(Verona 1707–1762 Sankt Petersburg)
Bildnis einer jungen Frau
Öl auf Leinwand, auf Holz aufgezogen, 45 x 35 cm, gerahmt

Bei dem vorliegenden Porträt handelt es sich um eine jener Darstellungen junger Frauen, mit denen sich Rotari in ganz Europa einen Namen gemacht hatte. Der Künstler führte ähnliche Köpfe, die mit ihrem Sentiment und ihrer malerischen Brillanz gleichermaßen bestechen, für die Höfe in Dresden, Wien und Sankt Petersburg aus.

Die durch eine gefühlvolle Wiedergabe charakterisierten jungen Frauen unterschiedlicher Gesellschaftsklassen sind zuweilen mit Alltagsbeschäftigungen befasst. Vor allem während seiner Zeit in Sankt Petersburg widmete sich Rotari diesem Darstellungstypus. Auch heute noch hängen an den Wänden der Gemäldegalerie von Schloss Peterhof, der Sommerresidenz von Zarin Elisabeth, Rotaris „testine“. Das vorliegende Werk lässt sich mit dem Porträt einer jungen Frau in der Eremitage in Sankt Petersburg vergleichen (siehe M. Polazzo, Pietro Rotari pittore veronese del settecento [1707–1762], Negrar 1990, S. 108, Nr. 179).

Pietro Antonio Rotari gehörte einer Adelsfamilie an. Er wurde zunächst in seiner Heimatstadt Verona unter Antonio Balestra ausgebildet und unternahm danach prägende Reisen nach Venedig und Rom, wo er bei Francesco Trevisani lernte. In den frühen 1730er-Jahren war er in Neapel, wo er in die Werkstatt Francesco Solimenas eintrat. Danach kehrte er nach Verona zurück, wo er eine Laufbahn als unabhängiger Maler einschlug und dabei die zuvor gesammelten Erfahrungen zu einer eigenen Bildsprache verarbeitete. 1749 besuchte Rotari Wien, wo er mit Jean-Etienne Liotard zusammentraf, dessen glatte und helle Malweise auf sein künftiges Schaffen großen Einfluss hatte. Später hielt er sich in Dresden am Hof Friedrich Augusts III. auf. Sein Ruhm wuchs dermaßen, dass ihm nun auch die Tore Russlands offenstanden. 1756 wurde er zum Hofmaler in Sankt Petersburg ernannt, wo er sich vor allem als Porträtist große Anerkennung erwarb.