Lot Nr. 155


Philip Alexius de László


(Budapest 1869-1937) Nach der Arbeit, signiert, datiert Laszlo F. 1896, Öl auf Leinwand, 97 x 70,5 cm, gerahmt, (Rei)

Obwohl Philip de László heute in erster Linie als einer der führenden internationalen Portraitmaler des frühen 20. Jahrhunderts gilt, versuchte er sich zu Beginn seiner Karriere in seiner Heimat Ungarn einen Ruf als Genremaler zu erarbeiten und damit dem Beispiel Mihály Munkácsys zu folgen, dem es gelungen war, eine Schule ungarischer Malerei unter den Einflüssen französischer Künstler wie Corot und Millet zu etablieren. De László selbst studierte 1890/91 in Paris, und stand unter direktem Einfluss der plein-air Malerei.

Trotz anfänglicher Erfolge, die sich Mitte der 1890er Jahre eingestellt hatten, „sah ich mich dazu gezwungen, da ich Geld benötigte und auch durch mein glühendes Verlangen meinen Leuten zu helfen, einige Portraits für 400 oder 500 Gulden zu malen, eine Summe, die damals viel für mich bedeutete!“, wie der Künstler in seinen, erst nach seinem Tod veröffentlichten, Memoiren schrieb. Tatsächlich war es der Auftrag, 1894 die bulgarische Fürstenfamilie zu malen, die den jungen Künstler in Kreise brachte, die weit entfernt vom ungarischen Landleben waren, und obwohl er Zeit seines Lebens ein stolzer Ungar blieb, schrieb er später: „Als ich schließlich fern von Ungarn lebte, fand ich es schwierig, für die beschränkte und orientalische Lebenseinstellung meiner Landsleute Verständnis aufzubringen.“

1895 malte de László das Bild „Zum Abendgeläut“, das die Ungarische Nationalgalerie im folgenden Jahr erwarb. Es zeigt ein junges Mädchen und einen alten Mann, die nach einem langen Arbeitstag auf dem Feld beten, doch das vorliegende Werk, das ein ähnliches Sujet aufweist und das der Künstler selbst „Nach der Arbeit“ benannt hatte, war eines der letzten seiner Art, ehe sich de László endgültig der Portraitkunst zuwandte. 1896 war ein sehr arbeitsreiches Jahr für den Künstler, da Portraitaufträge ihn mehr und mehr beanspruchten. Die vorliegende Arbeit malte er, wie er selbst sagte, „für sich selbst“; sie entstand im August 1896 in Domony, nahe Budapest, auf dem Landsitz von Dr. Zsigmond László (mit dem Künstler nicht verwandt), dem Sekretär des ungarischen Justizministers, während de László Portraits von seinem Gastgeber und dessen Sohn fertigte, denen er auch Malunterricht gab.

Wie das Bild „Zum Abendgeläut“, mit seinem hohen Standpunkt und dem ausgeprägten Naturalismus zeigt auch „Nach der Arbeit“ starke Anklänge an die Arbeiten von Jules Bastien-Lapage, einem Maler, der zahlreiche ungarische Künstler der Zeit, wie Simon Hollósy und Béla Iványi Grünwald, beeinflusste. Dennoch ist die Aufmerksamkeit, die de László auf die Augen des Mädchens lenkt, ein wesentliches Merkmal des Künstlers, das seine Portraitkunst zeitlebens beherrschen sollte. Abgesehen von einem einzigen unvollendeten Gemälde („Die Witwe“ - Privatbesitz), das er 1902 nach einem Aufenthalt in der Bretagne malte, versuchte er sich nie wieder an dieser Art von Sujet. Sehr viel später in seinem Leben wandte er sich jedoch der Landschaftsmalerei zu und viele dieser kleinen, rasch ausgeführten Skizzen, die er zu seinem eigenen Vergnügen fertigte, weisen auf seine frühen Tage als Genremaler zurück.

Literatur:
Owen Rutter, Portrait of a Painter, London, 1939, S.152.
Derek Clifford, The Paintings of P. A. de Laszlo, London, 1969, Tafel 12: Girl with a Wheelbarrow
Duff Hart-Davis, Philip de László: His Life and Art, Yale University Press, 2010, Tafel 17
Brief von de László an Lajos Ernst, 26 Dezember 1897, Széchényi-Nationalbibliothek, Budapest

Wir danken Christopher Wentworth-Stanley für den Katalogbeitrag zu diesem Werk, welches in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis des Malers aufgenommen wird: www.delaszlocatalogueraisonne.com

Christopher Wentworth-Stanley ist Berater und Mitarbeiter des De László Catalogue Raisonné, der von The Hon. Mrs de Laszlo und einem Team von Herausgebern erstellt wird.

Für weitere Informationen siehe www.delaszloarchivetrust.com oder kontaktieren Sie catalogue@delaszlo.com

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

16.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 50.000,-

Philip Alexius de László


(Budapest 1869-1937) Nach der Arbeit, signiert, datiert Laszlo F. 1896, Öl auf Leinwand, 97 x 70,5 cm, gerahmt, (Rei)

Obwohl Philip de László heute in erster Linie als einer der führenden internationalen Portraitmaler des frühen 20. Jahrhunderts gilt, versuchte er sich zu Beginn seiner Karriere in seiner Heimat Ungarn einen Ruf als Genremaler zu erarbeiten und damit dem Beispiel Mihály Munkácsys zu folgen, dem es gelungen war, eine Schule ungarischer Malerei unter den Einflüssen französischer Künstler wie Corot und Millet zu etablieren. De László selbst studierte 1890/91 in Paris, und stand unter direktem Einfluss der plein-air Malerei.

Trotz anfänglicher Erfolge, die sich Mitte der 1890er Jahre eingestellt hatten, „sah ich mich dazu gezwungen, da ich Geld benötigte und auch durch mein glühendes Verlangen meinen Leuten zu helfen, einige Portraits für 400 oder 500 Gulden zu malen, eine Summe, die damals viel für mich bedeutete!“, wie der Künstler in seinen, erst nach seinem Tod veröffentlichten, Memoiren schrieb. Tatsächlich war es der Auftrag, 1894 die bulgarische Fürstenfamilie zu malen, die den jungen Künstler in Kreise brachte, die weit entfernt vom ungarischen Landleben waren, und obwohl er Zeit seines Lebens ein stolzer Ungar blieb, schrieb er später: „Als ich schließlich fern von Ungarn lebte, fand ich es schwierig, für die beschränkte und orientalische Lebenseinstellung meiner Landsleute Verständnis aufzubringen.“

1895 malte de László das Bild „Zum Abendgeläut“, das die Ungarische Nationalgalerie im folgenden Jahr erwarb. Es zeigt ein junges Mädchen und einen alten Mann, die nach einem langen Arbeitstag auf dem Feld beten, doch das vorliegende Werk, das ein ähnliches Sujet aufweist und das der Künstler selbst „Nach der Arbeit“ benannt hatte, war eines der letzten seiner Art, ehe sich de László endgültig der Portraitkunst zuwandte. 1896 war ein sehr arbeitsreiches Jahr für den Künstler, da Portraitaufträge ihn mehr und mehr beanspruchten. Die vorliegende Arbeit malte er, wie er selbst sagte, „für sich selbst“; sie entstand im August 1896 in Domony, nahe Budapest, auf dem Landsitz von Dr. Zsigmond László (mit dem Künstler nicht verwandt), dem Sekretär des ungarischen Justizministers, während de László Portraits von seinem Gastgeber und dessen Sohn fertigte, denen er auch Malunterricht gab.

Wie das Bild „Zum Abendgeläut“, mit seinem hohen Standpunkt und dem ausgeprägten Naturalismus zeigt auch „Nach der Arbeit“ starke Anklänge an die Arbeiten von Jules Bastien-Lapage, einem Maler, der zahlreiche ungarische Künstler der Zeit, wie Simon Hollósy und Béla Iványi Grünwald, beeinflusste. Dennoch ist die Aufmerksamkeit, die de László auf die Augen des Mädchens lenkt, ein wesentliches Merkmal des Künstlers, das seine Portraitkunst zeitlebens beherrschen sollte. Abgesehen von einem einzigen unvollendeten Gemälde („Die Witwe“ - Privatbesitz), das er 1902 nach einem Aufenthalt in der Bretagne malte, versuchte er sich nie wieder an dieser Art von Sujet. Sehr viel später in seinem Leben wandte er sich jedoch der Landschaftsmalerei zu und viele dieser kleinen, rasch ausgeführten Skizzen, die er zu seinem eigenen Vergnügen fertigte, weisen auf seine frühen Tage als Genremaler zurück.

Literatur:
Owen Rutter, Portrait of a Painter, London, 1939, S.152.
Derek Clifford, The Paintings of P. A. de Laszlo, London, 1969, Tafel 12: Girl with a Wheelbarrow
Duff Hart-Davis, Philip de László: His Life and Art, Yale University Press, 2010, Tafel 17
Brief von de László an Lajos Ernst, 26 Dezember 1897, Széchényi-Nationalbibliothek, Budapest

Wir danken Christopher Wentworth-Stanley für den Katalogbeitrag zu diesem Werk, welches in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis des Malers aufgenommen wird: www.delaszlocatalogueraisonne.com

Christopher Wentworth-Stanley ist Berater und Mitarbeiter des De László Catalogue Raisonné, der von The Hon. Mrs de Laszlo und einem Team von Herausgebern erstellt wird.

Für weitere Informationen siehe www.delaszloarchivetrust.com oder kontaktieren Sie catalogue@delaszlo.com

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 16.10.2012