Toskanische Schule, frühes 15. Jahrhundert und Werkstatt (?)
Spinello di Luca Spinelli, gen. Spinello Aretino
(Arezzo 1350/52–1410)
Thronende Madonna mit Kind,
abgenommenes Fresko, oben abgerundet, 108,5 x 81,5 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Florenz;
Alfredo Moretti, Kunsthandel, Florenz (1989);
dort durch den Vater des heutigen Besitzers erworben
Ausgestellt:
Florenz, Palazzo Strozzi, 16ª Biennale Mostra Mercato Internazionale dell’Antiquariato, 23. September – 9. Oktober 1989
Literatur:
16ª Biennale Mostra Mercato Internazionale dell’Antiquariato, Ausstellungskatalog, Calenzano 1989, S. 176/177 (als „Spinello Aretino e aiuti“);
S. Weppelmann, Spinello Aretino e la pittura del Trecento in Toscana, Florenz 2011, S. 365, A 132 (unter „zurückgewiesene Zuschreibungen“ als „Giovanni d’Agnolo di Balduccio?“)
Auf dem vorliegenden Fresko ist die thronende Madonna dargestellt: Sie stützt das auf ihrem Knie stehende Jesuskind, das nach den Rosen greift, die sie in Händen hält.
Der elegante Stil des vorliegenden Werks ist charakteristisch für die toskanische Malerei des Quattrocento, insbesondere für die Malerei Arezzos. Der bogenförmige Abschluss dieses abgenommenen Freskos deutet auf dessen ursprüngliche Anbringung auf einem Votivtabernakel entweder im Freien oder in der Ädikula eines öffentlichen Gebäudes hin. Die Ausmaße des Werks lassen mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass es privaten Andachtszwecken diente.
Das Bildthema der „Madonna mit der Rose“ war in Arezzo, wo es auch in einem bereits von Vasari Spinello Aretino zugeschriebenen Fresko im Oratorio di Santo Stefano des alten Doms der Stadt auftauchte, überaus beliebt. 1561 wurde das Oratorium zerstört und das Fresko abgenommen und nach Santa Maria Maddalena transferiert (daher der Name Oratorio della Madonna del Duomo); besagtes Werk befindet sich nun in einer Privatsammlung.
Aufgrund seiner anmutigen Darstellung, giottesken Bildkomposition und spätgotischen Eleganz steht das vorliegende Gemälde dem Schaffen Spinello Aretinos nahe, der mit seiner Werkstatt zwischen dem ausgehenden Trecento und beginnenden Quattrocento in vielen Regionen der Toskana tätig war. Der Künstler wurde in seiner Heimatstadt ausgebildet, wo als eine seiner frühesten Arbeiten das Fresko einer Thronenden Madonna mit Kind und zwei Heiligen entstand, das heute im Museo Diocesano der Stadt aufbewahrt wird. Danach ging der Künstler für längere Zeit nach Lucca, wo er zahlreiche Flügelaltäre schuf. Ab den frühen 1380er-Jahren erhielt er prestigeträchtige Aufträge aus Florenz, wo er in der Sakristei von San Miniato al Monte die Lebensgeschichte des hl. Benedikt sowie im Oratorium von Santa Caterina all’Antella die Lebensgeschichte der hl. Katharina von Alexandrien freskierte; die Fresken mit der Lebensgeschichte des hl. Johannes des Täufers in Santa Maria del Carmine haben sich nur fragmentarisch erhalten. Anfang der 1390er-Jahre arbeitete er am Camposanto in Pisa, wo die Lebensgeschichten der Heiligen Ephisius und Potito entstanden. Danach teilte Spinello die Tätigkeit seiner stets florierenden Werkstatt zwischen Florenz und Arezzo auf. Ab 1404 ergaben sich zudem wichtige Aufträge für Siena, zuerst für die Opera del Duomo und danach für die Stadtgemeinde, für die er unter Mithilfe seines Sohnes Parri die Sala di Balia im Palazzo Pubblico ausstattete; schließlich entstanden auch noch die Fresken in der Cappella die Sant’Ansano im Dom von Siena.
24.04.2018 - 17:00
- Schätzwert:
-
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-
Toskanische Schule, frühes 15. Jahrhundert und Werkstatt (?)
Spinello di Luca Spinelli, gen. Spinello Aretino
(Arezzo 1350/52–1410)
Thronende Madonna mit Kind,
abgenommenes Fresko, oben abgerundet, 108,5 x 81,5 cm, gerahmt
Provenienz:
Privatsammlung, Florenz;
Alfredo Moretti, Kunsthandel, Florenz (1989);
dort durch den Vater des heutigen Besitzers erworben
Ausgestellt:
Florenz, Palazzo Strozzi, 16ª Biennale Mostra Mercato Internazionale dell’Antiquariato, 23. September – 9. Oktober 1989
Literatur:
16ª Biennale Mostra Mercato Internazionale dell’Antiquariato, Ausstellungskatalog, Calenzano 1989, S. 176/177 (als „Spinello Aretino e aiuti“);
S. Weppelmann, Spinello Aretino e la pittura del Trecento in Toscana, Florenz 2011, S. 365, A 132 (unter „zurückgewiesene Zuschreibungen“ als „Giovanni d’Agnolo di Balduccio?“)
Auf dem vorliegenden Fresko ist die thronende Madonna dargestellt: Sie stützt das auf ihrem Knie stehende Jesuskind, das nach den Rosen greift, die sie in Händen hält.
Der elegante Stil des vorliegenden Werks ist charakteristisch für die toskanische Malerei des Quattrocento, insbesondere für die Malerei Arezzos. Der bogenförmige Abschluss dieses abgenommenen Freskos deutet auf dessen ursprüngliche Anbringung auf einem Votivtabernakel entweder im Freien oder in der Ädikula eines öffentlichen Gebäudes hin. Die Ausmaße des Werks lassen mit großer Wahrscheinlichkeit ausschließen, dass es privaten Andachtszwecken diente.
Das Bildthema der „Madonna mit der Rose“ war in Arezzo, wo es auch in einem bereits von Vasari Spinello Aretino zugeschriebenen Fresko im Oratorio di Santo Stefano des alten Doms der Stadt auftauchte, überaus beliebt. 1561 wurde das Oratorium zerstört und das Fresko abgenommen und nach Santa Maria Maddalena transferiert (daher der Name Oratorio della Madonna del Duomo); besagtes Werk befindet sich nun in einer Privatsammlung.
Aufgrund seiner anmutigen Darstellung, giottesken Bildkomposition und spätgotischen Eleganz steht das vorliegende Gemälde dem Schaffen Spinello Aretinos nahe, der mit seiner Werkstatt zwischen dem ausgehenden Trecento und beginnenden Quattrocento in vielen Regionen der Toskana tätig war. Der Künstler wurde in seiner Heimatstadt ausgebildet, wo als eine seiner frühesten Arbeiten das Fresko einer Thronenden Madonna mit Kind und zwei Heiligen entstand, das heute im Museo Diocesano der Stadt aufbewahrt wird. Danach ging der Künstler für längere Zeit nach Lucca, wo er zahlreiche Flügelaltäre schuf. Ab den frühen 1380er-Jahren erhielt er prestigeträchtige Aufträge aus Florenz, wo er in der Sakristei von San Miniato al Monte die Lebensgeschichte des hl. Benedikt sowie im Oratorium von Santa Caterina all’Antella die Lebensgeschichte der hl. Katharina von Alexandrien freskierte; die Fresken mit der Lebensgeschichte des hl. Johannes des Täufers in Santa Maria del Carmine haben sich nur fragmentarisch erhalten. Anfang der 1390er-Jahre arbeitete er am Camposanto in Pisa, wo die Lebensgeschichten der Heiligen Ephisius und Potito entstanden. Danach teilte Spinello die Tätigkeit seiner stets florierenden Werkstatt zwischen Florenz und Arezzo auf. Ab 1404 ergaben sich zudem wichtige Aufträge für Siena, zuerst für die Opera del Duomo und danach für die Stadtgemeinde, für die er unter Mithilfe seines Sohnes Parri die Sala di Balia im Palazzo Pubblico ausstattete; schließlich entstanden auch noch die Fresken in der Cappella die Sant’Ansano im Dom von Siena.
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Auktion: | Alte Meister |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 24.04.2018 - 17:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 14.04. - 24.04.2018 |