Lot Nr. 318


Otto Muehl *


Otto Muehl * - Post-War und Zeitgenössische Kunst II

(Grodnau 1925–2013 Moncarapacho, Portugal)
„Ritual Sex“ (Papyrus 55001), signiert, datiert muehl 84 15.11, Öl auf Leinwand, 180 x 170 cm, auf Keilrahmen

Ausgestellt und mit ganzseitiger Farbabb. im Katalog:
Otto Muehl, Leben/Kunst/Werk, Aktion. Utopie. Malerei 1960–2004, MAK Vienna 2004, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2004, S. 326

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

…warum, fragte ich patsy, gleicht eine sphinx der anderen, wie ein ei dem anderen gleicht?
die sphinx sind als echte multiples aufzufassen, als begrenzte auflage ein und desselben stückes.
ach so, sagte ich.
die ägypter, sagte patsy, kannten alles was sich die moderne seit dem impressionismus qualvoll erarbeiten mußte: multiples, minimal art, land art. Die mumien art gehört da ebenfalls dazu und die verpackungskunst wurde hier bereits gepflegt, die riesigen steinsärge, in denen ein zweiter, dritter und vierter sarg liegen.
wer käme heute auf die idee, eine skulptur in der skulptur zu machen! der deckel des ersten sarges ist so schwer, daß er nur mit einem kran bewegt werden kann. die grabräuber schafften es jedoch auch ohne besondere technische hilfsmittel.
wir kamen am tempel der hatschepsut vorbei.
patsy erzählte voll stolz von diesem weiblichen pharao und blähte die nüstern. sie sah geil aus in der prallen ägyptischen sonne.
die tempelanlage in den felsen hineingebaut wirkt unglaublich modern. mehrere etagen übereinander, der querschnitt der säulen ist quadratisch, nicht die geringsten verzierungen. ich war geblendet von dieser schlichten pracht aus sandstein.
wir kraxelten die felsen hoch und kamen ins tal des todes. es sah hier aus wie in einer durchwühlten schottergrube. riesige sandhaufen. hier wurde so lange gewühlt, bis auch das letzte grab noch gefunden war.
die armen pharaonen! sie hofften hier für ewig ruhe zu finden, versteckt tief unter der erde. nichts da! zuerst kamen die grabräuber und danach die archäologen.
wir standen vorm steinsarg tut-ench-amuns. darüber ein riesiges bild, das die ganze stirnseite der grabkammer einnahm. es war angenehm kühl hier herunten, es war phantastisch! ein außerordentliches environment!
mich berauschte das volumen des leicht gewölbten steinernen sarges.
patsy sagte, sie deutete auf das bild, otto, bevor du nicht sowas zusammenbringst, bevor du nicht imstande bist, solche linien zu ziehen wie diese hier auf dem bild, bist du für mich kein künstler.
feine witze machst du, meine liebe patsy. du weißt, mein selbstbewußtsein ist sehr bescheiden als künstler. Ich habe also die richtige lernhaltung und will auch lernen. Aber es kann noch lange dauern, bis ich dies auch kann. außerdem bezweifle ich fast, daß man in einem menschenleben lernen könnte, was die ägypter über jahrtausende entwickelt haben. entschuldige, patsy, mir fehlt jede tradition. ich hänge mit meiner kunst vollkommen in der luft. …

Otto Muehl aus: die reise nach ägypten, Hubert Klocker, Otto Muehl, Ausgewählte Arbeiten 1963-1986

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358

elke.koenigseder@dorotheum.at

29.11.2018 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 62.500,-
Schätzwert:
EUR 50.000,- bis EUR 80.000,-

Otto Muehl *


(Grodnau 1925–2013 Moncarapacho, Portugal)
„Ritual Sex“ (Papyrus 55001), signiert, datiert muehl 84 15.11, Öl auf Leinwand, 180 x 170 cm, auf Keilrahmen

Ausgestellt und mit ganzseitiger Farbabb. im Katalog:
Otto Muehl, Leben/Kunst/Werk, Aktion. Utopie. Malerei 1960–2004, MAK Vienna 2004, Verlag der Buchhandlung Walther König, 2004, S. 326

Provenienz:
Privatsammlung, Wien

…warum, fragte ich patsy, gleicht eine sphinx der anderen, wie ein ei dem anderen gleicht?
die sphinx sind als echte multiples aufzufassen, als begrenzte auflage ein und desselben stückes.
ach so, sagte ich.
die ägypter, sagte patsy, kannten alles was sich die moderne seit dem impressionismus qualvoll erarbeiten mußte: multiples, minimal art, land art. Die mumien art gehört da ebenfalls dazu und die verpackungskunst wurde hier bereits gepflegt, die riesigen steinsärge, in denen ein zweiter, dritter und vierter sarg liegen.
wer käme heute auf die idee, eine skulptur in der skulptur zu machen! der deckel des ersten sarges ist so schwer, daß er nur mit einem kran bewegt werden kann. die grabräuber schafften es jedoch auch ohne besondere technische hilfsmittel.
wir kamen am tempel der hatschepsut vorbei.
patsy erzählte voll stolz von diesem weiblichen pharao und blähte die nüstern. sie sah geil aus in der prallen ägyptischen sonne.
die tempelanlage in den felsen hineingebaut wirkt unglaublich modern. mehrere etagen übereinander, der querschnitt der säulen ist quadratisch, nicht die geringsten verzierungen. ich war geblendet von dieser schlichten pracht aus sandstein.
wir kraxelten die felsen hoch und kamen ins tal des todes. es sah hier aus wie in einer durchwühlten schottergrube. riesige sandhaufen. hier wurde so lange gewühlt, bis auch das letzte grab noch gefunden war.
die armen pharaonen! sie hofften hier für ewig ruhe zu finden, versteckt tief unter der erde. nichts da! zuerst kamen die grabräuber und danach die archäologen.
wir standen vorm steinsarg tut-ench-amuns. darüber ein riesiges bild, das die ganze stirnseite der grabkammer einnahm. es war angenehm kühl hier herunten, es war phantastisch! ein außerordentliches environment!
mich berauschte das volumen des leicht gewölbten steinernen sarges.
patsy sagte, sie deutete auf das bild, otto, bevor du nicht sowas zusammenbringst, bevor du nicht imstande bist, solche linien zu ziehen wie diese hier auf dem bild, bist du für mich kein künstler.
feine witze machst du, meine liebe patsy. du weißt, mein selbstbewußtsein ist sehr bescheiden als künstler. Ich habe also die richtige lernhaltung und will auch lernen. Aber es kann noch lange dauern, bis ich dies auch kann. außerdem bezweifle ich fast, daß man in einem menschenleben lernen könnte, was die ägypter über jahrtausende entwickelt haben. entschuldige, patsy, mir fehlt jede tradition. ich hänge mit meiner kunst vollkommen in der luft. …

Otto Muehl aus: die reise nach ägypten, Hubert Klocker, Otto Muehl, Ausgewählte Arbeiten 1963-1986

Expertin: Mag. Elke Königseder Mag. Elke Königseder
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elke.koenigseder@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Post-War und Zeitgenössische Kunst II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 29.11.2018 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 29.11.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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