(Venedig 1726-1804) Die Anbetung der Könige, Feder in brauner Tusche auf Bütten, 19,8 x 28,5 cm, Passep., gerahmt, (Sch)

Diese ausdrucksstarke, bisher unpublizierte Zeichnung stellt ein typisches Beispiel für das zeichnerische Frühwerk von Domenico Tiepolo dar. In seinen Kompositionen und dem figurativen Stil war Domenico stark von seinem Vater Giovanni Battista Tiepolo beeinflusst, führte dessen Stil jedoch in einer expressiven Manier fort, die sich in der kraftvollen und etwas kratzigen Linienführung sowie der komprimierten Räumlichkeit der Figuren zeigt.

Die vorliegende Zeichnung ist stilistisch mit einer größeren Gruppe von Federzeichnungen in verschiedenen öffentlichen und privaten Sammlungen verwandt, von denen die meisten religiöse Themen aus dem Alten Testament bzw. Szenen aus dem Leben des hl. Antonius darstellen. Diese Zeichnungen sind in die Jahre zwischen 1750 und 1760 zu datieren, in denen sich Domenico bereits als eigenständiger Künstler von der Werkstatt seines Vaters emanzipierte und sich als anerkannter Maler und Zeichner etablierte. Die vorliegende Zeichnung stellt das Thema der Anbetung der Könige in einer bereits um 1730 von seinem Vater Giovanni Battista erprobten Kompositionsform dar, deren theatralische Inszenierung er für ein Gemälde mit der Opferung der Iphigenie (Venedig, Sammlung Giustinian Recenati; Merlengo, Palazzo Cornaro) verwendet hatte.

Vergleichende Literatur: George Knox, Panorama of Tiepolo Drawing, 2008, Kat. 83, S. 176; Adelheid M. Gealt/ George Knox (Hrsg.), Giandomenico Tiepolo: maestria e gioco - disegni dal mondo, Ausst. Kat. Udine, Castello di Udine, 14. September - 31. Dezember 1996, Nr. 71, 73, 74, 78, 79.

Wir danken Prof. Dr. Bernard Aikema für die wissenschaftliche Unterstützung in der Katalogisierung der vorliegenden Zeichnung.