Lot Nr. 29


Antonio Badile


Antonio Badile - Alte Meister

(Verona 1518–1560)
Porträt eines Künstlers im Dreiviertelprofil, möglicherweise ein Selbstbildnis, in schwarzer Tunika über rotem Wams, mit einer Karte in der Rechten und einem Buch und einem Stichel auf dem Sims davor,
rechts unten signiert, beschriftet und datiert (auf der Karte in der Hand des Dargestellten): 1552. po Aprile/Anto baylo pictor…,
Öl auf Leinwand, 113 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Casa Ercolani, Bologna (1769);
Robert Stayner Holford (1808–1892), Dorchester House, London;
Sir George Lindsay Holford, Westonbirt, Gloucesestershire;
Arthur Thomas Lloyd, Locking House, Wantage;
Auktion, Sotheby’s, London, 25. Juni 1969, Lot 40 (als Antonio Badile);
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Columbus, Gallery of Fine Arts, The Age of Titian, 1946, S. 12, Nr. 11 (als Giovanni Battista Moroni);
Denver, Art Museum, Italian Renaissance and Baroque Art, 1947/48, S. 11, Nr. 15 (als Giovanni Battista Moroni);
Winnipeg Art Gallery Association, Great Masters of the Italian Renaissance, 1953, S. 27, Nr. 34 (als Giovanni Battista Moroni);

Literatur:
R. Benson, The Holford Collection, Oxford 1924, S. 67, Nr. 56 (als Giovanni Battista Moroni zugeschrieben);
M. Azzi Visentini, Un’opera inedita di Antonio Badile, in: Arte Veneta, 28, 1974, S. 245;
E. Calbi/D. Scaglietti Kelescian, Marcello Oretti e il patrimonio artistico privato bolognese. Indice, Bologna 1984, S. 33;
S. Marinelli, 37. Antonio Badile, in: Veronese e Verona, Verona 1988, S. 288/289;
S. Marinelli, Verona 1540–1600, in: M. Lucco (Hrsg.), La pittura nel Veneto. Il Cinquecento, Mailand 1998, Bd. II, S. 809;
A. Zamperini, Workshops and Artists in Verona: the Production System, in: E. Karet, The Antonio Badile II Album of Drawings: the Origins of Collecting Drawings in Early Modern Italy, London/New York 2017, S. 63–65, Abb. 2.25

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (unter Nr. 31394) als Werk Antonio Badiles verzeichnet.

Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, sowie für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Antonio Badile gehörte einer bekannten Familie von Malern und Bildhauern an, die über Jahrhunderte hinweg in Verona tätig war. Er war der Sohn Girolamos, eines Graveurs. Lange Zeit nahm man sein Geburtsjahr mit 1480 an, was aufgrund der Inschrift auf der Rückseite eines Altarbildes in San Nazaro e Celso in Verona, in der sich der Künstler selbst als 25 Jahre alt ausweist, auf 1518 korrigiert werden musste. Nach seiner ersten Ausbildung unter seinem Onkel Francesco, einem Maler, der den Zwölfjährigen nach dem Tod dessen Vaters auch bei sich aufzog, ging er eine Zeitlang bei Giovan Francesco Caroto in die Lehre. Er war der Lehrmeister Paolo Veroneses, der später auch sein Schwiegersohn wurde.

Das vorliegende Gemälde gilt traditionell als Porträt eines Graveurs, doch Azzi Visentini zufolge (siehe Literatur) könnte es sich bei dem als Halbfigur und im Dreiviertelprofil Dargestellten, der dem Betrachter entgegenblickt, auch um ein Selbstporträt handeln. Tatsächlich sind in dem Behältnis auf dem Möbel zu seiner Rechten Malerwerkzeuge zu erkennen. Im linken Hintergrund gibt ein breites Fenster das den Blick auf eine Stadt frei stellt. Der abgebildete Straßenzug könnte sich in Verona, der Heimatstadt des Künstlers, befunden haben.

Mauro Lucco teilt die Vermutung, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um ein Selbstporträt handeln könnte, und hat darauf hingewiesen, dass man in dem Tintenfass und den zwei Federn auf dem seitlichen Tisch, eine Anspielung auf den Beruf des Dargestellten sehen könnte; auf dem Tisch vor ihm befindet sich ein Album mit der Inschrift „1552/GROSO“, auf die der Dargestellte hindeutet. Lucco zufolge handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Album mit Zeichnungen aus dem Besitz Antonio Badiles d. Ä. (des Großvaters von Antonio Badile, der ebenfalls Künstler war und traditionell mit dem „Maestro del Cespo di Garofani“ gleichgesetzt wird); der auf den losen Blättern rechts platzierte Gegenstand scheint ein Stichel, das Werkzeug eines Kupferstechers, zu sein. Lucco ist der Auffassung, dass das vorliegende Bildnis als Selbstporträt zu lesen ist, das sowohl der Familie des Künstlers zur Ehre gereicht als auch dem Künstler selbst, dem man damals als Lehrer Paolo Veroneses Beifall zollte, welcher zeitgleich selbst die ersten großen öffentlichen Erfolge verzeichnete.

Ein weiteres Beispiel für Antonio Badiles Schaffen als Bildnismaler ist das Porträt Fra Salvo Avanzis in der Galleria dell’Accademia, Venedig. Badiles künstlerische Tätigkeit erreichte in den 1550er-Jahren, aus denen auch das vorliegende Porträt datiert, ihren Höhepunkt.

Das vorliegende Gemälde gehörte einst der bedeutenden Sammlung Robert Stayner Holfords (1808–1892), eines angesehenen britischen Kunstsammlers des 19. Jahrhunderts, an (siehe auch Los 37). Der begüterte Grundbesitzer war ein gelehrter Sammler von Altmeisterkunst, seltenen Büchern und Handschriften. Zwischen 1851 und 1853 ließ er das Dorchester House in der Londoner Park Lane erbauen, um dort seine Sammlung unterzubringen.

17.10.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 100.000,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-

Antonio Badile


(Verona 1518–1560)
Porträt eines Künstlers im Dreiviertelprofil, möglicherweise ein Selbstbildnis, in schwarzer Tunika über rotem Wams, mit einer Karte in der Rechten und einem Buch und einem Stichel auf dem Sims davor,
rechts unten signiert, beschriftet und datiert (auf der Karte in der Hand des Dargestellten): 1552. po Aprile/Anto baylo pictor…,
Öl auf Leinwand, 113 x 97 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Casa Ercolani, Bologna (1769);
Robert Stayner Holford (1808–1892), Dorchester House, London;
Sir George Lindsay Holford, Westonbirt, Gloucesestershire;
Arthur Thomas Lloyd, Locking House, Wantage;
Auktion, Sotheby’s, London, 25. Juni 1969, Lot 40 (als Antonio Badile);
europäische Privatsammlung

Ausgestellt:
Columbus, Gallery of Fine Arts, The Age of Titian, 1946, S. 12, Nr. 11 (als Giovanni Battista Moroni);
Denver, Art Museum, Italian Renaissance and Baroque Art, 1947/48, S. 11, Nr. 15 (als Giovanni Battista Moroni);
Winnipeg Art Gallery Association, Great Masters of the Italian Renaissance, 1953, S. 27, Nr. 34 (als Giovanni Battista Moroni);

Literatur:
R. Benson, The Holford Collection, Oxford 1924, S. 67, Nr. 56 (als Giovanni Battista Moroni zugeschrieben);
M. Azzi Visentini, Un’opera inedita di Antonio Badile, in: Arte Veneta, 28, 1974, S. 245;
E. Calbi/D. Scaglietti Kelescian, Marcello Oretti e il patrimonio artistico privato bolognese. Indice, Bologna 1984, S. 33;
S. Marinelli, 37. Antonio Badile, in: Veronese e Verona, Verona 1988, S. 288/289;
S. Marinelli, Verona 1540–1600, in: M. Lucco (Hrsg.), La pittura nel Veneto. Il Cinquecento, Mailand 1998, Bd. II, S. 809;
A. Zamperini, Workshops and Artists in Verona: the Production System, in: E. Karet, The Antonio Badile II Album of Drawings: the Origins of Collecting Drawings in Early Modern Italy, London/New York 2017, S. 63–65, Abb. 2.25

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri (unter Nr. 31394) als Werk Antonio Badiles verzeichnet.

Wir danken Mauro Lucco, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes nach dessen Prüfung im Original bestätigt hat, sowie für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Antonio Badile gehörte einer bekannten Familie von Malern und Bildhauern an, die über Jahrhunderte hinweg in Verona tätig war. Er war der Sohn Girolamos, eines Graveurs. Lange Zeit nahm man sein Geburtsjahr mit 1480 an, was aufgrund der Inschrift auf der Rückseite eines Altarbildes in San Nazaro e Celso in Verona, in der sich der Künstler selbst als 25 Jahre alt ausweist, auf 1518 korrigiert werden musste. Nach seiner ersten Ausbildung unter seinem Onkel Francesco, einem Maler, der den Zwölfjährigen nach dem Tod dessen Vaters auch bei sich aufzog, ging er eine Zeitlang bei Giovan Francesco Caroto in die Lehre. Er war der Lehrmeister Paolo Veroneses, der später auch sein Schwiegersohn wurde.

Das vorliegende Gemälde gilt traditionell als Porträt eines Graveurs, doch Azzi Visentini zufolge (siehe Literatur) könnte es sich bei dem als Halbfigur und im Dreiviertelprofil Dargestellten, der dem Betrachter entgegenblickt, auch um ein Selbstporträt handeln. Tatsächlich sind in dem Behältnis auf dem Möbel zu seiner Rechten Malerwerkzeuge zu erkennen. Im linken Hintergrund gibt ein breites Fenster das den Blick auf eine Stadt frei stellt. Der abgebildete Straßenzug könnte sich in Verona, der Heimatstadt des Künstlers, befunden haben.

Mauro Lucco teilt die Vermutung, dass es sich bei dem vorliegenden Gemälde um ein Selbstporträt handeln könnte, und hat darauf hingewiesen, dass man in dem Tintenfass und den zwei Federn auf dem seitlichen Tisch, eine Anspielung auf den Beruf des Dargestellten sehen könnte; auf dem Tisch vor ihm befindet sich ein Album mit der Inschrift „1552/GROSO“, auf die der Dargestellte hindeutet. Lucco zufolge handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein Album mit Zeichnungen aus dem Besitz Antonio Badiles d. Ä. (des Großvaters von Antonio Badile, der ebenfalls Künstler war und traditionell mit dem „Maestro del Cespo di Garofani“ gleichgesetzt wird); der auf den losen Blättern rechts platzierte Gegenstand scheint ein Stichel, das Werkzeug eines Kupferstechers, zu sein. Lucco ist der Auffassung, dass das vorliegende Bildnis als Selbstporträt zu lesen ist, das sowohl der Familie des Künstlers zur Ehre gereicht als auch dem Künstler selbst, dem man damals als Lehrer Paolo Veroneses Beifall zollte, welcher zeitgleich selbst die ersten großen öffentlichen Erfolge verzeichnete.

Ein weiteres Beispiel für Antonio Badiles Schaffen als Bildnismaler ist das Porträt Fra Salvo Avanzis in der Galleria dell’Accademia, Venedig. Badiles künstlerische Tätigkeit erreichte in den 1550er-Jahren, aus denen auch das vorliegende Porträt datiert, ihren Höhepunkt.

Das vorliegende Gemälde gehörte einst der bedeutenden Sammlung Robert Stayner Holfords (1808–1892), eines angesehenen britischen Kunstsammlers des 19. Jahrhunderts, an (siehe auch Los 37). Der begüterte Grundbesitzer war ein gelehrter Sammler von Altmeisterkunst, seltenen Büchern und Handschriften. Zwischen 1851 und 1853 ließ er das Dorchester House in der Londoner Park Lane erbauen, um dort seine Sammlung unterzubringen.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017


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