Lot Nr. 91


Louis Finson


Louis Finson - Alte Meister

(Brügge um 1578–1617 Amsterdam)
Der heilige Sebastian,
Öl auf Leinwand, 91,5 x 133 cm, gerahmt

Provenienz:
Vermutlich Marcantonio Filomarino, 1634 (lt. dessen Sammlungsinventar, wo ein Gemälde dieses Themas beschrieben wird);
Vermutlich Privatsammlung, England, 1860er-Jahre;
Privatsammlung, Deutschland (bis 2009)

Ausgestellt:
Neapel, Palazzo Zevallos Stigliano, Tanzio da Varallo incontra Caravaggio, Pittura a Napoli nel primo seicento, 24. Oktober 2014 – 11. Januar 2015

Bei Finsons Gemälde des hl. Sebastian handelt es sich um eine der originellsten Interpretationen des Bildthemas, entstanden während seiner Zeit in Neapel. Finson stand unter dem starken Einfluss Caravaggios, dem er dort begegnete. Vermutlich waren es er und sein Landsmann Abraham Vinck (um 1575–1619), die Caravaggio, als dieser in der Stadt eintraf, aufnahmen, ihm einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellten und Kunden für ihn fanden, an die er seine Gemälde verkaufen konnte.

Der vor 1580 geborene Fison muss seine Reise nach Italien angetreten haben, noch bevor sein Name 1604 in Neapel erfasst wurde. Sein bereits oben erwähnter Landsmann Abraham Vinck war ein flämischer Händler und ebenfalls Maler. Ihre Partnerschaft hatte zur Folge, dass sich die beiden flämischen Künstler rasch in der Stadt etablierten und einen Namen machten. Dokumentarische Hinweise auf Finsons in Neapel entstandene Arbeiten betreffen anfangs ausschließlich Porträts. Seine Beschäftigung mit ambitionierteren Bildthemen fiel in die Zeit nach Caravaggios Weggang.

Das vorliegende Gemälde zeigt die starke Verkürzung, derer sich auch Caravaggio bei seiner Bekehrung des Paulus in der Cerasi-Kapelle bedient hatte. Bestimmte Details der Cerasi-Kapelle hat man mit Finsons 1611 in Neapel entstandenen Vier Elementen in Verbindung gebracht (siehe Sotheby’s, Amsterdam, 10. Mai 2005, Lot 92). Ähnlich gelöst wurde die schwierige Stauchung der Personifikation des Wassers links, die dem knienden Henker in Caravaggios zweitem Gemälde der Kapelle, der Kreuzigung des hl. Petrus, ähnelt. Dass die Verkürzung in der ersten Dekade des Seicento in Rom ein wichtiges künstlerisches Anliegen geworden war, zeigt auch Domenichinos Befreiung des hl. Petrus (San Piero in Vincoli, Rom), dessen schlafender Soldat in der Körperhaltung mit dem vorliegenden hl. Sebastian verwandt ist, ebenso wie Carraccis Leichnam Christi (Staatsgalerie, Stuttgart), wo die Figur Christi in einem spitzen Winkel dargestellt ist.

In weiteren Details verrät der vorliegende Hl. Sebastian auch Gemeinsamkeiten mit Caravaggios erster Fassung der Bekehrung des Paulus (Sammlung Odescalchi, Rom). Parallelen zwischen den beiden Werken zeigen sich vor allem in der detaillierten Darstellung des Laubwerks und in der perspektivischen Wiedergabe der Rüstung. Caravaggio stellte diese Art Rüstung, die zu einem wichtigen Bestandteil von Finsons Bildvokabular wurde, auch in anderen Werken dar, etwa in seiner Gefangennahme Christi in Dublin. Auch Caravaggios Hl. Johannes der Täufer (heute Galleria Corsini, Rom) ist mit Fisons Gemälde verwandt, auf dem derselbe vom Bildrand angeschnittene Baumstamm zu sehen ist. Der französische Astronom, Altertumsforscher und Gelehrte Nicolas-Claude Fabri de Peiresc (1580–1637) schrieb in einem Brief an Méry de Vic (13. Januar 1614): „Il [Louis Finson] a toute la manière de Michel Angelo Caravaggio, et s’est nourri longtemps avec luy […].“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

24.04.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 271.400,-
Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 240.000,-

Louis Finson


(Brügge um 1578–1617 Amsterdam)
Der heilige Sebastian,
Öl auf Leinwand, 91,5 x 133 cm, gerahmt

Provenienz:
Vermutlich Marcantonio Filomarino, 1634 (lt. dessen Sammlungsinventar, wo ein Gemälde dieses Themas beschrieben wird);
Vermutlich Privatsammlung, England, 1860er-Jahre;
Privatsammlung, Deutschland (bis 2009)

Ausgestellt:
Neapel, Palazzo Zevallos Stigliano, Tanzio da Varallo incontra Caravaggio, Pittura a Napoli nel primo seicento, 24. Oktober 2014 – 11. Januar 2015

Bei Finsons Gemälde des hl. Sebastian handelt es sich um eine der originellsten Interpretationen des Bildthemas, entstanden während seiner Zeit in Neapel. Finson stand unter dem starken Einfluss Caravaggios, dem er dort begegnete. Vermutlich waren es er und sein Landsmann Abraham Vinck (um 1575–1619), die Caravaggio, als dieser in der Stadt eintraf, aufnahmen, ihm einen Arbeitsplatz zur Verfügung stellten und Kunden für ihn fanden, an die er seine Gemälde verkaufen konnte.

Der vor 1580 geborene Fison muss seine Reise nach Italien angetreten haben, noch bevor sein Name 1604 in Neapel erfasst wurde. Sein bereits oben erwähnter Landsmann Abraham Vinck war ein flämischer Händler und ebenfalls Maler. Ihre Partnerschaft hatte zur Folge, dass sich die beiden flämischen Künstler rasch in der Stadt etablierten und einen Namen machten. Dokumentarische Hinweise auf Finsons in Neapel entstandene Arbeiten betreffen anfangs ausschließlich Porträts. Seine Beschäftigung mit ambitionierteren Bildthemen fiel in die Zeit nach Caravaggios Weggang.

Das vorliegende Gemälde zeigt die starke Verkürzung, derer sich auch Caravaggio bei seiner Bekehrung des Paulus in der Cerasi-Kapelle bedient hatte. Bestimmte Details der Cerasi-Kapelle hat man mit Finsons 1611 in Neapel entstandenen Vier Elementen in Verbindung gebracht (siehe Sotheby’s, Amsterdam, 10. Mai 2005, Lot 92). Ähnlich gelöst wurde die schwierige Stauchung der Personifikation des Wassers links, die dem knienden Henker in Caravaggios zweitem Gemälde der Kapelle, der Kreuzigung des hl. Petrus, ähnelt. Dass die Verkürzung in der ersten Dekade des Seicento in Rom ein wichtiges künstlerisches Anliegen geworden war, zeigt auch Domenichinos Befreiung des hl. Petrus (San Piero in Vincoli, Rom), dessen schlafender Soldat in der Körperhaltung mit dem vorliegenden hl. Sebastian verwandt ist, ebenso wie Carraccis Leichnam Christi (Staatsgalerie, Stuttgart), wo die Figur Christi in einem spitzen Winkel dargestellt ist.

In weiteren Details verrät der vorliegende Hl. Sebastian auch Gemeinsamkeiten mit Caravaggios erster Fassung der Bekehrung des Paulus (Sammlung Odescalchi, Rom). Parallelen zwischen den beiden Werken zeigen sich vor allem in der detaillierten Darstellung des Laubwerks und in der perspektivischen Wiedergabe der Rüstung. Caravaggio stellte diese Art Rüstung, die zu einem wichtigen Bestandteil von Finsons Bildvokabular wurde, auch in anderen Werken dar, etwa in seiner Gefangennahme Christi in Dublin. Auch Caravaggios Hl. Johannes der Täufer (heute Galleria Corsini, Rom) ist mit Fisons Gemälde verwandt, auf dem derselbe vom Bildrand angeschnittene Baumstamm zu sehen ist. Der französische Astronom, Altertumsforscher und Gelehrte Nicolas-Claude Fabri de Peiresc (1580–1637) schrieb in einem Brief an Méry de Vic (13. Januar 1614): „Il [Louis Finson] a toute la manière de Michel Angelo Caravaggio, et s’est nourri longtemps avec luy […].“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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