(Modena 1700–1777 Neapel)
Italianisierendes Landschaftscapriccio,
Öl auf Leinwand, 112,5 x 143 cm, gerahmt

Provenienz:
Haus Habsburg

Wir danken Ralph Toledano für die Bestätigung der Zuschreibung auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie.

Antonio Joli erhielt seine erste Ausbildung in seiner Heimatstadt Modena, anschließend reiste er nach Rom und arbeitete in den Werkstätten Giovanni Paolo Paninis und der Künstlerfamilie Galli-Bibiena. Als vielversprechender Vedutenmaler führte er anschließend Bühnenbilder in Modena, Perugia und Venedig aus. Bis 1735 lebte er in Venedig, wo er mit Canaletto in Kontakt trat und erneut als Bühnenmaler tätig war. Er bereiste weite Teile Europas; von Deutschland ging er nach London, wo er von 1744 bis 1748 lebte. Am King‘s Theatre am Haymarket bekleidete er eine leitende Position und dekorierte die Villa in Richmond seines Direktors, John James Heidegger, mit Ansichten. Von 1750 bis 1754 arbeitete er in Madrid. Anschließend kehrte er nach Venedig zurück, wo er 1755 zum Gründungsmitglied der dortigen Accademia ernannt wurde. Bald darauf ließ er sich in Neapel nieder, wo er Hofmaler von Karl VII. (ab 1759 Karl III. von Spanien) wurde und für die Unterhaltung an dessen Hof zuständig war. Joli blieb für den Rest seines Lebens in Neapel und wurde ein erfolgreicher Veduten- und Capriccio-Maler für englische Aristokraten auf der Grand Tour.

Im vorliegenden Gemälde hielt sich der Künstler nicht an topografische Gegebenheiten, sondern führte zugunsten der malerischen Wirkung imaginäre Gebäude fantasievoll in einem Capriccio zusammen. Die sowohl antiken als auch christlichen Bauten lassen an Rom und an Vorbilder Giovanni Paolo Paninis denken. Möglicherweise stammen die Staffagefiguren wie in dem Gemäldepaar, das am 7. Juli 2005 als Lot 44 bei Sotheby’s, London versteigert wurde (vgl. R. Toledano, Antonio Joli, Turin 2006, S. 106/107, Nr. C.XIV.2 und Nr. C.XV2), von Gaspare Diziani, der zwischen 1720 und 1727 in Rom tätig war.