Lot Nr. 42


Justus Sustermans


Justus Sustermans - Alte Meister

(Antwerpen 1597–1681 Florenz)
Porträt des jungen Cosimo III. de’ Medici als Wickelkind,
Öl auf Leinwand, 62 x 77 cm, bedeutender geschnitzter und vergoldeter Rahmen des 17. Jahrhunderts

Provenienz:
vermutlich Vittoria della Rovere, Großherzogin der Toskana (1622–1694);
europäische Privatsammlung;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Filippo Gheri, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine neue und bedeutende Hinzufügung zum Werkkorpus Justus Sustermans’. Der allgemeine farbige Eindruck erinnert mit dem lebendigen, aber kontrollierten Farbauftrag an Werke flämischer Maler aus den letzten Jahren der 1640er- und ersten Jahren der 1650er-Jahre, einer Zeit, als der Künstler dank der erneuten Berührung mit seinem Landsmann Rubens in eine „pittoreske“ Phase eingetreten war.

Die vermutete Entstehungszeit des vorliegenden Gemäldes in den frühen 1640er-Jahren legt nahe, dass das dargestellte Kleinkind als der 1642 geborene Erbe des Herzogsthrons der Toskana, der künftige Cosimo III. zu identifizieren ist. Vittoria della Roveres erstgeborener Sohn Cosimo (Cosimino) war 1639 nur wenige Stunden nach seiner Geburt verstorben.

Die fürstliche Anmutung, durch die sich das vorliegende Gemälde auszeichnet, wird auch durch den reich geschnitzten und vergoldeten Rahmen unterstrichen: Ihn ziert eine Eichblattgirlande, die in der oberen Mitte vom Wappen der Medici und an den vier Ecken vom Florentiner Stadtwappen unterbrochen wird. Es ist vor allem das Blattornament, schon an sich ein heraldisches Symbol, das auf die Auftraggeberin oder zumindest auf die intendierte Empfängerin des Gemäldes hinweist: Vittoria della Rovere, die Gemahlin von Großherzog Ferdinand II., der während Sustermans’ langer Laufbahn als Hofporträtist sein treuester Mäzen bleiben sollte.

Die Darstellung fürstlicher Wickelkinder gehört einer bemerkenswerten Tradition der Porträtkunst der Medici an. So ist Cosimino auf einem achteckigen Leinwandbild festgehalten, das von den Brüdern und Porträtisten Valore und Domenico Casini ausgeführt wurde und sich heute im Museo delle Cappelle Medicee di San Lorenzo in Florenz befindet (siehe M. Bietti, in: M. Bietti, R. Gennaioli, E. Nardinocchi [Hg.], Nel segno dei Medici. Tesori sacri della devozione granducale, Ausstellungskatalog, Livorno 2015, S. 70/71); letzteres Werk bildet hinsichtlich Komposition und Entstehungszeit einen kurz davor zu datierenden Anhaltspunkt für das vorliegende Gemälde.

Weitere früher entstandene Beispiele finden sich unter den Gemälden der sogenannten „eredità d’Urbino“ [des „Erbes von Urbino“], die 1631 in Florenz eintraf; insbesondere von Bedeutung ist hier das Neugeborenenporträt Ritratto di Federico Ubaldo della Rovere neonato (Galleria Palatina, Florenz) des Malers Alessandro Vitali aus Urbino, eines treuen Mitarbeiters Federico Baroccis. Auf dem Gemälde Vitalis ist der Erbe des Herzogsthrons von Urbino im Wickelkleid dargestellt, das mit dem heraldischen Eichelmotiv geschmückt ist (siehe A. Marchi, in: P. Dal Poggetto [Hg.], I Della Rovere. Piero della Francesca Raffaello Tiziano, Ausstellungskatalog, Mailand 2004, S. 360). Es scheint, als wollte die Auftraggeberin Vittoria della Rovere durch derartige Darstellungen die Familientradition fortsetzen. Sustermans hält sich hier zwar an das im Erbe von Urbino enthaltene Beispiel, doch nähert sich das Porträt des vorliegenden Gemäldes eher einem Heiligenbild an, insbesondere Darstellungen von „gesuini“ [Jesuskindern] in Windeln, die vor allem bei Frauen im 17. Jahrhundert als Andachtsbilder sehr beliebt waren.

24.04.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 37.500,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Justus Sustermans


(Antwerpen 1597–1681 Florenz)
Porträt des jungen Cosimo III. de’ Medici als Wickelkind,
Öl auf Leinwand, 62 x 77 cm, bedeutender geschnitzter und vergoldeter Rahmen des 17. Jahrhunderts

Provenienz:
vermutlich Vittoria della Rovere, Großherzogin der Toskana (1622–1694);
europäische Privatsammlung;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Filippo Gheri, der die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine neue und bedeutende Hinzufügung zum Werkkorpus Justus Sustermans’. Der allgemeine farbige Eindruck erinnert mit dem lebendigen, aber kontrollierten Farbauftrag an Werke flämischer Maler aus den letzten Jahren der 1640er- und ersten Jahren der 1650er-Jahre, einer Zeit, als der Künstler dank der erneuten Berührung mit seinem Landsmann Rubens in eine „pittoreske“ Phase eingetreten war.

Die vermutete Entstehungszeit des vorliegenden Gemäldes in den frühen 1640er-Jahren legt nahe, dass das dargestellte Kleinkind als der 1642 geborene Erbe des Herzogsthrons der Toskana, der künftige Cosimo III. zu identifizieren ist. Vittoria della Roveres erstgeborener Sohn Cosimo (Cosimino) war 1639 nur wenige Stunden nach seiner Geburt verstorben.

Die fürstliche Anmutung, durch die sich das vorliegende Gemälde auszeichnet, wird auch durch den reich geschnitzten und vergoldeten Rahmen unterstrichen: Ihn ziert eine Eichblattgirlande, die in der oberen Mitte vom Wappen der Medici und an den vier Ecken vom Florentiner Stadtwappen unterbrochen wird. Es ist vor allem das Blattornament, schon an sich ein heraldisches Symbol, das auf die Auftraggeberin oder zumindest auf die intendierte Empfängerin des Gemäldes hinweist: Vittoria della Rovere, die Gemahlin von Großherzog Ferdinand II., der während Sustermans’ langer Laufbahn als Hofporträtist sein treuester Mäzen bleiben sollte.

Die Darstellung fürstlicher Wickelkinder gehört einer bemerkenswerten Tradition der Porträtkunst der Medici an. So ist Cosimino auf einem achteckigen Leinwandbild festgehalten, das von den Brüdern und Porträtisten Valore und Domenico Casini ausgeführt wurde und sich heute im Museo delle Cappelle Medicee di San Lorenzo in Florenz befindet (siehe M. Bietti, in: M. Bietti, R. Gennaioli, E. Nardinocchi [Hg.], Nel segno dei Medici. Tesori sacri della devozione granducale, Ausstellungskatalog, Livorno 2015, S. 70/71); letzteres Werk bildet hinsichtlich Komposition und Entstehungszeit einen kurz davor zu datierenden Anhaltspunkt für das vorliegende Gemälde.

Weitere früher entstandene Beispiele finden sich unter den Gemälden der sogenannten „eredità d’Urbino“ [des „Erbes von Urbino“], die 1631 in Florenz eintraf; insbesondere von Bedeutung ist hier das Neugeborenenporträt Ritratto di Federico Ubaldo della Rovere neonato (Galleria Palatina, Florenz) des Malers Alessandro Vitali aus Urbino, eines treuen Mitarbeiters Federico Baroccis. Auf dem Gemälde Vitalis ist der Erbe des Herzogsthrons von Urbino im Wickelkleid dargestellt, das mit dem heraldischen Eichelmotiv geschmückt ist (siehe A. Marchi, in: P. Dal Poggetto [Hg.], I Della Rovere. Piero della Francesca Raffaello Tiziano, Ausstellungskatalog, Mailand 2004, S. 360). Es scheint, als wollte die Auftraggeberin Vittoria della Rovere durch derartige Darstellungen die Familientradition fortsetzen. Sustermans hält sich hier zwar an das im Erbe von Urbino enthaltene Beispiel, doch nähert sich das Porträt des vorliegenden Gemäldes eher einem Heiligenbild an, insbesondere Darstellungen von „gesuini“ [Jesuskindern] in Windeln, die vor allem bei Frauen im 17. Jahrhundert als Andachtsbilder sehr beliebt waren.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.04.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 14.04. - 24.04.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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