Lot Nr. 224


Giovan Bernardino Azzolino


Giovan Bernardino Azzolino - Alte Meister

(Cefalù 1572-1645 Neapel)
Das Martyrium der heiligen Ursula,
Öl auf Leinwand, 104 x 128,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Familie Colonna, Anfang 20. Jahrhundert;
Privatsammlung, Neapel;
Privatsammlung, Rom

Literatur:
F. Ferrante, Giovan Bernardino Azzolino tra tardomanierismo e protocaravaggismo. Nuovi contributi e inediti, in: P. Leone de Castris (Hg.), Scritti di storia dell’arte in onore di Raffaello Causa, Neapel 1988, S. 136-138, Abb. 5;
P. Leone de Castris, La pittura del Cinquecento nell’Italia meridionale, in: La pittura in Italia. Il Cinquecento, Mailand 1987, S. 462;
P. Leone de Castris, La pittura del Cinquecento nell’Italia meridionale, in: La pittura in Italia. Il Cinquecento, II, 2. Auflage, Mailand 1988, S. 506, S. 632;
P. Leone de Castris, Pittura del Cinquecento a Napoli. 1573-1606 l’ultima maniera, Neapel 1991, S. 311, Abb. S. 313;
R. Causa, Due schede per Giovan Bernardino Azzolino, in: Paragone, 28, 1991, S. 78;
S. Schütze, T. Willette, Massimo Stanzione. L’opera completa, Neapel 1992, S. 13, S. 15, Abb. 6, S. 18;
V. Farina, Giovan Bernardino Azzolino: il mancato soggiorno genovese e l’interesse per Ribera, in: Prospettiva, 1999, S.160/161, S. 163, Abb. 8 und S. 164, Anm. 47;
F. Abbate, La cultura artistica nel regno meridionale tra Manierismo e Controriforma, in: Storia dell´arte nell´Italia meridionale. Il cinquecento, Rom 2001, S. 237/238;
V. Pacelli, Del martirio di sant´Orsola di Caravaggio e i suoi copisti, ovvero una renovatio iconografica (Azzolino, Strozzi ed altri), in: M. P. Ferrara (Hg.), Per la storia dell´arte in Italia e in Europa. Studi in onore di Luisa Mortari, Rom 2004, S.190/191, Abb. 9;
V. Pacelli, Il martirio di S. Orsola di Caravaggio. Riconsiderazioni sulle copie e su inediti tra Napoli e Genova nella prima metà del ´600, in: Studi di storia dell’arte, 16, 2005, S. 165-167 und S. 174, Abb. 2;
S. Causa, Il „pedale smorzatore“ di Giovan Bernardo Azzolino, in: La strategia dell´attenzione. Pittori a Napoli nel primo Seicento, Neapel 2007, S. 49;
G. Porzio, in: M. C. Terzaghi (Hg.), Tanzio da Varallo incontra Caravaggio. Pittura a Napoli nel primo Seicento, Ausstellungskatalog, Mailand 2014, S. 144, Abb. 16.1

Das Martyrium der heiligen Ursula ist trotz Caravaggios berühmter Komposition von 1610, die sich heute in Neapel im Palazzo Zevallos Stigliano befindet (Inv. Nr. A.B-03840A-L/IS), ein in der Malerei des 17. Jahrhunderts selten behandeltes Thema. Der Maler Giovan Bernardino Azzolino stammte zwar aus Sizilien, war aber vorwiegend in Neapel tätig. Wie andere Künstler seiner Generation zeigte auch er sich zutiefst von den Neuerungen beeinflusst, die Caravaggio gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts in Neapel eingeführt hatte. Azzolino versuchte diese Neuerungen seiner Formensprache anzupassen und neu zu interpretieren. Das vorliegende Gemälde ist eines der frühesten Zeugnisse des Einflusses von Caravaggios Darstellung der heiligen Ursula auf Azzolino.

Wir sehen die junge Ursula von Wachen umgeben. Sie ist entkräftet und richtet ihren Blick himmelwärts. Sich gelassen in ihr Martyrium fügend hat sie die Augen fast geschlossen. Aus Pfeilwunden in Bauch, Brust und Hals strömen Bäche von Blut hervor, die sich scharf von ihrer blassen Haut abheben. Die Art der Helldunkelmalerei und der Modellierung der Formen sind Caravaggio verpflichtet. Das gilt auch für die genaue Darstellung der Szene mit wenigen Figuren und dem Verzicht auf zu viele beschreibende Details. Im Einklang mit dem Kanon der Gegenreformation stellt Azzolino allerdings nicht den dramatischsten Moment der Geschichte der Hinrichtung der Jungfrau dar, sondern konzentriert sich auf jenen Augenblick, in dem sie der Tod überkommt.

Der Maler konnte wahrscheinlich Caravaggios Bild in Augenschein nehmen, als es 1610 noch in Neapel war, bevor es sein Auftraggeber, Marcantonio Doria, für den damals auch Azzolino arbeitete, nach Genua schickte. Azzolino wurde ein enger Freund Dorias, der 47 Gemälde des Sizilianers besaß.

Das vorliegende Gemälde ist in das zweite Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts datiert worden und steht anderen Bildern Azzolinos aus jener Zeit nahe, so etwa der Darstellung der heiligen Apollonia in der Kirche San Giuseppe in Genoa, die eine Jungfrau und Wachen zeigt, die jenen in unserem Fall sehr ähnlich sind (siehe Ferrante 1988). Nur Farina hat unter Hinweis auf den Einfluss Riberas, der 1616 die Schwester des Künstlers heiratete, das vorliegende Bild der Heiligen in die zweite Hälfte des dritten Jahrzehnts datiert (siehe Farina 1999).

Wir wissen von zwei anderen Fassungen der vorliegenden Komposition: einer hochformatigen in der Pinacoteca Nazionale in Siena (Inv. IBS 60, siehe Farina 1999) und einer der vorliegenden Komposition näheren in einer Privatsammlung, die in jüngster Zeit wiederentdeckt wurde (siehe Porzio 2014).

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 42.500,-
Schätzwert:
EUR 15.000,- bis EUR 20.000,-

Giovan Bernardino Azzolino


(Cefalù 1572-1645 Neapel)
Das Martyrium der heiligen Ursula,
Öl auf Leinwand, 104 x 128,5 cm, gerahmt

Provenienz:
vermutlich Familie Colonna, Anfang 20. Jahrhundert;
Privatsammlung, Neapel;
Privatsammlung, Rom

Literatur:
F. Ferrante, Giovan Bernardino Azzolino tra tardomanierismo e protocaravaggismo. Nuovi contributi e inediti, in: P. Leone de Castris (Hg.), Scritti di storia dell’arte in onore di Raffaello Causa, Neapel 1988, S. 136-138, Abb. 5;
P. Leone de Castris, La pittura del Cinquecento nell’Italia meridionale, in: La pittura in Italia. Il Cinquecento, Mailand 1987, S. 462;
P. Leone de Castris, La pittura del Cinquecento nell’Italia meridionale, in: La pittura in Italia. Il Cinquecento, II, 2. Auflage, Mailand 1988, S. 506, S. 632;
P. Leone de Castris, Pittura del Cinquecento a Napoli. 1573-1606 l’ultima maniera, Neapel 1991, S. 311, Abb. S. 313;
R. Causa, Due schede per Giovan Bernardino Azzolino, in: Paragone, 28, 1991, S. 78;
S. Schütze, T. Willette, Massimo Stanzione. L’opera completa, Neapel 1992, S. 13, S. 15, Abb. 6, S. 18;
V. Farina, Giovan Bernardino Azzolino: il mancato soggiorno genovese e l’interesse per Ribera, in: Prospettiva, 1999, S.160/161, S. 163, Abb. 8 und S. 164, Anm. 47;
F. Abbate, La cultura artistica nel regno meridionale tra Manierismo e Controriforma, in: Storia dell´arte nell´Italia meridionale. Il cinquecento, Rom 2001, S. 237/238;
V. Pacelli, Del martirio di sant´Orsola di Caravaggio e i suoi copisti, ovvero una renovatio iconografica (Azzolino, Strozzi ed altri), in: M. P. Ferrara (Hg.), Per la storia dell´arte in Italia e in Europa. Studi in onore di Luisa Mortari, Rom 2004, S.190/191, Abb. 9;
V. Pacelli, Il martirio di S. Orsola di Caravaggio. Riconsiderazioni sulle copie e su inediti tra Napoli e Genova nella prima metà del ´600, in: Studi di storia dell’arte, 16, 2005, S. 165-167 und S. 174, Abb. 2;
S. Causa, Il „pedale smorzatore“ di Giovan Bernardo Azzolino, in: La strategia dell´attenzione. Pittori a Napoli nel primo Seicento, Neapel 2007, S. 49;
G. Porzio, in: M. C. Terzaghi (Hg.), Tanzio da Varallo incontra Caravaggio. Pittura a Napoli nel primo Seicento, Ausstellungskatalog, Mailand 2014, S. 144, Abb. 16.1

Das Martyrium der heiligen Ursula ist trotz Caravaggios berühmter Komposition von 1610, die sich heute in Neapel im Palazzo Zevallos Stigliano befindet (Inv. Nr. A.B-03840A-L/IS), ein in der Malerei des 17. Jahrhunderts selten behandeltes Thema. Der Maler Giovan Bernardino Azzolino stammte zwar aus Sizilien, war aber vorwiegend in Neapel tätig. Wie andere Künstler seiner Generation zeigte auch er sich zutiefst von den Neuerungen beeinflusst, die Caravaggio gegen Ende des ersten Jahrzehnts des 17. Jahrhunderts in Neapel eingeführt hatte. Azzolino versuchte diese Neuerungen seiner Formensprache anzupassen und neu zu interpretieren. Das vorliegende Gemälde ist eines der frühesten Zeugnisse des Einflusses von Caravaggios Darstellung der heiligen Ursula auf Azzolino.

Wir sehen die junge Ursula von Wachen umgeben. Sie ist entkräftet und richtet ihren Blick himmelwärts. Sich gelassen in ihr Martyrium fügend hat sie die Augen fast geschlossen. Aus Pfeilwunden in Bauch, Brust und Hals strömen Bäche von Blut hervor, die sich scharf von ihrer blassen Haut abheben. Die Art der Helldunkelmalerei und der Modellierung der Formen sind Caravaggio verpflichtet. Das gilt auch für die genaue Darstellung der Szene mit wenigen Figuren und dem Verzicht auf zu viele beschreibende Details. Im Einklang mit dem Kanon der Gegenreformation stellt Azzolino allerdings nicht den dramatischsten Moment der Geschichte der Hinrichtung der Jungfrau dar, sondern konzentriert sich auf jenen Augenblick, in dem sie der Tod überkommt.

Der Maler konnte wahrscheinlich Caravaggios Bild in Augenschein nehmen, als es 1610 noch in Neapel war, bevor es sein Auftraggeber, Marcantonio Doria, für den damals auch Azzolino arbeitete, nach Genua schickte. Azzolino wurde ein enger Freund Dorias, der 47 Gemälde des Sizilianers besaß.

Das vorliegende Gemälde ist in das zweite Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts datiert worden und steht anderen Bildern Azzolinos aus jener Zeit nahe, so etwa der Darstellung der heiligen Apollonia in der Kirche San Giuseppe in Genoa, die eine Jungfrau und Wachen zeigt, die jenen in unserem Fall sehr ähnlich sind (siehe Ferrante 1988). Nur Farina hat unter Hinweis auf den Einfluss Riberas, der 1616 die Schwester des Künstlers heiratete, das vorliegende Bild der Heiligen in die zweite Hälfte des dritten Jahrzehnts datiert (siehe Farina 1999).

Wir wissen von zwei anderen Fassungen der vorliegenden Komposition: einer hochformatigen in der Pinacoteca Nazionale in Siena (Inv. IBS 60, siehe Farina 1999) und einer der vorliegenden Komposition näheren in einer Privatsammlung, die in jüngster Zeit wiederentdeckt wurde (siehe Porzio 2014).


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


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