Lot Nr. 941


Willem De Kooning


Willem De Kooning - Zeitgenössische Kunst - Teil I

(Rotterdam 1904 – 1997 New York) Ohne Titel, 1960, mit Widmung signiert de Kooning, Öl, Collage auf Karton, 33 x 43 cm, gerahmt, (PP)

Provenienz: Galleria d’Arte Niccoli, Parma
Privatsammlung, Italien

Ausstellung: Modena, Action Painting, Arte Americana 1940 – 1970: Dal Disegno all’opera, Foro Boario, 21. November 2004- 27. Februar 2005, Ausst.-Kat. Seite 136, Nr. 45 mit Abb. (Kurator: Luca Massimo Barbero und Peggy Guggenheim Collection, Venedig - rückseitig Aufkleber)

Der Kunstkritiker Robert Rosenblum verfasste 1961 für die Zeitschrift „ART-news“ einen hymnischen Artikel über „The abstract sublime“. […]
Das „Erhabene“ als Begriff für die menschliche Erfahrung von Schrecken und Ehrfurcht angesichts überwältigender Naturkräfte hatte im ausgehenden 18. Jahrhundert die Philosophen, Dichter und Ästhetiker beschäftigt. Nun, nach dem Zweiten Weltkrieg, nach dem Zivilisationsbruch durch Auschwitz, nach Hiroshima, in einer Zeit, in der man an der Verbindlichkeit ästhetischer und ethischer Werte zweifelte, schienen amerikanische Maler diese Tradition aufzugreifen und sie in die Kunst der Moderne zu übersetzen. Der Enthusiasmus von Rosenblum und anderen für diese neue künstlerische Bewegung war deutlich motiviert von dem Wunsch, an europäische Traditionslinien anzuknüpfen. […]
Willem de Kooning wandte sich gegen Ende der fünfziger Jahre, nach der Arbeit an der Serie der Women, Landschaftsmotiven zu – eine Wende, die mit seiner Rückkehr zur radikalen Abstraktion einherging. Schon 1954-1955 hatte er ein Bild mit dem Titel Woman as landsape gemalt und dadurch die beiden Sujets, Frau und Landschaft, miteinander verknüpft. „Die Bilder, die ich nach den Women gemalt habe“, bemerkte de Kooning 1960 im Gespräch mit David Sylvester, „sind größtenteils Emotionen“. Der Begriff „Landschaft“ erfuhr in den Arbeiten de Koonings eine persönliche Deutung und hatte nur auf sehr vermittelte Art und Weise mit dem zu tun, was das Auge in der Realität außerhalb von geschlossenen Räumen sieht. Vielmehr versuchte de Kooning, auf der Leinwand seine flüchtigen Wahrnehmungen und Empfindungen, farbliche und atmosphärische Eindrücke festzuhalten. Anders als die berühmten Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts wie Monet oder Constable malte er nicht in der Natur, sondern nach seiner Rückkehr ins Atelier. Hierbei hellte sich das Farbspektrum seiner Palette deutlich auf. (Barbara Hess, Willem de Kooning, S. 51/52) In Bildern wie dem 1960 entstandenen bei uns angebotenen Werk überwiegen Grün-, Gelb-, Blau- und Rosatöne, Weiß und Schwarz. Die Komposition aus wenigen breiten Pinselstrichen lässt den Betrachter zwischen einer abstrakten und einer gegenständlichen Lesart schwanken. „Ich bin keine ländliche Natur“, erklärte er David Sylvester. „Ich bin hier, und ich mag New York. Aber ich fahre gerne mit dem Auto hinaus. Ich schwärme für Wochenendfahrten, auch wenn ich mitten in der Woche fahre. Ich bin richtig versessen darauf, über Landstraßen und Highways zu fahren… […] “.
Auf dem bei uns angebotenen Werk spürt man diese Leidenschaft. Bei genauerer Betrachtung könnte man im Gewirr der breiten Pinselstriche im linken unteren Teil ein Gefährt erkennen, hinter welchem sich durch die Fahrtgeschwindigkeit optisch verzerrte Elemente wie Baumkronen im breiten grünen Streifen, blühende Büsche in den dunkelrosa Bereichen oder ein Straßenschild im schwarzen Bereich vermuten lassen.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at

27.11.2013 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 97.900,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Willem De Kooning


(Rotterdam 1904 – 1997 New York) Ohne Titel, 1960, mit Widmung signiert de Kooning, Öl, Collage auf Karton, 33 x 43 cm, gerahmt, (PP)

Provenienz: Galleria d’Arte Niccoli, Parma
Privatsammlung, Italien

Ausstellung: Modena, Action Painting, Arte Americana 1940 – 1970: Dal Disegno all’opera, Foro Boario, 21. November 2004- 27. Februar 2005, Ausst.-Kat. Seite 136, Nr. 45 mit Abb. (Kurator: Luca Massimo Barbero und Peggy Guggenheim Collection, Venedig - rückseitig Aufkleber)

Der Kunstkritiker Robert Rosenblum verfasste 1961 für die Zeitschrift „ART-news“ einen hymnischen Artikel über „The abstract sublime“. […]
Das „Erhabene“ als Begriff für die menschliche Erfahrung von Schrecken und Ehrfurcht angesichts überwältigender Naturkräfte hatte im ausgehenden 18. Jahrhundert die Philosophen, Dichter und Ästhetiker beschäftigt. Nun, nach dem Zweiten Weltkrieg, nach dem Zivilisationsbruch durch Auschwitz, nach Hiroshima, in einer Zeit, in der man an der Verbindlichkeit ästhetischer und ethischer Werte zweifelte, schienen amerikanische Maler diese Tradition aufzugreifen und sie in die Kunst der Moderne zu übersetzen. Der Enthusiasmus von Rosenblum und anderen für diese neue künstlerische Bewegung war deutlich motiviert von dem Wunsch, an europäische Traditionslinien anzuknüpfen. […]
Willem de Kooning wandte sich gegen Ende der fünfziger Jahre, nach der Arbeit an der Serie der Women, Landschaftsmotiven zu – eine Wende, die mit seiner Rückkehr zur radikalen Abstraktion einherging. Schon 1954-1955 hatte er ein Bild mit dem Titel Woman as landsape gemalt und dadurch die beiden Sujets, Frau und Landschaft, miteinander verknüpft. „Die Bilder, die ich nach den Women gemalt habe“, bemerkte de Kooning 1960 im Gespräch mit David Sylvester, „sind größtenteils Emotionen“. Der Begriff „Landschaft“ erfuhr in den Arbeiten de Koonings eine persönliche Deutung und hatte nur auf sehr vermittelte Art und Weise mit dem zu tun, was das Auge in der Realität außerhalb von geschlossenen Räumen sieht. Vielmehr versuchte de Kooning, auf der Leinwand seine flüchtigen Wahrnehmungen und Empfindungen, farbliche und atmosphärische Eindrücke festzuhalten. Anders als die berühmten Landschaftsmaler des 19. Jahrhunderts wie Monet oder Constable malte er nicht in der Natur, sondern nach seiner Rückkehr ins Atelier. Hierbei hellte sich das Farbspektrum seiner Palette deutlich auf. (Barbara Hess, Willem de Kooning, S. 51/52) In Bildern wie dem 1960 entstandenen bei uns angebotenen Werk überwiegen Grün-, Gelb-, Blau- und Rosatöne, Weiß und Schwarz. Die Komposition aus wenigen breiten Pinselstrichen lässt den Betrachter zwischen einer abstrakten und einer gegenständlichen Lesart schwanken. „Ich bin keine ländliche Natur“, erklärte er David Sylvester. „Ich bin hier, und ich mag New York. Aber ich fahre gerne mit dem Auto hinaus. Ich schwärme für Wochenendfahrten, auch wenn ich mitten in der Woche fahre. Ich bin richtig versessen darauf, über Landstraßen und Highways zu fahren… […] “.
Auf dem bei uns angebotenen Werk spürt man diese Leidenschaft. Bei genauerer Betrachtung könnte man im Gewirr der breiten Pinselstriche im linken unteren Teil ein Gefährt erkennen, hinter welchem sich durch die Fahrtgeschwindigkeit optisch verzerrte Elemente wie Baumkronen im breiten grünen Streifen, blühende Büsche in den dunkelrosa Bereichen oder ein Straßenschild im schwarzen Bereich vermuten lassen.

Expertin: Mag. Patricia Pálffy Mag. Patricia Pálffy
+43-1-515 60-386

patricia.palffy@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst - Teil I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.11.2013 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 16.11. - 27.11.2013


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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