(Piacenza 1691–1765 Rom)
Römisches Capriccio mit Kolosseum, Konstantinsbogen, Trajanssäule und Figuren,
Öl auf Leinwand, 118 x 123,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Vermutlich von Richard Grenville, 2. Earl Temple, in Auftrag gegeben;
Stowe House, Buckinghamshire, bis zum Verkauf durch den 1. Herzog von Buckingham und Chandos bei Christie’s, 29. und 30. November, 1839, Lot 104;
Spink & Son Ltd., bis 1920;
im folgenden Jahr verkauft an Percy Morley Horder (1870–1944),
Verkauf im Mai 1936;
Ankauf durch Captain Thomas A. Renshaw (1899–1984);
dessen Erben;
Kunstmarkt

Ausgestellt:
Norwich, Castle Museum, Eighteenth Century Italy and the Grand Tour, 23. Mai–27. Juli 1958, Nr. 40

Giovanni Paolo Panini war ob seiner Ansichten römischer Ruinen ein Künstler, der vor allem von aristokratischen Touristen aus England gefeiert wurde, denen das antike Rom die besten künstlerischen Anregungen lieferte. Wie in diesem Beispiel komponierte Panini häufig großformatige Capriccios mit aus der Fantasie bereicherten Ansichten, die auf die Wünsche seiner Auftraggeber zugeschnitten waren.

Das vorliegende Bild zeigt eine Zusammenstellung der berühmtesten Sehenswürdigkeiten Roms. Unten links sehen wir den Sarkophag der Constantia, der Tochter des ersten christlichen Kaisers Konstantin, der sich heute im Vatikanischen Museum befindet. Unmittelbar daneben sehen wir eine Fassung des Herkules Farnese des Lysipp. Bei der Säulenfassade dahinter handelt es sich vermutlich um eine idealisierte Wiedergabe des Portikus des Tempels des Antoninus Pius und der Faustina, während im linken Hintergrund das Kolosseum erscheint. Im rechten Hintergrund ist die Cestius-Pyramide zu erkennen, das Grabmal des römischen Stadtbeamten Caius Cestius. Neben der Pyramide erscheint der Tempel des Portunus oder, wie er im 18. Jahrhundert genannt wurde, der Tempel der Fortuna Virilis. Daran schließt der Konstantinsbogen an. Die Trajanssäule im rechten Vordergrund erinnert an die Siege des Kaisers in den Dakerkriegen.

Das Bild hing einst in Stowe House in Buckinghamshire (siehe Abb.). Es wurde höchstwahrscheinlich von Richard Grenville, dem 2. Earl Temple, in Auftrag gegeben, als der sich zwischen 1728 und 1732 auf der Grand Tour durch Europa befand. Die Vorstellung, dass es irgendeinen Zusammenhang zwischen dem Nachnamen des Auftraggebers und einigen auf dem Bild sichtbaren Bauwerken gibt, liegt vermutlich nahe; zudem gibt es augenscheinliche Gemeinsamkeiten mit den im neoklassizistischen Stil errichteten Gebäuden im Park von Stowe. Das Bild wurde auf Stowe in eine Beschreibung des Hauses aufgenommen, als es sich im Besitz des 2. Earl Temple befand. Diese wurde 1773 bei Seeley und Hodgkinson veröffentlicht. Die Publikation listet zwei Bilder Paninis auf, eines „über dem Kamin“ im Speisezimmer, das andere „über dem Kamin“ im Salon. Das annährend quadratische Format des vorliegenden Gemäldes lässt nur den Schluss zu, dass es speziell in Auftrag gegeben wurde, um über einem Kamin angebracht zu werden. Nach dem sich das Grenville’sche Familienvermögen unter George, dem 1. Herzog von Buckingham, drastisch reduziert hatte, wurde das Bild in der Auktion des Herzogs von Buckingham und Chandos bei Christie’s am 29. und 30. November 1839 versteigert. Es wurde für 16,50 Pfund als „Pannini“ verkauft. Betitelt war es mit „The Coloseum [sic.], portico of Faustina, and other Roman ruins, with sculpture and figures; a beautiful composition [Das Kolosseum, der Portikus der Faustina und andere römische Ruinen mit Skulpturen und Figuren] (Gegenstück zu Lot 105)“. Lot 105 trug den Titel „Classical ruins, with a philosopher addressing some soldiers and females; the figures very elegant [Klassische Ruinen mit einem zu Soldaten und Freuen sprechenden Philosophen; die Figuren sehr elegant]“.

Zusatzabbildung:
Stowe House, Buckinghamshire