Lot Nr. 285


Andy Warhol


Andy Warhol - Zeitgenössische Kunst I

(Pittsburgh 1928–1987 New York)
Two Diane Keaton, 1984, Diptychon, mit den Stempeln „The Estate of Andy Warhol“ und „The Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.“ und zweimal PO50.517 nummeriert (auf der Rückseite des rechten Paneels), sowie mit den Stempeln „The Estate of Andy Warhol“ und „The Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.“ und zweimal PO50.524 nummeriert (auf der Rückseite des linken Paneels), synthetische Polymerfarbe, Silberfarbe und Siebdrucktinten auf Leinwand, jedes Paneel 50,8 x 40,6 cm, Gesamtgröße 50,8 x 81,2 cm, gerahmt

Provenienz:
The Estate of Andy Warhol und The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc., New York
Jablonka Galerie, Köln
Christie’s London, 8. Februar 2006, Los 7
In der oben genannten Auktion durch den jetzigen Besitzer erworben

Ausgestellt:
Köln, Andy Warhol, Diane Keaton Portraits, anlässlich der Ausstellung Andy Warhol. Diane Keaton, Art Basel, 11.–17. Juni 2002, Jablonka Galerie, Köln, Ausst.-Kat. Nr. 4 und 9 mit Abb.

Von byzantinischen zu Pop-Art-Ikonen
Die Serie von Porträts von Diane Keaton entstand auf Wunsch der Zeitschrift Vanity Fair, mit der Warhol zusammenarbeitete. Die Serie war Teil eines größeren Auftrags, der Bill Murray, Meryl Streep und Clint Eastwood, einige der größten Stars dieser Zeit, zeigte. In seiner Behandlung des Bildes der Schauspielerin trifft Warhol einige sehr interessante Entscheidungen. Dies beginnt mit der Darstellung von Frau Soffel in Kleidung, die zwar in der Tat zeitgemäß ist (der Film wurde im selben Jahr veröffentlicht), allerdings nicht der kollektiven Vorstellung entspricht. Wir finden uns vor einer Figur mit einer heiligen Erscheinung wieder, einer verhüllten Frau in aufmerksamer und kontemplativer Haltung, die im Gegensatz zu dem öffentlichen Bild Keatons steht. Es ist auf jeden Fall nicht das erste Mal, dass der Künstler einen Vergleich zwischen der Welt des Showbusiness und der Welt der Religion zieht (und dort mehr Ähnlichkeit als Gegensätzliches findet), und dieses Diptychon zeigt ganz unverkennbar, dass es sich um eine byzantinische Ikone in zeitgenössischer Sprache handelt. Unter den Gemälden der Serie, die alle mit der gleichen Technik und in der gleichen Farbgebung geschaffen wurden, ist das Diptychon von Diane Keaton das einzige, das eine Rolle spielt, die mehr „kanonisiert“ als kanonisch ist. Interessant ist auch die Tatsache, dass die Vanity Fair-Leinwände tatsächlich in direkter Verbindung mit der Arbeit von Man Ray stehen. Die silberne Hintergrundfarbe kontrastiert mit der Siebdrucktinte und so beginnt ein Tanz von Transparenz und Schimmern, der den gleichen Linien folgt wie die Rayografien, eine der dadaistisch-surrealistischen Erfindungen des Fotografen. „In Augenblicken der visuellen Loslösung und des emotionalen Kontakts festgehalten, sind diese Bilder oxidierte Rückstände, durch Licht und chemische Elemente lebender Organismen fixiert.“ (Definition aus dem Surrealismus-Lexikon, wahrscheinlich von Man Ray selbst verfasst). Warhol bewunderte den Fotografen und hatte großes Interesse an ihm und an seiner Arbeit – eine Faszination die unter dem tiefgründigen Nihilismus, der die gesamte Produktion des Künstlers durchzieht, nur schlecht verborgen lag. In einem selbstgefilmten Videotagebuch von 1976 behauptete Warhol, dass er Man Ray „wirklich nur wegen seines Namens liebte, um ehrlich zu sein ... sein Name war das Beste an ihm“. Aber, wie wir wissen, ging Warhols Verehrung des visionären Fotografen weit über die Porträts hinaus, die Warhol von ihm anfertigte und bis zu seiner riesigen Sammlung von signierten Man-Ray-Fotografien über, die er religiös sammelte. Warhol war fasziniert von den mysteriösen Porträts Man Rays von Prominenten und Persönlichkeiten, Porträts die seiner Zeit vorausgingen. Bilder von Schlüsselfiguren wie Picasso bildeten die Basis seiner Sammlung, zu der auch eine große Anzahl von Solarisationen und Rayografien zählten. Es ist eben Warhols Nihilismus sowie der sorgfältige und scharfsinnige Aufbau seines Subjektes, der einen Gegenwert zur Massengesellschaft setzt und der seine Werke so kraftvoll wirken lässt. Oft gab er selbst zu, dass er nur eine leere Person war, die leere Bilder erstellte: „Wenn Sie alles über Andy Warhol wissen wollen, schauen Sie einfach auf die Oberfläche; die von meinen Bildern und Filmen und die meine, und da bin ich. Dahinter gibt es weiter nichts“ – was die wirkliche, tiefgründige Substanz seiner Arbeit nur noch unterstreicht.

„Wenn Sie alles über Andy Warhol wissen wollen, schauen Sie einfach auf die Oberfläche; die von meinen Bildern und Filmen und die meine, und da bin ich. Dahinter gibt es weiter nichts“.
Andy Warhol

16.05.2018 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 222.600,-
Schätzwert:
EUR 200.000,- bis EUR 300.000,-

Andy Warhol


(Pittsburgh 1928–1987 New York)
Two Diane Keaton, 1984, Diptychon, mit den Stempeln „The Estate of Andy Warhol“ und „The Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.“ und zweimal PO50.517 nummeriert (auf der Rückseite des rechten Paneels), sowie mit den Stempeln „The Estate of Andy Warhol“ und „The Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc.“ und zweimal PO50.524 nummeriert (auf der Rückseite des linken Paneels), synthetische Polymerfarbe, Silberfarbe und Siebdrucktinten auf Leinwand, jedes Paneel 50,8 x 40,6 cm, Gesamtgröße 50,8 x 81,2 cm, gerahmt

Provenienz:
The Estate of Andy Warhol und The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc., New York
Jablonka Galerie, Köln
Christie’s London, 8. Februar 2006, Los 7
In der oben genannten Auktion durch den jetzigen Besitzer erworben

Ausgestellt:
Köln, Andy Warhol, Diane Keaton Portraits, anlässlich der Ausstellung Andy Warhol. Diane Keaton, Art Basel, 11.–17. Juni 2002, Jablonka Galerie, Köln, Ausst.-Kat. Nr. 4 und 9 mit Abb.

Von byzantinischen zu Pop-Art-Ikonen
Die Serie von Porträts von Diane Keaton entstand auf Wunsch der Zeitschrift Vanity Fair, mit der Warhol zusammenarbeitete. Die Serie war Teil eines größeren Auftrags, der Bill Murray, Meryl Streep und Clint Eastwood, einige der größten Stars dieser Zeit, zeigte. In seiner Behandlung des Bildes der Schauspielerin trifft Warhol einige sehr interessante Entscheidungen. Dies beginnt mit der Darstellung von Frau Soffel in Kleidung, die zwar in der Tat zeitgemäß ist (der Film wurde im selben Jahr veröffentlicht), allerdings nicht der kollektiven Vorstellung entspricht. Wir finden uns vor einer Figur mit einer heiligen Erscheinung wieder, einer verhüllten Frau in aufmerksamer und kontemplativer Haltung, die im Gegensatz zu dem öffentlichen Bild Keatons steht. Es ist auf jeden Fall nicht das erste Mal, dass der Künstler einen Vergleich zwischen der Welt des Showbusiness und der Welt der Religion zieht (und dort mehr Ähnlichkeit als Gegensätzliches findet), und dieses Diptychon zeigt ganz unverkennbar, dass es sich um eine byzantinische Ikone in zeitgenössischer Sprache handelt. Unter den Gemälden der Serie, die alle mit der gleichen Technik und in der gleichen Farbgebung geschaffen wurden, ist das Diptychon von Diane Keaton das einzige, das eine Rolle spielt, die mehr „kanonisiert“ als kanonisch ist. Interessant ist auch die Tatsache, dass die Vanity Fair-Leinwände tatsächlich in direkter Verbindung mit der Arbeit von Man Ray stehen. Die silberne Hintergrundfarbe kontrastiert mit der Siebdrucktinte und so beginnt ein Tanz von Transparenz und Schimmern, der den gleichen Linien folgt wie die Rayografien, eine der dadaistisch-surrealistischen Erfindungen des Fotografen. „In Augenblicken der visuellen Loslösung und des emotionalen Kontakts festgehalten, sind diese Bilder oxidierte Rückstände, durch Licht und chemische Elemente lebender Organismen fixiert.“ (Definition aus dem Surrealismus-Lexikon, wahrscheinlich von Man Ray selbst verfasst). Warhol bewunderte den Fotografen und hatte großes Interesse an ihm und an seiner Arbeit – eine Faszination die unter dem tiefgründigen Nihilismus, der die gesamte Produktion des Künstlers durchzieht, nur schlecht verborgen lag. In einem selbstgefilmten Videotagebuch von 1976 behauptete Warhol, dass er Man Ray „wirklich nur wegen seines Namens liebte, um ehrlich zu sein ... sein Name war das Beste an ihm“. Aber, wie wir wissen, ging Warhols Verehrung des visionären Fotografen weit über die Porträts hinaus, die Warhol von ihm anfertigte und bis zu seiner riesigen Sammlung von signierten Man-Ray-Fotografien über, die er religiös sammelte. Warhol war fasziniert von den mysteriösen Porträts Man Rays von Prominenten und Persönlichkeiten, Porträts die seiner Zeit vorausgingen. Bilder von Schlüsselfiguren wie Picasso bildeten die Basis seiner Sammlung, zu der auch eine große Anzahl von Solarisationen und Rayografien zählten. Es ist eben Warhols Nihilismus sowie der sorgfältige und scharfsinnige Aufbau seines Subjektes, der einen Gegenwert zur Massengesellschaft setzt und der seine Werke so kraftvoll wirken lässt. Oft gab er selbst zu, dass er nur eine leere Person war, die leere Bilder erstellte: „Wenn Sie alles über Andy Warhol wissen wollen, schauen Sie einfach auf die Oberfläche; die von meinen Bildern und Filmen und die meine, und da bin ich. Dahinter gibt es weiter nichts“ – was die wirkliche, tiefgründige Substanz seiner Arbeit nur noch unterstreicht.

„Wenn Sie alles über Andy Warhol wissen wollen, schauen Sie einfach auf die Oberfläche; die von meinen Bildern und Filmen und die meine, und da bin ich. Dahinter gibt es weiter nichts“.
Andy Warhol


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.05.2018 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.05. - 16.05.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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