(Bologna 1654-1719)
Rinaldo und Armida, Feder in brauner Tusche auf Bütten, 9 x 13,5 cm, Passep., ohne Rahmen,(Sch)

Die Zuschreibung an Giovan Gioseffo dal Sole wurde von Dr. Nicholas Turner anhand einer digitalen Photographie vorgeschlagen. Eine ähnliche Komposition zu demselben Thema findet sich in den beiden Gemälden mit "Rinaldo und Armida" in der Pinacoteca del Castello Sforzeso, Mailand sowie in der Collezioni d'Arte, Cassa di Risparmio, Bologna.

Literatur:
Vgl. C. Thiem, Giovan Gioseffo dal Sole: dipinti, afreschi, disegni, Bologna 1990, S. 115, Q 32.

Das Thema der vorliegenden Zeichnung stammt aus dem Epos von Torquato Tasso "La Gerusalemme liberata - Das befreite Jerusalem" (1574, canto XVI, 17-25) und zeigt den Christen Rinaldo im Garten der Sarazener Zauberin Armida. Anstatt den schlafenden Ritter zu töten, verliebt sie sich in ihn. Giovan Gioseffo sal Sole stellte das Thema mehrmals im Laufe seiner Karriere in verschiedenen Gemälden dar. In einem hochformatigen Gemälde im Castello Sforzesco in Mailand (Inv. 215, Thiem 1990, S. 106, Q 23) hält Rinaldo den Spiegel in seiner linken Hand, während sich Armida an ihn schmiegt und sich ihre Haare mit der rechten erhobenen Hand richtet. Eine weitere querformatige Version des Gemäldes befindet sich in den Collezioni d'Arte della Casa di Risparmio in Bologna (Thiem 1990, S. 115, Q 32). Die vorliegende Zeichnung, deren Komposition ursprünglich nicht als Oval sondern als Rechteck konzipiert gewesen sein dürfte, ist dieser Version am meisten verwandt und könnte in Vorbereitung auf das Gemälde entstanden sein. Die Gemälde dal Soles mit "Rinaldo und Armida" zeigen alle den starken Einfluss von Annibale Carraccis querformatiger Komposition desselben Themas (um 1601) im Museum Nazionale di Capodimonte in Neapel. Das Motiv der beiden Soldaten, die das Paar durch das Gebüsch im rechten Hintergrund beobachten, hat dort seinen Ursprung.