Lot Nr. 92


Giovanni Giacomo Sementi


Giovanni Giacomo Sementi - Alte Meister

(Bologna 1580–1636 Rom)
Porcia,
Öl auf Leinwand, 200 x 124 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Daniele Benati, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde von Giovan Giacomo Sementi zeigt eine der berühmtesten Frauen der römischen Geschichte: Porcia fügt sich in die Darstellungstradition der antiken Heldinnen ein. Sie war die Tochter von Cato Uticensis und die Gemahlin von Marcus Iunius Brutus, der an der Verschwörung gegen Julius Caesar beteiligt war. Sie wurde zum Inbegriff für Unbestechlichkeit und bedingungslose Hingabe an die politischen Ideale, für die ihr Vater und ihr Ehemann eintraten. Plutarch berichtet in seinem Leben des Brutus (18–26), wie Porcia, die den hartnäckigen Wunsch hegte, sich an der Verschwörung gegen Caesar zu beteiligen, sich selbst eine schwere Wunde zufügte, um ihrem Mann ihre Stärke und Willenskraft zu beweisen. Diese Episode wird von der gefeierten Bologneser Künstlerin Elisabetta Siriani in einem heute in der Cassa di Risparmio di Bologna befindlichen Gemälde dargestellt (siehe A. Modesti, Elisabetta Sirani „Virtuosa“. Women’s Cultural Production in Early Modern Bologna, Turnhout 2014, S. 337/338). Die Darstellung ihres Selbstmords ist jedoch weiter verbreitet: Verzweifelt über den Tod ihres Ehemanns in der Schlacht von Philippi, nahm sich Porcia das Leben, indem sie glühende Kohlen verschluckte (Plutarch 46–53). Die im 15. Jahrhundert geläufige Ikonografie dieser Episode wurde von klassizistischen Malern des 17. Jahrhunderts wieder aufgenommen, darunter Pierre Mignard, dessen Darstellung der Szene sich im Musée des Beaux-Arts in Rennes befindet.

Das vorliegende Gemälde zeigt jenen Moment, in dem die allein in ihrem Gemach befindliche Heldin im Begriff ist, mit der Linken nach den glühenden Kohlen im Becken zu greifen. Als einzige Protagonistin der Szene erscheint ihre Gestalt, die in der Diagonale den ganzen Bildraum ausfüllt, in monumentaler Sinnlichkeit. Die klassische Komponente des Gemäldes verrät einen Künstler, der stark unter dem Einfluss Guido Renis stand.

Giovan Giacomo Sementi war ein Schüler und Mitarbeiter Guido Renis. Seine erste Ausbildung erhielt er jedoch in der Werkstatt Denys Calvaerts, von dem die für sein Frühwerk typische schillernde spätmanieristische Farbigkeit herrührt. Sementi arbeitete auch zusammen mit Francesco Albani an den mythologischen und allegorischen Fresken im Palazzo Giustiniani (heute Odescalchi) in Bassano di Sutri. Diese Erfahrung verlieh seiner Bildsprache an die Kunst der Carracci angelehnte Momente. Ab den 1620er-Jahren war der Maler in Rom stationiert, wo er seine Laufbahn bis zu seinem Tod fortsetzte. Bemerkenswert ist, dass Sementi einer von nur wenigen Bologneser Malern war, denen Giovanni Baglione eine Lebensgeschichte widmete (siehe G. Baglione, Le vite de’ pittori, scultori et architetti…, 1642, Ausgabe Rom 1970, S. 344/345).

24.04.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 50.000,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Giovanni Giacomo Sementi


(Bologna 1580–1636 Rom)
Porcia,
Öl auf Leinwand, 200 x 124 cm, gerahmt

Provenienz:
Europäische Privatsammlung

Wir danken Daniele Benati, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie vorgeschlagen hat.

Das vorliegende Gemälde von Giovan Giacomo Sementi zeigt eine der berühmtesten Frauen der römischen Geschichte: Porcia fügt sich in die Darstellungstradition der antiken Heldinnen ein. Sie war die Tochter von Cato Uticensis und die Gemahlin von Marcus Iunius Brutus, der an der Verschwörung gegen Julius Caesar beteiligt war. Sie wurde zum Inbegriff für Unbestechlichkeit und bedingungslose Hingabe an die politischen Ideale, für die ihr Vater und ihr Ehemann eintraten. Plutarch berichtet in seinem Leben des Brutus (18–26), wie Porcia, die den hartnäckigen Wunsch hegte, sich an der Verschwörung gegen Caesar zu beteiligen, sich selbst eine schwere Wunde zufügte, um ihrem Mann ihre Stärke und Willenskraft zu beweisen. Diese Episode wird von der gefeierten Bologneser Künstlerin Elisabetta Siriani in einem heute in der Cassa di Risparmio di Bologna befindlichen Gemälde dargestellt (siehe A. Modesti, Elisabetta Sirani „Virtuosa“. Women’s Cultural Production in Early Modern Bologna, Turnhout 2014, S. 337/338). Die Darstellung ihres Selbstmords ist jedoch weiter verbreitet: Verzweifelt über den Tod ihres Ehemanns in der Schlacht von Philippi, nahm sich Porcia das Leben, indem sie glühende Kohlen verschluckte (Plutarch 46–53). Die im 15. Jahrhundert geläufige Ikonografie dieser Episode wurde von klassizistischen Malern des 17. Jahrhunderts wieder aufgenommen, darunter Pierre Mignard, dessen Darstellung der Szene sich im Musée des Beaux-Arts in Rennes befindet.

Das vorliegende Gemälde zeigt jenen Moment, in dem die allein in ihrem Gemach befindliche Heldin im Begriff ist, mit der Linken nach den glühenden Kohlen im Becken zu greifen. Als einzige Protagonistin der Szene erscheint ihre Gestalt, die in der Diagonale den ganzen Bildraum ausfüllt, in monumentaler Sinnlichkeit. Die klassische Komponente des Gemäldes verrät einen Künstler, der stark unter dem Einfluss Guido Renis stand.

Giovan Giacomo Sementi war ein Schüler und Mitarbeiter Guido Renis. Seine erste Ausbildung erhielt er jedoch in der Werkstatt Denys Calvaerts, von dem die für sein Frühwerk typische schillernde spätmanieristische Farbigkeit herrührt. Sementi arbeitete auch zusammen mit Francesco Albani an den mythologischen und allegorischen Fresken im Palazzo Giustiniani (heute Odescalchi) in Bassano di Sutri. Diese Erfahrung verlieh seiner Bildsprache an die Kunst der Carracci angelehnte Momente. Ab den 1620er-Jahren war der Maler in Rom stationiert, wo er seine Laufbahn bis zu seinem Tod fortsetzte. Bemerkenswert ist, dass Sementi einer von nur wenigen Bologneser Malern war, denen Giovanni Baglione eine Lebensgeschichte widmete (siehe G. Baglione, Le vite de’ pittori, scultori et architetti…, 1642, Ausgabe Rom 1970, S. 344/345).


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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