Lot Nr. 69


Peter Paul Rubens, Werkstatt - Pendants (2)


Peter Paul Rubens, Werkstatt - Pendants (2) - Alte Meister

(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Porträts von Erzherzog Albrecht und Erzherzogin Isabella Clara Eugenia von Österreich,
Öl auf Leinwand, je 123 x 91 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Sammlung Cogels, Antwerpen;
Auktion, Campo, Antwerpen, 13. Dezember 1960, Lot 118a und 118b;
Sammlung Mme Boudry, Antwerpen;
Privatsammlung, Belgien

Literatur:
A.-C. Hosten, Les Portraits des Archiducs Albert et Isabelle par Pierre Paul Rubens, in: Brabant, September 1978, S. 5/6 (als Cornelis de Vos, von Rubens überarbeitet);
Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, hrsg. von Hans Vlieghe, XIX, Bd. 2, 1987, S. 40, Nr. 64, 3 und S. 41, Nr. 65, 3 (als anonym, nach Rubens)

Im Jahr 1609 ernannten Erzherzog Albrecht von Österreich, der Statthalter der Spanischen Niederlande, und seine Gemahlin, die spanische Infantin Isabella Clara Eugenia, Peter Paul Rubens zu ihrem Hofmaler. Im September desselben Jahres malte Rubens zwei offizielle Porträts des Herrscherpaars, die es in prächtigen Gewändern vor rotem Hintergrund zeigen. Dieser Porträttypus ist uns in zahlreichen Fassungen überliefert, von denen sich eine im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet (siehe H. Vlieghe, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 19–22, New York 1987, S. 45/46, Kat. Nr. 68/69). Dass Rubens später um einer zeitlichen Anpassung willen eine zweite Variante der Bildnisse schuf, geht aus einem Brief von Jan Brueghel d. Ä. hervor, der damals mit Rubens an der bedeutenden Serie der Fünf Sinne zusammenarbeitete (heute im Museo del Prado, Madrid).

Die Kunstwissenschaft ist der Auffassung, dass aus der zweiten Porträtsitzung jene beiden Gemälde hervorgingen, die sich heute im Prado befinden und die das Paar vor dem Hintergrund der Schlösser von Mariemont bzw. Tervuren zeigen. Obwohl die Landsitze den Madrider Bildnissen einen ähnlich offiziellen Anstrich verleihen wie im früher entstandenen Porträttypus, macht das Erzherzogspaar einen intimeren und entspannteren Eindruck. Diese zumindest gegenüber dem früheren Typus eher informelle Anmutung ist auch im vorliegenden Gemäldepaar zu erkennen, das wie auch mehrere weitere Werkstattrepliken auf den in Madrid befindlichen Gemeinschaftsporträts Rubens’ und Jan Brueghels d. Ä. beruht. Weitere Versionen des Gemäldepaars, darunter auch die vorliegenden Porträts, wurden zu Rubens’ Lebzeiten in der Werkstatt des Meisters ausgeführt, deren Hauptaufgabe es war, die Bilder der Monarchen im buchstäblichen Sinn zu verbreiten und damit die offizielle Ikonografie des Hofes zu befördern. Der Prototyp dieser Gruppe ist in einer Abwandlung der Bildnisse des Prado dokumentiert. Er ist kleinformatiger und vereint das Erzherzogspaar auf einem einzigen Gemälde in identischer Haltung auf einem Schrank hinter Venus oder Juno in der Allegorie desGesichtssinns von Jan Brueghel und Rubens in Madrid. Dies beweist die Existenz des Typus bereits im Jahr 1617, aus welchem die Allegorie datiert. Zusätzlich zu dem vorliegenden Gemäldepaar befinden sich weitere Werkstattwiederholungen im Chrysler Museum, Norfolk (Virginia) und in der Sammlung der Earls Spencer in Althorp.

Erzherzog Albrecht wurde als fünfter Sohn von Kaiser Maximilian II. und der Infantin Maria von Spanien geboren. Er wuchs am spanischen Hof auf und verfolgte schon früh eine kirchliche Laufbahn. 1577 wurde er Erzbischof von Toledo, 1580 ernannte der Papst ihn zum Kardinal. Zwischen 1583 und 1595 war er Vizekönig von Portugal, danach wurde er als Statthalter der Spanischen Niederlande eingesetzt. Als er 1598 mit der spanischen Infantin Isabella Clara Eugenia verlobt wurde, entließ der Papst Albrecht aus seinen kirchlichen Verpflichtungen. Isabella, eine Tochter Königs Philipps II. von Spanien und somit Enkelin von Kaiser Karl V., brachte die Spanischen Niederlande als Mitgift in die Ehe mit, unter der Bedingung, dass sie nach dem Tod Albrechts und Isabellas an Spanien zurückfallen sollten. Das Paar residierte ab 1599 in Brüssel. Der Erzherzog starb 1621, seine Witwe fungierte bis zu ihrem Tod als Regentin. Beide galten als wichtige Mäzene der Künste und Wissenschaften und erwarben sich in dieser Hinsicht besondere Verdienste als Förderer Peter Paul Rubens’.

Wir danken Herrn Professor Hans Vlieghe, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an die Rubens-Werkstatt anhand hochauflösender Fotografien bestätigt hat.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

17.10.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 87.500,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Peter Paul Rubens, Werkstatt - Pendants (2)


(Siegen 1577–1640 Antwerpen)
Porträts von Erzherzog Albrecht und Erzherzogin Isabella Clara Eugenia von Österreich,
Öl auf Leinwand, je 123 x 91 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Sammlung Cogels, Antwerpen;
Auktion, Campo, Antwerpen, 13. Dezember 1960, Lot 118a und 118b;
Sammlung Mme Boudry, Antwerpen;
Privatsammlung, Belgien

Literatur:
A.-C. Hosten, Les Portraits des Archiducs Albert et Isabelle par Pierre Paul Rubens, in: Brabant, September 1978, S. 5/6 (als Cornelis de Vos, von Rubens überarbeitet);
Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, hrsg. von Hans Vlieghe, XIX, Bd. 2, 1987, S. 40, Nr. 64, 3 und S. 41, Nr. 65, 3 (als anonym, nach Rubens)

Im Jahr 1609 ernannten Erzherzog Albrecht von Österreich, der Statthalter der Spanischen Niederlande, und seine Gemahlin, die spanische Infantin Isabella Clara Eugenia, Peter Paul Rubens zu ihrem Hofmaler. Im September desselben Jahres malte Rubens zwei offizielle Porträts des Herrscherpaars, die es in prächtigen Gewändern vor rotem Hintergrund zeigen. Dieser Porträttypus ist uns in zahlreichen Fassungen überliefert, von denen sich eine im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet (siehe H. Vlieghe, Corpus Rubenianum Ludwig Burchard, Bd. 19–22, New York 1987, S. 45/46, Kat. Nr. 68/69). Dass Rubens später um einer zeitlichen Anpassung willen eine zweite Variante der Bildnisse schuf, geht aus einem Brief von Jan Brueghel d. Ä. hervor, der damals mit Rubens an der bedeutenden Serie der Fünf Sinne zusammenarbeitete (heute im Museo del Prado, Madrid).

Die Kunstwissenschaft ist der Auffassung, dass aus der zweiten Porträtsitzung jene beiden Gemälde hervorgingen, die sich heute im Prado befinden und die das Paar vor dem Hintergrund der Schlösser von Mariemont bzw. Tervuren zeigen. Obwohl die Landsitze den Madrider Bildnissen einen ähnlich offiziellen Anstrich verleihen wie im früher entstandenen Porträttypus, macht das Erzherzogspaar einen intimeren und entspannteren Eindruck. Diese zumindest gegenüber dem früheren Typus eher informelle Anmutung ist auch im vorliegenden Gemäldepaar zu erkennen, das wie auch mehrere weitere Werkstattrepliken auf den in Madrid befindlichen Gemeinschaftsporträts Rubens’ und Jan Brueghels d. Ä. beruht. Weitere Versionen des Gemäldepaars, darunter auch die vorliegenden Porträts, wurden zu Rubens’ Lebzeiten in der Werkstatt des Meisters ausgeführt, deren Hauptaufgabe es war, die Bilder der Monarchen im buchstäblichen Sinn zu verbreiten und damit die offizielle Ikonografie des Hofes zu befördern. Der Prototyp dieser Gruppe ist in einer Abwandlung der Bildnisse des Prado dokumentiert. Er ist kleinformatiger und vereint das Erzherzogspaar auf einem einzigen Gemälde in identischer Haltung auf einem Schrank hinter Venus oder Juno in der Allegorie desGesichtssinns von Jan Brueghel und Rubens in Madrid. Dies beweist die Existenz des Typus bereits im Jahr 1617, aus welchem die Allegorie datiert. Zusätzlich zu dem vorliegenden Gemäldepaar befinden sich weitere Werkstattwiederholungen im Chrysler Museum, Norfolk (Virginia) und in der Sammlung der Earls Spencer in Althorp.

Erzherzog Albrecht wurde als fünfter Sohn von Kaiser Maximilian II. und der Infantin Maria von Spanien geboren. Er wuchs am spanischen Hof auf und verfolgte schon früh eine kirchliche Laufbahn. 1577 wurde er Erzbischof von Toledo, 1580 ernannte der Papst ihn zum Kardinal. Zwischen 1583 und 1595 war er Vizekönig von Portugal, danach wurde er als Statthalter der Spanischen Niederlande eingesetzt. Als er 1598 mit der spanischen Infantin Isabella Clara Eugenia verlobt wurde, entließ der Papst Albrecht aus seinen kirchlichen Verpflichtungen. Isabella, eine Tochter Königs Philipps II. von Spanien und somit Enkelin von Kaiser Karl V., brachte die Spanischen Niederlande als Mitgift in die Ehe mit, unter der Bedingung, dass sie nach dem Tod Albrechts und Isabellas an Spanien zurückfallen sollten. Das Paar residierte ab 1599 in Brüssel. Der Erzherzog starb 1621, seine Witwe fungierte bis zu ihrem Tod als Regentin. Beide galten als wichtige Mäzene der Künste und Wissenschaften und erwarben sich in dieser Hinsicht besondere Verdienste als Förderer Peter Paul Rubens’.

Wir danken Herrn Professor Hans Vlieghe, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an die Rubens-Werkstatt anhand hochauflösender Fotografien bestätigt hat.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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