Lot Nr. 251


Anselm Kiefer *


(Donaueschingen 1945 geb.)
Das Floß der Medusa, 2003, betitelt, Gouache, Aquarell, Kohle, Fotografie, Collage auf Fotopapier, 94,5 x 99,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung des Künstlers, Barjac
Galerie Thaddaeus Ropac, London/Paris/Salzburg
dort 2007 vom heutigen Besitzer erworben
Privatsammlung, Österreich

Ausgestellt:
Hamburg, Seestücke. Von Max Beckmann bis Gerhard Richter.
Hamburger Kunsthalle, 8. Juni – 16. September 2007 Ausst.-Kat. S. 125, Nr. 86 mit Abb.

Die historisch mythologischen Landschaften Anselm Kiefers verhandeln auf ambivalente Weise die Ikonographie der Vergänglichkeit und die Wiederkehr des Verdrängten. Kiefer, der international zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Künstlern nach dem Zweiten Weltkrieg zählt, gilt als Erneuerer der Historienmalerei.

In seinen kraftvollen, monumentalen Werken thematisiert er wiederholt den Holocaust und fragt nach der ideologischen Herkunft des Nationalsozialismus und der vorbereitenden Funktion deutscher Nationalmythen. Während seine frühe Schaffensperiode durch eine nahezu obsessive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Kultur bestimmt ist, treten ab den 1980er Jahren neben Gnosis und jüdischer Mystik (Kabbala) ägyptische und altorientalische Mythologien sowie Kosmogonien als neue Inspirationsquellen hinzu. Kiefers charakteristische Form der Bildfindung, vielfältige Quellen einzubeziehen und sie auf ebenso spielerische wie rätselhafte Weise zu gebrauchen, kennzeichnet auch sein 2003 entstandenes Werk Das Floß der Medusa. Von den zahlreichen Verarbeitungen des Motivs in Kunst, Literatur und Ästhetik ist eines der bekanntesten Géricaults Bild von 1818, das die historische Katastrophe als leibhaftige Konfiguration der Verzweiflung inszeniert: In jäher Nahsicht taucht das Floss mit den bleichen Leibern der rasend ineinander verschlungenen Schiffbrüchigen aus der stürmischen See auf.

Im Gegensatz dazu stellt Kiefer ein ruhiges, menschenleeres Meer dar, das allerdings nicht minder gespenstisch und ausweglos erscheint. Anstelle einer Wolke hängt ein schwerer Betonkörper in der Luft. In Kombination mit dem darunter handschriftlich eingeschriebenen Titel evoziert er düstere Vorahnungen und Katastrophen. Die zwei collagierten Fotomotive sind mit blau-grauen Farbschichten überzogen, welche die dystopische Landschaft in ein eiskaltes Licht tauchen.

„Ich sehe meine Bilder wie Ruinen, oder wie Bausteine, die man zusammensetzen kann. Sie sind Material, mit dem man etwas bauen kann, aber sie sind nichts Vollendetes. Sie sind näher am Nichts als an der Vollendung.“
Anselm Kiefer, „Ich wollte noch einmal neu anfangen“, in: art –
Das Kunstmagazin, Ausgabe 7/2001 via archive.is.

16.05.2018 - 19:00

Erzielter Preis: **
EUR 100.000,-
Schätzwert:
EUR 80.000,- bis EUR 140.000,-

Anselm Kiefer *


(Donaueschingen 1945 geb.)
Das Floß der Medusa, 2003, betitelt, Gouache, Aquarell, Kohle, Fotografie, Collage auf Fotopapier, 94,5 x 99,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung des Künstlers, Barjac
Galerie Thaddaeus Ropac, London/Paris/Salzburg
dort 2007 vom heutigen Besitzer erworben
Privatsammlung, Österreich

Ausgestellt:
Hamburg, Seestücke. Von Max Beckmann bis Gerhard Richter.
Hamburger Kunsthalle, 8. Juni – 16. September 2007 Ausst.-Kat. S. 125, Nr. 86 mit Abb.

Die historisch mythologischen Landschaften Anselm Kiefers verhandeln auf ambivalente Weise die Ikonographie der Vergänglichkeit und die Wiederkehr des Verdrängten. Kiefer, der international zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Künstlern nach dem Zweiten Weltkrieg zählt, gilt als Erneuerer der Historienmalerei.

In seinen kraftvollen, monumentalen Werken thematisiert er wiederholt den Holocaust und fragt nach der ideologischen Herkunft des Nationalsozialismus und der vorbereitenden Funktion deutscher Nationalmythen. Während seine frühe Schaffensperiode durch eine nahezu obsessive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Kultur bestimmt ist, treten ab den 1980er Jahren neben Gnosis und jüdischer Mystik (Kabbala) ägyptische und altorientalische Mythologien sowie Kosmogonien als neue Inspirationsquellen hinzu. Kiefers charakteristische Form der Bildfindung, vielfältige Quellen einzubeziehen und sie auf ebenso spielerische wie rätselhafte Weise zu gebrauchen, kennzeichnet auch sein 2003 entstandenes Werk Das Floß der Medusa. Von den zahlreichen Verarbeitungen des Motivs in Kunst, Literatur und Ästhetik ist eines der bekanntesten Géricaults Bild von 1818, das die historische Katastrophe als leibhaftige Konfiguration der Verzweiflung inszeniert: In jäher Nahsicht taucht das Floss mit den bleichen Leibern der rasend ineinander verschlungenen Schiffbrüchigen aus der stürmischen See auf.

Im Gegensatz dazu stellt Kiefer ein ruhiges, menschenleeres Meer dar, das allerdings nicht minder gespenstisch und ausweglos erscheint. Anstelle einer Wolke hängt ein schwerer Betonkörper in der Luft. In Kombination mit dem darunter handschriftlich eingeschriebenen Titel evoziert er düstere Vorahnungen und Katastrophen. Die zwei collagierten Fotomotive sind mit blau-grauen Farbschichten überzogen, welche die dystopische Landschaft in ein eiskaltes Licht tauchen.

„Ich sehe meine Bilder wie Ruinen, oder wie Bausteine, die man zusammensetzen kann. Sie sind Material, mit dem man etwas bauen kann, aber sie sind nichts Vollendetes. Sie sind näher am Nichts als an der Vollendung.“
Anselm Kiefer, „Ich wollte noch einmal neu anfangen“, in: art –
Das Kunstmagazin, Ausgabe 7/2001 via archive.is.


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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.05.2018 - 19:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.05. - 16.05.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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