien (nach 1616, Art Gallery of Ontario, Toronto);
4. Hochzeitstanz im Freien (signiert und datiert 1623, ehemals Kunsthandel Richard Green, London)

Aufgrund dieser Vergleiche nimmt Ertz an, dass das Bild nach 1616 in Antwerpen entstanden ist. Er schreibt weiter: „Wie so oft schöpft Pieter d. J. auch in diesem Bild aus vorhandenem Motiv- und Ideenvorrat, ohne sich dabei sklavisch an seine Vorlage zu halten: er wandelt ab, verändert Kompositionen und Figuren, fügt einen Landschaftsraum hinzu und lässt die Hochzeitsgeschenke wegfallen, die in anderen Bildern aufgeführt sind. Durch das kleine und runde Format sind auch die Personen insgesamt näher aneinandergerückt, was die gesamte Komposition ‚intimer‘ erscheinen lässt. Dieses Rundbild stellt insofern eine Besonderheit dar, weil es das einzige Bild dieses Themas ist, das die Komposition in einem Rund vorführt. Während in den Gemälden des Vaters oft eine moralische Botschaft enthalten ist, fehlt beim Sohn der sogenannte erhobene Zeigefinger. Er ist ein großer Erzähler und gibt uns auch in dem beschriebenen Bild eine Vorstellung, wie es zu seiner Zeit bei einer Bauern-Hochzeit zugegangen ist“.

Das vorliegende Gemälde ist von überaus hoher Qualität und gehört zu den Meisterwerken Pieter Brueghels des Jüngeren. Es beweist wieder einmal, dass dieser große Maler weitaus mehr war als ein Epigone seines Vaters.

Experte: Dr. Alexander Strasoldo Dr. Alexander Strasoldo
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

21.10.2014 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 419.307,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Pieter Brueghel II.


(Brüssel 1564–1637/38 Antwerpen)
Hochzeitstanz im Freien,
Öl auf Holz, Dm. 20 cm, gerahmt

Provenienz:
Amerikanische Privatsammlung

Wir danken Klaus Ertz für seine Bestätigung der Eigenhändigkeit (Ein schriftliches Gutachten liegt bei).

Pieter Brueghels kleinformatige Tafelbilder mit der Darstellung niederländischer Sprichwörter erscheinen auf dem Markt. Dagegen sind seine kleinen Tondi mit Szenen aus dem Dorfleben außerordentlich selten. Ertz listet zehn solcher Tondi, von denen nur drei in den letzten 25 Jahren in Auktionen verkauft wurden. Zwei der zehn Tondi zeigen einen bäuerlichen Hochzeitstanz. Beide sind 1625 datiert (vgl. K. Ertz, Pieter Brueghel der Jüngere, Bd. II, Lingen 1988/2000, S. 725, Kat. Nr. E927 und E928).

Das vorliegende Gemälde wurde mit Röntgenstrahlen sowie mit einer Infrarotreflektographie technologisch untersucht. Die Untersuchung ergab, dass die Pigmente den üblicherweise von Pieter Brueghel d. J. verwendeten entsprechen. Auch die Arbeitsweise ist die Pieter Brueghels. Die Holztafel wurde mit einem weißen Kreidegrund präpariert. In einem nächsten Schritt wurde die Imprimitur mit einem breiten Pinsel diagonal streifig aufgetragen, wie man es auf den meisten von Brueghels Gemälden findet. Die gesamte Komposition wurde auf der vorbereiteten Tafel sorgfältig skizziert. In der Unterzeichnung finden sich mehrere Pentimenti.

Als Basis für das Thema „Hochzeitstanz im Freien“ diente ein Kupferstich von Pieter van der Heyden nach einem Gemälde von Pieter Brueghel d. Ä. Ertz schreibt: „Die ‚Hochzeitstänze im Freien‘ sind in zwei Gruppen einzuteilen: in eine größere Gruppe, die seitenverkehrt zum Stich des Pieter van der Heyden ist und der das zu begutachtende Gemälde angehört und eine kleinere, die seitenrichtig die Darstellung des Stiches wiedergibt. Der Künstler hat Gemälde dieses Themenkreises in der Zeit von 1607 bis 1626 gemalt, wie wir aus signierten und datierten Gemälden wissen. In meinem Buch von 2000 habe ich 29 ‚echte‘ und 35 ‚fragliche‘ Bilder aufgeführt, bei denen letztere möglicherweise nach Kenntnis des Originals in ‚echt‘ umzuwandeln wären. Eine weitere Gruppe beschäftigt sich ebenfalls mit diesem Thema, stammt aber nicht vom Künstler. Die Stilmerkmale, die für Pieter Brueghel d. J. charakteristisch sind, finden sich auch in dem zu begutachtenden Gemälde wieder. Diese Version gehört in ihrer hohen malerischen Perfektion zu den qualitätvollen Bildern dieses Themas“.

Ertz vergleicht das vorliegende Gemälde mit folgenden Werken Pieter Brueghels d. J.:

1. Hochzeitstanz im Freien (signiert und datiert 1607, Walters Art Gallery, Baltimore);
2. Hochzeitstanz im Freien (signiert und datiert 1620, Musée des Beaux-Arts, Narbonne);
3. Hochzeitstanz im Freien (nach 1616, Art Gallery of Ontario, Toronto);
4. Hochzeitstanz im Freien (signiert und datiert 1623, ehemals Kunsthandel Richard Green, London)

Aufgrund dieser Vergleiche nimmt Ertz an, dass das Bild nach 1616 in Antwerpen entstanden ist. Er schreibt weiter: „Wie so oft schöpft Pieter d. J. auch in diesem Bild aus vorhandenem Motiv- und Ideenvorrat, ohne sich dabei sklavisch an seine Vorlage zu halten: er wandelt ab, verändert Kompositionen und Figuren, fügt einen Landschaftsraum hinzu und lässt die Hochzeitsgeschenke wegfallen, die in anderen Bildern aufgeführt sind. Durch das kleine und runde Format sind auch die Personen insgesamt näher aneinandergerückt, was die gesamte Komposition ‚intimer‘ erscheinen lässt. Dieses Rundbild stellt insofern eine Besonderheit dar, weil es das einzige Bild dieses Themas ist, das die Komposition in einem Rund vorführt. Während in den Gemälden des Vaters oft eine moralische Botschaft enthalten ist, fehlt beim Sohn der sogenannte erhobene Zeigefinger. Er ist ein großer Erzähler und gibt uns auch in dem beschriebenen Bild eine Vorstellung, wie es zu seiner Zeit bei einer Bauern-Hochzeit zugegangen ist“.

Das vorliegende Gemälde ist von überaus hoher Qualität und gehört zu den Meisterwerken Pieter Brueghels des Jüngeren. Es beweist wieder einmal, dass dieser große Maler weitaus mehr war als ein Epigone seines Vaters.

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 21.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 21.10.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer(für Lieferland Österreich)

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