(1545 Freimeister der Antwerpener Lukasgilde, gest. in Antwerpen 1588/89)
Juno und Saturn,
Öl auf Leinwand, 120 x 94,3 cm, gerahmt

Provenienz:
Süddeutsche Privatsammlung

Diesem Gemälde liegt ein Gutachten von Frau Dr. Ursula Härting bei (2002). Sie schreibt: “Das hier zu beurteilende, bisher gänzlich unbekannte Gemälde steht den bislang von der Forschung Jacques de Backer selbst zugeschriebenen Gemälden sehr nah. Die Figur der Juno zeigt die typischen, an der Antike geschulten Züge eines Italien-Fahrers des 16. Jahrhunderts. Jacques de Backer [...] gehörte zu den ersten niederländischen Künstlern, die nach Rom fuhren, dessen marmorartiger, eleganter Figurenstil an die florentinische Cinquecento-Manier anknüpft und der nach seiner Rückkehr zu den einflussreichsten Künstlern in Antwerpen zählte [...]”.

Eckhard Leuschner publizierte eine andere Version dieser Komposition (in unbekanntem Privatbesitz, vgl. das Foto in der Witt Library, London), als Produkt der von ihm so benannten Backer-Gruppe (in: Defining de Backer, New evidence on the last phase of Antwerp Mannerism before Rubens, Gazette des Beaux-Arts, April 2001, S. 167–192). Zur Backer-Gruppe gehören, so Härting, “Gemälde vor allem mit mythologischen, allegorischen und biblischen weiblichen Aktfiguren”. Zum Inhalt dieses Bildes schreibt Härting: “In Gestalt einer Venus, kenntlich an ihrem Emblemtier dem Pfau, steht Juno (Hera) neben Saturn (Kronos), dem Titanen, mit seinen symbolischen Attributen aus Sichel, Maske und Stundenglas. Noch heute verstehen wir dieses letzte Attribut als Zeichen für die personifizierte Zeit, als die Saturn hier vorgeführt wird. Juno hält den goldenen Kelch hoch über Saturn und stellt gleichsam dem Betrachter die Frage, ob er nicht die Seele, die Psyche, den Geist, die Art, höher bewertet als Gut und Geld, die weltlichen Güter. Der Künstler führt dazu ein Beispiel nach Ovids Metamorphosen an. Man sieht im Hintergrund König Midas, der versucht, sich im Fluss von dem Fluch zu befreien, dass alles, was er berührte, zu Gold wurde, in Erfüllung seines eigenen Wunsches (Ovid, Metam. XI)”.

Dr. Jan de Maere, dem wir für seinen freundlichen Hinweis danken, schlägt eine Zuschreibung des hier vorliegenden Gemäldes an Pauwels Franck, gen. Il Fiammingo (1540—1596) vor. Er vergleicht es mit den im Auftrag der Familie Fugger für Schloss Kirchheim entstandenen allegorischen und mythologischen Darstellungen.