Lot Nr. 858


Mario Schifano *


Mario Schifano * - Zeitgenössische Kunst, Teil 1

(Homs/Libyen 1934–1998 Rom)
“Boccioni 1”, signiert, datiert 1966 Schifano, rückseitig betitelt, signiert, datiert Schifano 66, Nr. 66/6, Emailfarbe, Spray-Firnis auf Leinwand und Plexiglas, 60 x 50 cm, gerahmt, (PP)

Fotozertifikat:
Fondazione Mario Schifano, Rom, Nr. 66/6 (29.5.2011) (rückseitig Aufkleber)
Archivio Mario Schifano, Monica Schifano, Rom, Nr. 02448130722 (26.7.2013)

Provenienz:
Galleria Internazionale Due Mondi, Rom
Privatsammlung, Italien

Ausstellungen:
Wanderausstellung, Rom, Immagini degli Anni ‘60: Poesia e Verità, Galleria Internazionale Due Mondi, Februar 1966 (rückseitig Aufkleber)/Ferrara, Palazzo dei Diamanti/Parma, Galleria La Sanseverina/Prato, Palazzo Petronio;
Parma, Antologica, Salone delle Scuderie in Pilotta, Februar - März 1974, Kat.-Nr. 971 (mit Abb.)

Literatur:
Arturo Carlo Quintavalle, Mario Schifano, edit. La Nazionale, 1974, Tafel 177 mit Abb.

Die Hinweise auf die klassische und neuere Kunstgeschichte intensivieren sich im Werk Schifanos in den Jahren 1964/1965: „Matisse Brancusi sogno“, „A la Balla“, „When I remember Giacomo Balla and Villa Borghese“, „La testa della madre 1913“, „Volere Brancusi in giardino“, „Vittoria sul sole per Kasimir Malevic“ und die erfolgreiche Serie „Futurismo rivisitato“ wurden gerade in dieser Schaffensphase konzipiert. (…) Der Einbruch des Massenmediums ändert die Art des Erkennens sowie die Art des Erinnerns: Der Futurismus ist eigentlich „die Futuristen“, genauer gesagt, ihre fotografische Abbildung, die in Büchern, Magazinen und Zeitungen reproduziert wird.

Nicht das Werk, sondern die Person. In ihrem manchmal pathetisch herausfordernden Auftreten schweben Boccioni und seine Freunde auf Schifanos Leinwänden. Umhüllt in ihren Mänteln aus den 1910er, sind sie gesichtslose Silhouetten, die nur durch ihre jeweilige Körperhaltung identifiziert werden können - nicht dank ihrem Werk, sondern durch die Erinnerung an ein berühmtes Foto. Schifano sieht sie mit derselben Nostalgie und Rührung, mit der man ein Fotoalbum durchblättert: Voll mit Fotos von Verwandten, von denen man als kleines Kind nur gehört hat und die sich jetzt in der Erinnerung verändert, ja nahezu mythische Züge bekommen haben. Um diese gemischten Gefühle der gleichzeitigen Distanz und Zusammengehörigkeit hervorzuheben, verwendet Schifani Perspex-Platten. Das steife, beinahe sterile, fast immer bunte Industriematerial tritt zwischen das Werk und den Betrachter (obwohl es ein Bestandteil des Werkes ist), verwirrt und löst die Konturen der Silhouetten auf, die je nach dem Blickwinkel wechseln. Dieser „atmosphärische“ Kunstgriff überträgt die konfuse räumliche Wahrnehmung in eine zeitliche Dimension, in der die Beeinträchtigung der Sicht nicht aus dem absichtlich unklar gestalteten Raum, sondern aus dem Vergehen der Zeit selbst resultiert, die den Künstler und den Betrachter von dem Augenblick und dem Erlebnis trennt, die man wiederfinden und aus der Vergessenheit retten möchte.
M. Meneguzzo, Schifano, edit. Essegi, Pinacoteca Comunale di Ravenna, 1982)

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

20.05.2014 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 46.660,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Mario Schifano *


(Homs/Libyen 1934–1998 Rom)
“Boccioni 1”, signiert, datiert 1966 Schifano, rückseitig betitelt, signiert, datiert Schifano 66, Nr. 66/6, Emailfarbe, Spray-Firnis auf Leinwand und Plexiglas, 60 x 50 cm, gerahmt, (PP)

Fotozertifikat:
Fondazione Mario Schifano, Rom, Nr. 66/6 (29.5.2011) (rückseitig Aufkleber)
Archivio Mario Schifano, Monica Schifano, Rom, Nr. 02448130722 (26.7.2013)

Provenienz:
Galleria Internazionale Due Mondi, Rom
Privatsammlung, Italien

Ausstellungen:
Wanderausstellung, Rom, Immagini degli Anni ‘60: Poesia e Verità, Galleria Internazionale Due Mondi, Februar 1966 (rückseitig Aufkleber)/Ferrara, Palazzo dei Diamanti/Parma, Galleria La Sanseverina/Prato, Palazzo Petronio;
Parma, Antologica, Salone delle Scuderie in Pilotta, Februar - März 1974, Kat.-Nr. 971 (mit Abb.)

Literatur:
Arturo Carlo Quintavalle, Mario Schifano, edit. La Nazionale, 1974, Tafel 177 mit Abb.

Die Hinweise auf die klassische und neuere Kunstgeschichte intensivieren sich im Werk Schifanos in den Jahren 1964/1965: „Matisse Brancusi sogno“, „A la Balla“, „When I remember Giacomo Balla and Villa Borghese“, „La testa della madre 1913“, „Volere Brancusi in giardino“, „Vittoria sul sole per Kasimir Malevic“ und die erfolgreiche Serie „Futurismo rivisitato“ wurden gerade in dieser Schaffensphase konzipiert. (…) Der Einbruch des Massenmediums ändert die Art des Erkennens sowie die Art des Erinnerns: Der Futurismus ist eigentlich „die Futuristen“, genauer gesagt, ihre fotografische Abbildung, die in Büchern, Magazinen und Zeitungen reproduziert wird.

Nicht das Werk, sondern die Person. In ihrem manchmal pathetisch herausfordernden Auftreten schweben Boccioni und seine Freunde auf Schifanos Leinwänden. Umhüllt in ihren Mänteln aus den 1910er, sind sie gesichtslose Silhouetten, die nur durch ihre jeweilige Körperhaltung identifiziert werden können - nicht dank ihrem Werk, sondern durch die Erinnerung an ein berühmtes Foto. Schifano sieht sie mit derselben Nostalgie und Rührung, mit der man ein Fotoalbum durchblättert: Voll mit Fotos von Verwandten, von denen man als kleines Kind nur gehört hat und die sich jetzt in der Erinnerung verändert, ja nahezu mythische Züge bekommen haben. Um diese gemischten Gefühle der gleichzeitigen Distanz und Zusammengehörigkeit hervorzuheben, verwendet Schifani Perspex-Platten. Das steife, beinahe sterile, fast immer bunte Industriematerial tritt zwischen das Werk und den Betrachter (obwohl es ein Bestandteil des Werkes ist), verwirrt und löst die Konturen der Silhouetten auf, die je nach dem Blickwinkel wechseln. Dieser „atmosphärische“ Kunstgriff überträgt die konfuse räumliche Wahrnehmung in eine zeitliche Dimension, in der die Beeinträchtigung der Sicht nicht aus dem absichtlich unklar gestalteten Raum, sondern aus dem Vergehen der Zeit selbst resultiert, die den Künstler und den Betrachter von dem Augenblick und dem Erlebnis trennt, die man wiederfinden und aus der Vergessenheit retten möchte.
M. Meneguzzo, Schifano, edit. Essegi, Pinacoteca Comunale di Ravenna, 1982)

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst, Teil 1
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 20.05.2014 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 10.05. - 20.05.2014


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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