Bildnis eines jungen Mädchens,
Öl auf Leinwand, 41 x 32,5 cm, gerahmt

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um einen typischen tête d’expression – ein Genre, für das Jean Baptiste Greuze (1725–1805) berühmt war. Er genoss hohes Ansehen ob seiner etwas sentimentalen Genreszenen, Porträts und ausdrucksstarken Kopfstudien und schuf in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine Vielzahl solcher Werke.

Das vorliegende Beispiel ist jedoch eines der früheren Beispiele dieses Typus, von dem Greuze dann gegen Ende seiner Laufbahn und vor allem während der Französischen Revolution, als diese Themen nach wie vor gesammelt wurden, zahlreiche Varianten schuf.

Man glaubt, dass diesen expressiv-theatralischen Werken des Künstlers ein moralisierender Gehalt zugrunde liegt, welcher der Vorstellung entspringt, dass Gemälde Lebenserfahrung evozieren und beispielgebend für ein tugendhaftes Leben sein sollten. Greuze kombinierte einfallsreich unterschiedliche Kunsttraditionen und Schulen. Dabei bediente er sich einer im 18. Jahrhundert in Frankreich beliebten hellen Farbigkeit und naturalistischer Details, die auf holländische Meister des 17. Jahrhunderts zurückgehen. Gemälde wie das vorliegende waren auf dem zeitgenössischen Kunstmarkt stark nachgefragt. Das Genre war auch eines der ersten, das von Sammlern des späten 19. Jahrhunderts wiederentdeckt wurde, als das Interesse an der Malerei des 18. Jahrhunderts erneut aufflammte. Sammler des späten 19. Jahrhunderts erkannten Parallelen zwischen dem Schaffen Greuze’ und den fortschrittlichsten Künstlern ihrer eigenen Epoche wie Gustave Courbet.