(Gera 1891–1969 Singen)
Bettina mit Kapuzinerkresse, 1952, signiert Dix, Pastellkreide auf Bütten, 62,5 x 48,5 cm, gerahmt, (PS)

Fotozertifikat:
Ulrike Lorenz, Gera, 20.6.2000

Provenienz:
Galerie Ludorff, Düsseldorf
Privatsammlung, Deutschland

Literatur:
Ulrike Lorenz, Otto Dix, Werkverzeichnis der Zeichnungen und Pastelle, Weimar 2003, Bd. VI, S. 2761, Nr. SW 6.4.2.

Ausgestellt:
Kunstsammlung Gera, Un-Verblümt, Otto Dix, Florale Motive im Werk des deutschen Malers - Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Druckgrafik, 24.6.-23.9.2007, S. 108 und S. 130

Die Geburt der Enkelin Bettina veranlasst Otto Dix dazu, dass er in den Jahren 1950 – 56 eine Vielzahl von Säuglings-, Kleinkind- und Kinderbildnissen malt, sein Hauptmotiv ist dabei Bettina. In spätexpressionistischem Kolorit, in kräftigen Blau-, Gelb-, Rot- und Grün- Tönen hat Dix mit diesem Pastell das ca. 3 Jahre alte Mädchen auf einer stilisierten Blumenwiese gemalt. Bettina läuft auf den malenden Großvater zu und präsentiert ihm stolz ein Sträußchen Kapuzinerkresse, das sie in ihrer linken, hoch erhobenen Hand schwenkt. In seinem Spätwerk experimentiert Otto Dix mit unterschiedlichsten künstlerischen Elementen. Er setzt die Farbe vielfach nicht mehr als Lokalfarbe ein, sondern bindet, wie auch in diesem Pastell, die Bildgegenstände und die Figur der Enkelin in übergreifende, abstraktornamental angelegte Farb-Flächen-Komposition ein. Die starken, akzentuierenden dunklen Konturen, zur Bestimmung eines Gegenstandes oder als Binnenzeichnung verwendet, verschwinden gänzlich oder werden wie bei Bettina nur in zarter Kontrastfarbe angelegt. Die Linien beginnen frei zu fließen und gehen, wie bei den Blumen in ornamentale Lineaturen oder in stilisierten Farbfeldern auf. Linie und Bildgegenstand bleiben weiterhin verbunden, doch geht es Dix vor allem um Farbklänge und lineare Modulation in der Fläche, eine Reduktion der Form auf die wesentliche Aussage der Dargestellen - seiner Enkelin Bettina.