Lot Nr. 1271


Edouard von Engerth


Edouard von Engerth - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Pleß 1818–1897 Semmering)
Prinz Eugen sendet dem Kaiser die Botschaft vom Sieg bei Zenta nach der Schlacht bei Zenta, um 1860, Öl auf Leinwand, 132 x 167 cm, gerahmt, (Rei)

Provenienz:
Nachlass Eduard Ritter von Engerth
Nichte des Künstlers, Lotte Degenhart, geb. Freiin Engerth (Handschriftliche Notiz vom 30.10.1965)

Verzeichnet in:
Engerth Ruediger: Eduard Ritter von Engerth (1818 – 1897), Maler, Lehrer, Galeriedirektor und Kunstschriftsteller, Beiträge zu Leben und Werk, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Band 26, Deuticke Verlag, Wien 1994 S. 49
Schickh, Richard Edler von: Eduard v. Engerth : Beiträge zu einer Biographie des Künstlers und seines Kreises, Schroll, Wien 1915, S. 103

Bei vorliegendem Lot handelt es sich um eine Öl-Studie zum gleichnamigen Monumentalgemälde, welches von E. v. Engerth 1860 begonnen und 1865 fertiggestellt wurde. Dieses ist entgegen früherer Annahmen, 1945 nicht verbrannt, sondern befindet sich in Budapest im Magyar Nemzeti Museum (Inv. Nr. 92.5 B, Öl auf Leinwand, 510 x 760 cm, Abb.1 ). Die vorliegende Studie wird bereits 1915 in der Literatur erwähnt, jedoch war der Verbleib bisher ungeklärt.

Das fertige Gemälde stellt ein Hauptwerk Engerths dar und wurde 1865 im Redoutensaal der Hofburg ausgestellt. Es wurde vom Publikum begeistert aufgenommen; so bezeichnete es der Kunsthistoriker und Universitätsprofessor R. Eitelberger in einem Brief an Engerth als bestes historisches Bild, das er von einem österreichischen Künstler in Wien gesehen habe. Am 4. Oktober kaufte es Kaiser Franz Joseph I. für den stolzen Preis von 15.000 Gulden mit der Bestimmung es in der Ofener Burg in Budapest aufzubewahren, einen Ort der ob seiner historischen Bedeutung nicht zufällig gewählt wurde. Es ist somit eines der teuersten Gemälde die von Kaiser Franz Josef, während seiner Regierungszeit angekauft wurde und galt nicht umsonst als teuerstes Gemälde der österreich-ungarischen Monarchie. 1867 befand es sich unter den von der österreichischen Jury für die Pariser Weltausstellung ausgewählten Gemälden.

Die Anregung für dieses Bild fand Engerth, mit ziemlicher Sicherheit, in der 1858 vollendeten 3-Bändigen Prinz Eugen Biographie des Wiener Historikers Alfred von Arneth. Diese basierte auf genauen Aufzeichnungen der Zeit, weshalb Engerth die Personen und deren äußere Merkmale in der Komposition genau berücksichtigen konnte. Engerth war kein Schlachtenmaler im klassischen Sinn, daher wählte er hierfür einen ruhigen Moment nach der Schlacht, um sich so genau den Details widmen zu können.
Die Schlacht ist bereits vorbei „Nun versammelt er (Anm: Prinz Eugen) die Generale unter dem Österreichischen Banner auf der Hauptschanze um Gott zu danken und den Sieg zu verkünden“.
Den Mittelpunkt bildet Prinz Eugen (Abb.2 - 1), wie er fast gottesfürchtig, mit einem Bein auf einer osmanischen Trophäe stehend, gen Himmel blickt und kurz davor ist, seinen Truppen den Sieg zu verkünden. Ein Detail das er gegenüber der vollendeten Version stark verändern sollte, da Prinz Eugen in dieser, den Sieg bereits verkündet und dazu seinen Hut schwingt. Überhaupt genießt die letztere Version mehr Dynamik. So erhöht Engerth die Schanze um einiges, und stellt den, rechts von Eugen stehenden, Feldmarschall Karl Prinz von Lothringen-Commercy (2) links hinten, zwischen den, seinen Degen in der Scheide versorgenden, Guido Graf Starhemberg (3) und dem alten und erfahrenem FZM Boerner (4). Seiner in der Schlacht davon getragen Verwundungen an Kopf und Bein wegen, sitzt Sigbert Graf Heister (5) auf einem Feldsessel rechts von einer zerstörten osmanischen Kanone. Hinter diesem ist FZM Graf Reuss (6) in Allongeperücke und Harnisch zu sehen. Prinz Carl Thomas von Vaudemont (7) der von Eugen nach Wien geschickt wurde, um die Siegesbotschaft Kaiser Leopold I. zu überbringen, ist auf dem Pferd reitend – die Siegesdepesche emporhaltend – zu sehen. Die einzige Person die auf der Studie, jedoch nicht am fertigen Gemälde zu sehen ist, ist der General der Kavallerie Johann Ludwig Graf von Rabutin-Bussy (8). Über die näheren Gründe diesen im fertigen Bild, ob seiner Bedeutung in der Schlacht (er hatte gemeinsam mit Starhemberg den linken Flügen kommandiert), nicht zu berücksichtigen, lassen sich jedoch nur Spekulationen aufstellen. Die Schlacht bei Zenta (an der Theiß) am 11. September 1697 war ein wichtiger Sieg über das Osmanische Heer im Großen Türkenkrieg. Er gilt als einer der Größten Triumphe der österreichischen Militärgeschichte. Seine unmittelbare Folge war der, nach 2 Verhandlungsjahren, 1699 geschlossene Frieden von Karlowitz. Zahlreiche namhafte österreichische Künstler verarbeiteten den Mythos Zenta in ihren Werken.

Literatur:
Engerth Ruediger: Eduard Ritter von Engerth (1818 – 1897), Maler, Lehrer, Galeriedirektor und Kunstschriftsteller, Beiträge zu Leben und Werk, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Band 26, Deuticke Verlag, Wien 1994

Engerth Ruediger: Eduard von Engerth, Katalog zur 229. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 18. September bis 16. November 1997, Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, Wien 1997

Telesko, Werner: Die Mythisierung des Sieges – die Schlacht bei Zenta 1697, In: Kulturraum Österreich: die Identität der Regionen in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts, Böhlau Verlag, Wien 2008, S. 23 – 25

Arneth, Alfred Ritter von: Prinz Eugen von Savoyen. Nach den handschriftlichen Quellen der kaiserlichen Archive. 3 Bände. Typographisch-Literarische-Artistische Anstalt, Wien 1858, Bd.1 S.101-105

Zusatzbild:
Jenö Doby, Stahlstich nach dem Gemälde von Eduarth von Engerth (Archiv Dorotheum)

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

23.10.2014 - 18:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Edouard von Engerth


(Pleß 1818–1897 Semmering)
Prinz Eugen sendet dem Kaiser die Botschaft vom Sieg bei Zenta nach der Schlacht bei Zenta, um 1860, Öl auf Leinwand, 132 x 167 cm, gerahmt, (Rei)

Provenienz:
Nachlass Eduard Ritter von Engerth
Nichte des Künstlers, Lotte Degenhart, geb. Freiin Engerth (Handschriftliche Notiz vom 30.10.1965)

Verzeichnet in:
Engerth Ruediger: Eduard Ritter von Engerth (1818 – 1897), Maler, Lehrer, Galeriedirektor und Kunstschriftsteller, Beiträge zu Leben und Werk, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Band 26, Deuticke Verlag, Wien 1994 S. 49
Schickh, Richard Edler von: Eduard v. Engerth : Beiträge zu einer Biographie des Künstlers und seines Kreises, Schroll, Wien 1915, S. 103

Bei vorliegendem Lot handelt es sich um eine Öl-Studie zum gleichnamigen Monumentalgemälde, welches von E. v. Engerth 1860 begonnen und 1865 fertiggestellt wurde. Dieses ist entgegen früherer Annahmen, 1945 nicht verbrannt, sondern befindet sich in Budapest im Magyar Nemzeti Museum (Inv. Nr. 92.5 B, Öl auf Leinwand, 510 x 760 cm, Abb.1 ). Die vorliegende Studie wird bereits 1915 in der Literatur erwähnt, jedoch war der Verbleib bisher ungeklärt.

Das fertige Gemälde stellt ein Hauptwerk Engerths dar und wurde 1865 im Redoutensaal der Hofburg ausgestellt. Es wurde vom Publikum begeistert aufgenommen; so bezeichnete es der Kunsthistoriker und Universitätsprofessor R. Eitelberger in einem Brief an Engerth als bestes historisches Bild, das er von einem österreichischen Künstler in Wien gesehen habe. Am 4. Oktober kaufte es Kaiser Franz Joseph I. für den stolzen Preis von 15.000 Gulden mit der Bestimmung es in der Ofener Burg in Budapest aufzubewahren, einen Ort der ob seiner historischen Bedeutung nicht zufällig gewählt wurde. Es ist somit eines der teuersten Gemälde die von Kaiser Franz Josef, während seiner Regierungszeit angekauft wurde und galt nicht umsonst als teuerstes Gemälde der österreich-ungarischen Monarchie. 1867 befand es sich unter den von der österreichischen Jury für die Pariser Weltausstellung ausgewählten Gemälden.

Die Anregung für dieses Bild fand Engerth, mit ziemlicher Sicherheit, in der 1858 vollendeten 3-Bändigen Prinz Eugen Biographie des Wiener Historikers Alfred von Arneth. Diese basierte auf genauen Aufzeichnungen der Zeit, weshalb Engerth die Personen und deren äußere Merkmale in der Komposition genau berücksichtigen konnte. Engerth war kein Schlachtenmaler im klassischen Sinn, daher wählte er hierfür einen ruhigen Moment nach der Schlacht, um sich so genau den Details widmen zu können.
Die Schlacht ist bereits vorbei „Nun versammelt er (Anm: Prinz Eugen) die Generale unter dem Österreichischen Banner auf der Hauptschanze um Gott zu danken und den Sieg zu verkünden“.
Den Mittelpunkt bildet Prinz Eugen (Abb.2 - 1), wie er fast gottesfürchtig, mit einem Bein auf einer osmanischen Trophäe stehend, gen Himmel blickt und kurz davor ist, seinen Truppen den Sieg zu verkünden. Ein Detail das er gegenüber der vollendeten Version stark verändern sollte, da Prinz Eugen in dieser, den Sieg bereits verkündet und dazu seinen Hut schwingt. Überhaupt genießt die letztere Version mehr Dynamik. So erhöht Engerth die Schanze um einiges, und stellt den, rechts von Eugen stehenden, Feldmarschall Karl Prinz von Lothringen-Commercy (2) links hinten, zwischen den, seinen Degen in der Scheide versorgenden, Guido Graf Starhemberg (3) und dem alten und erfahrenem FZM Boerner (4). Seiner in der Schlacht davon getragen Verwundungen an Kopf und Bein wegen, sitzt Sigbert Graf Heister (5) auf einem Feldsessel rechts von einer zerstörten osmanischen Kanone. Hinter diesem ist FZM Graf Reuss (6) in Allongeperücke und Harnisch zu sehen. Prinz Carl Thomas von Vaudemont (7) der von Eugen nach Wien geschickt wurde, um die Siegesbotschaft Kaiser Leopold I. zu überbringen, ist auf dem Pferd reitend – die Siegesdepesche emporhaltend – zu sehen. Die einzige Person die auf der Studie, jedoch nicht am fertigen Gemälde zu sehen ist, ist der General der Kavallerie Johann Ludwig Graf von Rabutin-Bussy (8). Über die näheren Gründe diesen im fertigen Bild, ob seiner Bedeutung in der Schlacht (er hatte gemeinsam mit Starhemberg den linken Flügen kommandiert), nicht zu berücksichtigen, lassen sich jedoch nur Spekulationen aufstellen. Die Schlacht bei Zenta (an der Theiß) am 11. September 1697 war ein wichtiger Sieg über das Osmanische Heer im Großen Türkenkrieg. Er gilt als einer der Größten Triumphe der österreichischen Militärgeschichte. Seine unmittelbare Folge war der, nach 2 Verhandlungsjahren, 1699 geschlossene Frieden von Karlowitz. Zahlreiche namhafte österreichische Künstler verarbeiteten den Mythos Zenta in ihren Werken.

Literatur:
Engerth Ruediger: Eduard Ritter von Engerth (1818 – 1897), Maler, Lehrer, Galeriedirektor und Kunstschriftsteller, Beiträge zu Leben und Werk, Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, Band 26, Deuticke Verlag, Wien 1994

Engerth Ruediger: Eduard von Engerth, Katalog zur 229. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 18. September bis 16. November 1997, Eigenverlag der Museen der Stadt Wien, Wien 1997

Telesko, Werner: Die Mythisierung des Sieges – die Schlacht bei Zenta 1697, In: Kulturraum Österreich: die Identität der Regionen in der bildenden Kunst des 19. Jahrhunderts, Böhlau Verlag, Wien 2008, S. 23 – 25

Arneth, Alfred Ritter von: Prinz Eugen von Savoyen. Nach den handschriftlichen Quellen der kaiserlichen Archive. 3 Bände. Typographisch-Literarische-Artistische Anstalt, Wien 1858, Bd.1 S.101-105

Zusatzbild:
Jenö Doby, Stahlstich nach dem Gemälde von Eduarth von Engerth (Archiv Dorotheum)

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2014 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.10. - 23.10.2014