Lot Nr. 456


Günther Uecker *


(Wendorf 1930 geb.) Vernageltes Tor zur Ausstellung, signiert, datiert Uecker 83, Nagelung über lackiertem Türrahmen, 230 x 117 x 30 cm , (dazu der signierte und datiete Ausst.-Katalog, Exemplar 1/100), (PS)

Ausstellung:Günter Uecker,"kölnisch- klause - (phobien)"Verlag der Zeitschrift "Symbol" Wolfgang Wangler, Köln, 31.5.- 31.8. 1983 Literatur:Günther Uecker "kölnisch - klause - (phobien)", Köln 1983, Seite 12f (Abbildungen in schwarz/weiß) Dorothea und Martin van der Koelen, Opus Liber, Mainz 2007, Seite 269f (dort mit dem Titel "Vernageltes Tor") mit zahlreichen Installationsphotos "Uecker hat nicht nur den Nagel, er hat auch das Nageln selbst, bildwürdig gemacht" (Dieter Honisch) (als zitat oben rechts kursiv) "Ich habe als Vierzehnjähriger unser Haus zu schützen versucht. Die sowjetischen Soldaten waren im Vormarsch. Sie schwärmten überall aus. Um meine Mutter und meine beiden Schwestern zu schützen, habe ich sowohl Fenster als auch Türen zugenagelt. Im Nachhinein wirkt das vielleicht wie eine Übertreibung. Aber ich habe es getan und dabei erfahren, dass es wehrhaft und Schutz war." (Günther Uecker, Seite 118) Auf die Frage, wieso er Gegenstände benagele antwortet Uecker:"Gegen die Muselisierung dessen, was wir machten, opponierten wir dadurch, dass wir Schaufenster nutzten, raus auf die Straße oder in andere Räume gingen. War wir machten, landete dann doch in den für Kunst konzipierten Schutzräumen. Meine Idee war, meine Ausdrucksstrukturen auf Gebrauchgegenstände wie Tisch oder Stuhl, mit denen man umgeht, oder Kultobjekte wie Piano zu übertragen. Ich schrieb schließlich ein Transgressions-Manifest anlässlich der von William E. Stimmat und Rochus Kowallek gemeinsam initiierten Veranstaltung. Bazon Brock hielt eine Eröffnungsrede, und ich übernagelte am Fußboden seine Texte. Frei nach der Devis "Kunst überflutet die Welt" übernagelte ich alles, was mir unter den Nagel kam. Damit zog ich Linien analog zu meinem Ackerverhalten. So, wie man ein Porträt, einen Akt oder eine Landschaft malt, so war es für mich ganz folgerichtig, die Bildfläche wie ein Ackerfeld zu strukturieren, und zudem auch wichtig, es in die Tradition des Konstruktivismus eines Kasimir Malewitsch oder Wladyslaw Strzeminski einzugliedern." (Seite 119) (in: Ulrike Bleicker Honisch, (Hrsg.) "Das Ohr am Tatort" Heinz Norbert Jocks im Gespräch mit Gotthard Graubner, Heinz Mack, Roman Opalka, Otto Piene und Günther Uecker, Ostfildern-Ruit 2009) Uecker benutzt nicht die Gegenstandsoberfläche, sondern nur Teile, so viel jedenfalls, dass ihre Funktionalität in Frage gestellt wird. Auf dem "Stuhl" kann man nicht mehr sitzen, vom "Tische" nicht mehr essen und auf der "vernagelten Zeitnähmaschine" nicht mehr nähen. Entscheidend ist, dass diese Gegenstände aus der Funktion genommen werden, um zu reinen Anschauungsobjekten zu werden, die s l belbstverständlich alle möglichen Assoziationen auslösen." (Wvz Honisch Seite 82)

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

19.05.2010 - 18:00

Schätzwert:
EUR 140.000,- bis EUR 180.000,-

Günther Uecker *


(Wendorf 1930 geb.) Vernageltes Tor zur Ausstellung, signiert, datiert Uecker 83, Nagelung über lackiertem Türrahmen, 230 x 117 x 30 cm , (dazu der signierte und datiete Ausst.-Katalog, Exemplar 1/100), (PS)

Ausstellung:Günter Uecker,"kölnisch- klause - (phobien)"Verlag der Zeitschrift "Symbol" Wolfgang Wangler, Köln, 31.5.- 31.8. 1983 Literatur:Günther Uecker "kölnisch - klause - (phobien)", Köln 1983, Seite 12f (Abbildungen in schwarz/weiß) Dorothea und Martin van der Koelen, Opus Liber, Mainz 2007, Seite 269f (dort mit dem Titel "Vernageltes Tor") mit zahlreichen Installationsphotos "Uecker hat nicht nur den Nagel, er hat auch das Nageln selbst, bildwürdig gemacht" (Dieter Honisch) (als zitat oben rechts kursiv) "Ich habe als Vierzehnjähriger unser Haus zu schützen versucht. Die sowjetischen Soldaten waren im Vormarsch. Sie schwärmten überall aus. Um meine Mutter und meine beiden Schwestern zu schützen, habe ich sowohl Fenster als auch Türen zugenagelt. Im Nachhinein wirkt das vielleicht wie eine Übertreibung. Aber ich habe es getan und dabei erfahren, dass es wehrhaft und Schutz war." (Günther Uecker, Seite 118) Auf die Frage, wieso er Gegenstände benagele antwortet Uecker:"Gegen die Muselisierung dessen, was wir machten, opponierten wir dadurch, dass wir Schaufenster nutzten, raus auf die Straße oder in andere Räume gingen. War wir machten, landete dann doch in den für Kunst konzipierten Schutzräumen. Meine Idee war, meine Ausdrucksstrukturen auf Gebrauchgegenstände wie Tisch oder Stuhl, mit denen man umgeht, oder Kultobjekte wie Piano zu übertragen. Ich schrieb schließlich ein Transgressions-Manifest anlässlich der von William E. Stimmat und Rochus Kowallek gemeinsam initiierten Veranstaltung. Bazon Brock hielt eine Eröffnungsrede, und ich übernagelte am Fußboden seine Texte. Frei nach der Devis "Kunst überflutet die Welt" übernagelte ich alles, was mir unter den Nagel kam. Damit zog ich Linien analog zu meinem Ackerverhalten. So, wie man ein Porträt, einen Akt oder eine Landschaft malt, so war es für mich ganz folgerichtig, die Bildfläche wie ein Ackerfeld zu strukturieren, und zudem auch wichtig, es in die Tradition des Konstruktivismus eines Kasimir Malewitsch oder Wladyslaw Strzeminski einzugliedern." (Seite 119) (in: Ulrike Bleicker Honisch, (Hrsg.) "Das Ohr am Tatort" Heinz Norbert Jocks im Gespräch mit Gotthard Graubner, Heinz Mack, Roman Opalka, Otto Piene und Günther Uecker, Ostfildern-Ruit 2009) Uecker benutzt nicht die Gegenstandsoberfläche, sondern nur Teile, so viel jedenfalls, dass ihre Funktionalität in Frage gestellt wird. Auf dem "Stuhl" kann man nicht mehr sitzen, vom "Tische" nicht mehr essen und auf der "vernagelten Zeitnähmaschine" nicht mehr nähen. Entscheidend ist, dass diese Gegenstände aus der Funktion genommen werden, um zu reinen Anschauungsobjekten zu werden, die s l belbstverständlich alle möglichen Assoziationen auslösen." (Wvz Honisch Seite 82)

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Auktion: Zeitgenössische Kunst
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 19.05.2010 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 05.05. - 19.05.2010

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