Lot Nr. 15


Sebastian Vrancx zugeschrieben


Sebastian Vrancx zugeschrieben - Alte Meister

(Antwerpen 1573–1647)
Winterlandschaft mit Karnevalsszene vor der Kipdorppoort-Bastei in Antwerpen,
Öl auf Leinwand, 60 x 88 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, London, 9. Dezember 2005, Lot 111;
dort vom heutigen Besitzer erworben

Das vorliegende Gemälde zeigt eine der bekanntesten Karnevalskompositionen der flämischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Von ihrer Beliebtheit zeugen die Gemälde Sebastian Vrancx’ u. a. im Prado in Madrid und in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München. Ein weiteres um 1618–1620 datiertes Gemälde, das heute als die ursprüngliche Fassung angesehen wird, kam am 8. Dezember 2015 bei Christie’s, London, als Lot 4 zur Versteigerung.

Zwar ist die aktuelle kunsthistorische Forschung zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier um ein Werk von Sebastian Vrancx handelt, doch galt lange Denis van Alsloot (um 1568–1625) als dessen Schöpfer. Sabine van Sprang hat die traditionelle Zuschreibung an van Alsloot in ihrer Monografie über den Künstler zurückgewiesen (siehe S. van Sprang, Denijs van Alsloot, Peintre Paysagiste au service de la cour des Archducs Albert et Isabelle, Turnhout 2014).

Von Sebastian Vrancx weiß man, dass er einer vielbeschäftigten Werkstatt vorstand. Einer ihrer Mitarbeiter wurde als Jacques van der Wij(h)en (um 1588 – nach 1658) identifiziert (siehe W. Bernt, Die Niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts, München, 1970, Bd. III). Dessen Hand wurde in dem Gemälde Die Plünderung nach der Schlacht von Sebastian Vrancx und seiner Werkstatt und Jan Brueghel II. im Musée des Beaux-Arts, Brüssel, festgestellt (zu Sebastian Vrancx und seinen Gemeinschaftsprojekten mit anderen Künstlern siehe die Ausstellung in Brüssel, Musée des Beaux-Arts, Du dessin sous-jacent à la peinture. Sebastiaen Vrancx et sa collaboration avec d’autres maîtres, 17. Oktober 2004 – 16. Januar 2005). Jacques van Wij(h)en wurde als weiterer möglicher Schöpfer dieses Gemäldes vorgeschlagen.
vDargestellt ist das lebhafte Treiben am die Mauern Antwerpens umgebenden zugefrorenen Stadtgraben, wo eine große Menschenmenge, unter die sich zahlreiche Gestalten im Karnevalskostüm gemischt haben, im Feiern begriffen ist. Derartige Szenen waren typisch für die Region Antwerpen, wo öffentlich inszenierte Festivitäten wie der zu Pfingsten abgehaltene Ommegang, eines der größten und prächtigsten dieser Feste, sich bei der einheimischen Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuten. Viele Künstler ließen sich von den bunten Bildern, die solche Feste darboten, anregen. Auf dem vorliegenden Gemälde tritt eine Truppe der Commedia dell’Arte auf dem Eis auf und zieht damit die Aufmerksamkeit der Feiernden auf sich. Die um sie versammelten maskierten Unterhalter, Tänzer, Musiker und Redner tragen das ihre zur festlichen Stimmung bei. Im Vergleich zu früheren Gemälden dieses Typus von Pieter Bruegel d. Ä. gibt sich die dargestellte Szene relativ verhalten, wobei viele Figuren durch ihre elegante Erscheinung auffallen. Wie üblich mischen sich bei dieser Gelegenheit die Schönen und Reichen mit den weniger Wohlhabenden, was darauf hindeutet, dass Feste wie diese selbst die größten sozialen Unterschiede vorübergehend ausglichen und mithalfen, die täglichen sozialen Spannungen zwischen den Gesellschaftsschichten zu mildern. Auf dem Wall ist auf Höhe des Kirchturms im Hintergrund eine Gruppe Geistlicher und anderer Würdenträger zu erkennen, die auf die Feierlichkeiten herabblicken. Sie bringen eine nüchternere Atmosphäre in das Treiben, zumal sie daran erinnern, dass öffentliche Feste wie dieses von den Behörden einer Prüfung unterzogen wurden. Alle Gesänge und Darbietungen mussten vor der öffentlichen Aufführung genehmigt werden.

Das Karnevalsthema wurde von Antwerpener Künstlern wie Joos van Winge, Louis de Caullery, Hieronymous Francken und Frans Francken II. aufgegriffen, die unter dem Einfluss der venezianischen Tradition Szenen nächtlicher Feste, Maskeraden und Bälle darstellten. Viele Künstler standen mit den bei diesen Festivitäten auftretenden Darstellern in enger Verbindung. Vrancx war beispielsweise Mitglied der Violieren, einer offiziellen Kammer der Antwerpener Rhetoriker, die ihrerseits der Lukasgilde nahestand.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

17.10.2017 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 161.600,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Sebastian Vrancx zugeschrieben


(Antwerpen 1573–1647)
Winterlandschaft mit Karnevalsszene vor der Kipdorppoort-Bastei in Antwerpen,
Öl auf Leinwand, 60 x 88 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion, Christie’s, London, 9. Dezember 2005, Lot 111;
dort vom heutigen Besitzer erworben

Das vorliegende Gemälde zeigt eine der bekanntesten Karnevalskompositionen der flämischen Kunst des 17. Jahrhunderts. Von ihrer Beliebtheit zeugen die Gemälde Sebastian Vrancx’ u. a. im Prado in Madrid und in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen in München. Ein weiteres um 1618–1620 datiertes Gemälde, das heute als die ursprüngliche Fassung angesehen wird, kam am 8. Dezember 2015 bei Christie’s, London, als Lot 4 zur Versteigerung.

Zwar ist die aktuelle kunsthistorische Forschung zu dem Schluss gekommen, dass es sich hier um ein Werk von Sebastian Vrancx handelt, doch galt lange Denis van Alsloot (um 1568–1625) als dessen Schöpfer. Sabine van Sprang hat die traditionelle Zuschreibung an van Alsloot in ihrer Monografie über den Künstler zurückgewiesen (siehe S. van Sprang, Denijs van Alsloot, Peintre Paysagiste au service de la cour des Archducs Albert et Isabelle, Turnhout 2014).

Von Sebastian Vrancx weiß man, dass er einer vielbeschäftigten Werkstatt vorstand. Einer ihrer Mitarbeiter wurde als Jacques van der Wij(h)en (um 1588 – nach 1658) identifiziert (siehe W. Bernt, Die Niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts, München, 1970, Bd. III). Dessen Hand wurde in dem Gemälde Die Plünderung nach der Schlacht von Sebastian Vrancx und seiner Werkstatt und Jan Brueghel II. im Musée des Beaux-Arts, Brüssel, festgestellt (zu Sebastian Vrancx und seinen Gemeinschaftsprojekten mit anderen Künstlern siehe die Ausstellung in Brüssel, Musée des Beaux-Arts, Du dessin sous-jacent à la peinture. Sebastiaen Vrancx et sa collaboration avec d’autres maîtres, 17. Oktober 2004 – 16. Januar 2005). Jacques van Wij(h)en wurde als weiterer möglicher Schöpfer dieses Gemäldes vorgeschlagen.
vDargestellt ist das lebhafte Treiben am die Mauern Antwerpens umgebenden zugefrorenen Stadtgraben, wo eine große Menschenmenge, unter die sich zahlreiche Gestalten im Karnevalskostüm gemischt haben, im Feiern begriffen ist. Derartige Szenen waren typisch für die Region Antwerpen, wo öffentlich inszenierte Festivitäten wie der zu Pfingsten abgehaltene Ommegang, eines der größten und prächtigsten dieser Feste, sich bei der einheimischen Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuten. Viele Künstler ließen sich von den bunten Bildern, die solche Feste darboten, anregen. Auf dem vorliegenden Gemälde tritt eine Truppe der Commedia dell’Arte auf dem Eis auf und zieht damit die Aufmerksamkeit der Feiernden auf sich. Die um sie versammelten maskierten Unterhalter, Tänzer, Musiker und Redner tragen das ihre zur festlichen Stimmung bei. Im Vergleich zu früheren Gemälden dieses Typus von Pieter Bruegel d. Ä. gibt sich die dargestellte Szene relativ verhalten, wobei viele Figuren durch ihre elegante Erscheinung auffallen. Wie üblich mischen sich bei dieser Gelegenheit die Schönen und Reichen mit den weniger Wohlhabenden, was darauf hindeutet, dass Feste wie diese selbst die größten sozialen Unterschiede vorübergehend ausglichen und mithalfen, die täglichen sozialen Spannungen zwischen den Gesellschaftsschichten zu mildern. Auf dem Wall ist auf Höhe des Kirchturms im Hintergrund eine Gruppe Geistlicher und anderer Würdenträger zu erkennen, die auf die Feierlichkeiten herabblicken. Sie bringen eine nüchternere Atmosphäre in das Treiben, zumal sie daran erinnern, dass öffentliche Feste wie dieses von den Behörden einer Prüfung unterzogen wurden. Alle Gesänge und Darbietungen mussten vor der öffentlichen Aufführung genehmigt werden.

Das Karnevalsthema wurde von Antwerpener Künstlern wie Joos van Winge, Louis de Caullery, Hieronymous Francken und Frans Francken II. aufgegriffen, die unter dem Einfluss der venezianischen Tradition Szenen nächtlicher Feste, Maskeraden und Bälle darstellten. Viele Künstler standen mit den bei diesen Festivitäten auftretenden Darstellern in enger Verbindung. Vrancx war beispielsweise Mitglied der Violieren, einer offiziellen Kammer der Antwerpener Rhetoriker, die ihrerseits der Lukasgilde nahestand.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 17.10.2017 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 07.10. - 17.10.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.

Warum bei myDOROTHEUM registrieren?

Die kostenlose Registrierung bei myDOROTHEUM ermöglicht Ihnen die komplette Nutzung folgender Funktionen:

Katalog Benachrichtigungen sobald ein neuer Auktionskatalog online ist.
Auktionstermin Erinnerung zwei Tage vor Auktionsbeginn.
Mitbieten Bieten Sie auf Ihre Lieblingsstücke und ersteigern Sie neue Meisterwerke!
Suchservice Sie suchen nach einem bestimmten Künstler oder einer bestimmten Marke? Speichern Sie Ihre Suche ab und werden Sie automatisch informiert, sobald diese in einer Auktion angeboten werden!