Lot Nr. 119 #


Franz Ludwig Catel


Franz Ludwig Catel - Gemälde des 19. Jahrhunderts

(Berlin 1778-1856 Rom) Berglandschaft bei Salzburg mit jungem Paar, Öl auf Karton, 24,4 x 32,2 cm, o. R., (Rei)

Ausgestellt:
1822 Rom Kunstausstellung zu Ehren des Besuchs des preußischen Königs Friedrich III in Rom

Literatur:
Anonym, Aus dem Briefe eines Reisenden, Rom vom 17. Nov., in: Berlinerische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 145 vom 3. Dezember 1822, o. S. (S.7)

Provenienz:
1822 im Besitz des Künstlers;
um 1993 bei Phillips Kunsthandel, Düsseldorf;
Düsseldorf, Privatbesitz.

Das Werk wird in das in Arbeit befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.
Gutachten Dr. Andreas Stolzenburg, Juli 2012 vorhanden.

Der Berliner Maler, Zeichner, Aquarellist und Radierer Franz Ludwig Catel kam 1811 nach Rom, wo er sich bis an sein Lebensende 1856 künstlerisch wie finanziell höchst erfolgreich der Landschafts- und Genremalerei widmete. 1 Nach dem Studium an den Akademien von Berlin (1794-1797) und Paris (1798-1800) und einem dazwischenliegenden Aufenthalt in der Schweiz (1797) erlernte er – 1806 zum Mitglied der Berliner Akademie ernannt – ab 1807 für mehrere Jahre in Paris die Ölmalerei. Zwischen 1798 und 1806 hatte er von Berlin und Paris aus zahlreiche Illustrationszeichnungen für die zeitgenössische deutsche und französische Buch- und Almanach-Produktion geliefert, u. a. zu den Werken Goethes und Schillers, zu Johann Joachim Campe, zu Johann Heinrich Voss sowie dem Franzosen Jacques Delille. In Rom Ende 1811 angekommen, schloss er sich zunächst freundschaftlich den Nazarenern um Friedrich Overbeck an, denen er Unterricht im Perspektivzeichnen gab, ohne sich aber von deren religiösen Idealen in irgendeiner Weise einnehmen zu lassen. Er heiratete 1814 nach notwendiger Konversion vom französischen Hugenotten zum Katholizismus in zweiter Ehe die Römerin Margherita Prunetti (Tochter des Kunstschriftstellers Michelangelo Prunetti); seine erste Frau Sophie Frederike Kolbe (Schwester des Malers Carl Wilhelm Kolbe und Nichte des „Eichen-Kolbe“) war 1810 verstorben, was dem Künstler sicher den erstmals schon 1797 geplanten Aufbruch gen Süden erleichtert hat. Mit seiner römischen Ehefrau führte er, inzwischen zu Reichtum gelangt, ab 1818 ein gastliches Haus an der Piazza di Spagna, wo zu Soireen und Salons weit über 30 Jahre lang viele europäische Sammler, Künstler (u. a. 1824 Karl Friedrich Schinkel), Literaten und Musiker (u. a. 1839/40 Fanny Mendelssohn mit ihrem Mann, dem Maler Wilhelm Hensel) ein- und ausgingen.
Catels höchst umfangreiche malerische wie zeichnerische Produktion spannt den weiten und interessanten Bogen von der modernen Freilichtmalerei mit ihren spontanen Ölstudien vor dem Motiv zu vollständig ausgeführten Landschaftskompositionen mit eingebetteten pittoresken Genreszenen. Auch einige ambitionierte historische Kompositionen hat er geschaffen, u. a. „Rudolf von Habsburg und der Priester“ (1818 nach Schillers Ballade von 1805) und „Szenen aus dem Leben Torquato Tassos“ (ab 1826). In Italien angekommen widmete sich Catel ab 1812 in der Landschaft und im Stadtraum von Rom intensiv dem Malen im Freien vor dem Motiv. Er schuf so im Laufe seines langen Lebens eine große Anzahl von Ölstudien in kleinen und mittleren Formaten, meist auf Malkarton, doch entstanden auch kleine Leinwände , von denen sich eine ganze Reihe noch heute in der Sammlung der Fondazione Franz Ludwig Catel in Rom befinden, wo sich ein kleiner Teil des künstlerischen Nachlasses erhalten hat. 2

Das vorliegende kleine Gemälde auf Holz zeigt eine weite, Licht durchflutete, sommerliche Gebirgslandschaft mit bewaldeten Bergen und einer markanten Bergspitze am Horizont. Man blickt von einer Anhöhe in ein grünes Tal mit einer Mühle am Fluss und weiter hinten, ebenfalls am Fluss gelegen, eine kleine Ortschaft mit Kirche, deren spitzer Turm in die Höhe ragt. Links im Mittelgrund erkennt man eine Straße mit zwei ins Gespräch vertieften Personen. Auf der Wiese daneben weiden Kühe. Weiter hinten an der Straße befindet sich ein Gehöft. Am oberen rechten Rand der Komposition erhebt sich eine Burganlage auf den Bergen. Rechts im Vordergrund auf der Anhöhe steht ein in Salzburger Tracht gekleideter Mann mit Hut vor einer am Boden, gleichfalls in Tracht gegebenen Frau. Die sitzende Frau reicht einer vor ihr stehenden Ziege etwas zu fressen. Die Gruppe des Mannes und der Frau wird von zwei hoch aufragenden Kiefern überwölbt. Etwas weiter unten am Hang befinden sich noch zwei weitere Ziegen, eine stehend, eine am Boden liegend, die ins Tal hinunterschauen.
Das Gemälde lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer „Salzburger Gegend“ identifizieren, die Franz Ludwig Catel Mitte November 1822 auf einer von den preußischen Künstlern veranstalteten Kunstausstellung in Rom präsentiert hat. Die Ausstellung wurde zu Ehren ihres Königs Friedrich III. ausgerichtet, der sich zu dieser Zeit in der Ewigen Stadt aufhielt. In den Berlinischen Nachrichten wurde im Dezember 1822 über die Ausstellung berichtet: „Die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Preußen in dieser Hauptstadt hat in der Künstlerwelt, namentlich unter den hier anwesenden Preußischen Künstlern, (die sowohl der Zahl als dem Talent und dem Fließ nach sehr bedeutend sind) große Bewegung veranlaßt [sic]. Bei der bekannten Kunstliebes dieses Monarchen hatten sie nehmlich [sic] von ihren neuesten Kunstleistungen eine Ausstellung veranstaltet, zu welcher, nachdem der König dieselbe in Augenschein genommen, auch uns andern hier verweilenden Fremden der Zutritt gestattet ward. Ich finde in meiner Schreibtafel folgendes Verzeichnis mit Beifügung der Namen, wie sie mir angegeben worden sind. Catel führte den Reigen; von ihm waren vorhanden mehrere Gegenden aus der Umgebung von Neapel, eine Schweizer- und eine Salzburger Gegend [das vorliegende Bild; Anm. d. Verf.], eine Anzahl Darstellungen aus dem hiesigen Landleben und italienische Volksscenen, desgleichen zwei Bilder Gefechte zwischen Griechen und Türken darstellend.“ Andreas Stolzenburg

1 Zu Leben und Werk des Künstlers siehe: Andreas Stolzenburg: der Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel /1778-1856), Ausst.-Kat. Rom, Casa di Goethe 2007.
2 Zum Nachlassinventar vgl. Stolzenburg 2007, S. 132 („Elenco delle opere nel lascito dell`artista“).

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

16.10.2012 - 18:00

Schätzwert:
EUR 16.000,- bis EUR 22.000,-

Franz Ludwig Catel


(Berlin 1778-1856 Rom) Berglandschaft bei Salzburg mit jungem Paar, Öl auf Karton, 24,4 x 32,2 cm, o. R., (Rei)

Ausgestellt:
1822 Rom Kunstausstellung zu Ehren des Besuchs des preußischen Königs Friedrich III in Rom

Literatur:
Anonym, Aus dem Briefe eines Reisenden, Rom vom 17. Nov., in: Berlinerische Nachrichten von Staats- und gelehrten Sachen, Nr. 145 vom 3. Dezember 1822, o. S. (S.7)

Provenienz:
1822 im Besitz des Künstlers;
um 1993 bei Phillips Kunsthandel, Düsseldorf;
Düsseldorf, Privatbesitz.

Das Werk wird in das in Arbeit befindliche Werkverzeichnis aufgenommen.
Gutachten Dr. Andreas Stolzenburg, Juli 2012 vorhanden.

Der Berliner Maler, Zeichner, Aquarellist und Radierer Franz Ludwig Catel kam 1811 nach Rom, wo er sich bis an sein Lebensende 1856 künstlerisch wie finanziell höchst erfolgreich der Landschafts- und Genremalerei widmete. 1 Nach dem Studium an den Akademien von Berlin (1794-1797) und Paris (1798-1800) und einem dazwischenliegenden Aufenthalt in der Schweiz (1797) erlernte er – 1806 zum Mitglied der Berliner Akademie ernannt – ab 1807 für mehrere Jahre in Paris die Ölmalerei. Zwischen 1798 und 1806 hatte er von Berlin und Paris aus zahlreiche Illustrationszeichnungen für die zeitgenössische deutsche und französische Buch- und Almanach-Produktion geliefert, u. a. zu den Werken Goethes und Schillers, zu Johann Joachim Campe, zu Johann Heinrich Voss sowie dem Franzosen Jacques Delille. In Rom Ende 1811 angekommen, schloss er sich zunächst freundschaftlich den Nazarenern um Friedrich Overbeck an, denen er Unterricht im Perspektivzeichnen gab, ohne sich aber von deren religiösen Idealen in irgendeiner Weise einnehmen zu lassen. Er heiratete 1814 nach notwendiger Konversion vom französischen Hugenotten zum Katholizismus in zweiter Ehe die Römerin Margherita Prunetti (Tochter des Kunstschriftstellers Michelangelo Prunetti); seine erste Frau Sophie Frederike Kolbe (Schwester des Malers Carl Wilhelm Kolbe und Nichte des „Eichen-Kolbe“) war 1810 verstorben, was dem Künstler sicher den erstmals schon 1797 geplanten Aufbruch gen Süden erleichtert hat. Mit seiner römischen Ehefrau führte er, inzwischen zu Reichtum gelangt, ab 1818 ein gastliches Haus an der Piazza di Spagna, wo zu Soireen und Salons weit über 30 Jahre lang viele europäische Sammler, Künstler (u. a. 1824 Karl Friedrich Schinkel), Literaten und Musiker (u. a. 1839/40 Fanny Mendelssohn mit ihrem Mann, dem Maler Wilhelm Hensel) ein- und ausgingen.
Catels höchst umfangreiche malerische wie zeichnerische Produktion spannt den weiten und interessanten Bogen von der modernen Freilichtmalerei mit ihren spontanen Ölstudien vor dem Motiv zu vollständig ausgeführten Landschaftskompositionen mit eingebetteten pittoresken Genreszenen. Auch einige ambitionierte historische Kompositionen hat er geschaffen, u. a. „Rudolf von Habsburg und der Priester“ (1818 nach Schillers Ballade von 1805) und „Szenen aus dem Leben Torquato Tassos“ (ab 1826). In Italien angekommen widmete sich Catel ab 1812 in der Landschaft und im Stadtraum von Rom intensiv dem Malen im Freien vor dem Motiv. Er schuf so im Laufe seines langen Lebens eine große Anzahl von Ölstudien in kleinen und mittleren Formaten, meist auf Malkarton, doch entstanden auch kleine Leinwände , von denen sich eine ganze Reihe noch heute in der Sammlung der Fondazione Franz Ludwig Catel in Rom befinden, wo sich ein kleiner Teil des künstlerischen Nachlasses erhalten hat. 2

Das vorliegende kleine Gemälde auf Holz zeigt eine weite, Licht durchflutete, sommerliche Gebirgslandschaft mit bewaldeten Bergen und einer markanten Bergspitze am Horizont. Man blickt von einer Anhöhe in ein grünes Tal mit einer Mühle am Fluss und weiter hinten, ebenfalls am Fluss gelegen, eine kleine Ortschaft mit Kirche, deren spitzer Turm in die Höhe ragt. Links im Mittelgrund erkennt man eine Straße mit zwei ins Gespräch vertieften Personen. Auf der Wiese daneben weiden Kühe. Weiter hinten an der Straße befindet sich ein Gehöft. Am oberen rechten Rand der Komposition erhebt sich eine Burganlage auf den Bergen. Rechts im Vordergrund auf der Anhöhe steht ein in Salzburger Tracht gekleideter Mann mit Hut vor einer am Boden, gleichfalls in Tracht gegebenen Frau. Die sitzende Frau reicht einer vor ihr stehenden Ziege etwas zu fressen. Die Gruppe des Mannes und der Frau wird von zwei hoch aufragenden Kiefern überwölbt. Etwas weiter unten am Hang befinden sich noch zwei weitere Ziegen, eine stehend, eine am Boden liegend, die ins Tal hinunterschauen.
Das Gemälde lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer „Salzburger Gegend“ identifizieren, die Franz Ludwig Catel Mitte November 1822 auf einer von den preußischen Künstlern veranstalteten Kunstausstellung in Rom präsentiert hat. Die Ausstellung wurde zu Ehren ihres Königs Friedrich III. ausgerichtet, der sich zu dieser Zeit in der Ewigen Stadt aufhielt. In den Berlinischen Nachrichten wurde im Dezember 1822 über die Ausstellung berichtet: „Die Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Preußen in dieser Hauptstadt hat in der Künstlerwelt, namentlich unter den hier anwesenden Preußischen Künstlern, (die sowohl der Zahl als dem Talent und dem Fließ nach sehr bedeutend sind) große Bewegung veranlaßt [sic]. Bei der bekannten Kunstliebes dieses Monarchen hatten sie nehmlich [sic] von ihren neuesten Kunstleistungen eine Ausstellung veranstaltet, zu welcher, nachdem der König dieselbe in Augenschein genommen, auch uns andern hier verweilenden Fremden der Zutritt gestattet ward. Ich finde in meiner Schreibtafel folgendes Verzeichnis mit Beifügung der Namen, wie sie mir angegeben worden sind. Catel führte den Reigen; von ihm waren vorhanden mehrere Gegenden aus der Umgebung von Neapel, eine Schweizer- und eine Salzburger Gegend [das vorliegende Bild; Anm. d. Verf.], eine Anzahl Darstellungen aus dem hiesigen Landleben und italienische Volksscenen, desgleichen zwei Bilder Gefechte zwischen Griechen und Türken darstellend.“ Andreas Stolzenburg

1 Zu Leben und Werk des Künstlers siehe: Andreas Stolzenburg: der Landschafts- und Genremaler Franz Ludwig Catel /1778-1856), Ausst.-Kat. Rom, Casa di Goethe 2007.
2 Zum Nachlassinventar vgl. Stolzenburg 2007, S. 132 („Elenco delle opere nel lascito dell`artista“).

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 16.10.2012 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 06.10. - 16.10.2012