Lot Nr. 130


George Klontzas


George Klontzas - Alte Meister

(Heraklion, Kreta, um 1530-1608)
Die Opferung Isaaks und die Anbetung der Könige,
Öl auf Holz, 25,5 x 14,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Mailand

Literatur:
P. Della Pergola, Un Greco giovanile, Emporium 1952, 686, S. 51, 56, Abb. 1, 2 (als Domínikos Theotokópoulos, gen. El Greco)

Wir danken Maria Paphiti, die die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Der obere, gebogte Teil der Komposition zeigt die im Buch Genesis berichtete Begebenheit von der Opferung Isaaks (22, 1-19). Auf einem Hochplateau kniet der in eine scharlachrote Tunika gekleidete und an den Gliedmaßen gefesselte Isaak auf einem hölzernen Opferaltar. Sein Vater Abraham im roten Gewand hebt ein großes Messer, bereit, seinen Sohn zu töten. Am strahlenden Wolkenhimmel erscheint ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln, um Abraham von der Schlachtung des Knaben abzuhalten und auf den Widder hinzuweisen, der sich an den Hörnern in einem Busch links des steilen Hangs gefangen hat. Nach dem Willen Gottes sollte der Widder an Isaaks Stelle geopfert und im Feuer, das am Abhang vor dem Knaben zu sehen ist, verbrannt werden.

Im unteren Teil der Tafel ist die Anbetung der Könige dargestellt. Die ganz rechts vor einem von Säulen gestützten Verschlag sitzende Gottesmutter wird von Josef, drei Hirten sowie Ochs und Esel weiter hinten begleitet und präsentiert den drei Weisen und ihrem Gefolge das nackte Jesuskind. Der älteste König, der seine Krone abgenommen und sie zusammen mit seinem Goldgeschenk auf den Boden gelegt hat, kniet vor Christus und hebt ehrfürchtig die Hand. Der schwarze König und der dritte Weise stehen dahinter und warten, bis sie an der Reihe sind, um dem neugeborenen Kind ihre Gaben zu überreichen. Bei den zwei jungen Männern links handelt es sich offenbar um Diener der drei Weisen. Der Jüngling im Vordergrund trägt ein militärisches Gewand und hält die Krone eines der Könige. Den Hintergrund nimmt eine Gruppe Hirten zu Pferde ein, die auf den Stern rechts oben zeigen, wo zwei weitere Hirten am Fuße des Berges Zeugen des wundersamen Ereignisses werden. Die Komposition beinhaltet bukolische Details des Alltagslebens wie den Hirten rechts, der einen Hasen trägt. Als bemerkenswertes Detail ist die Kleidung des dritten Königs zu nennen. Anders als die anderen Figuren, die der üblichen Ikonografie entsprechend gewandet sind, trägt er den hermelinbesetzten Prunkmantel des Dogen von Venedig. Das Element verankert das Werk in der Zeit, in der es entstand, und damit in seinem gesellschaftspolitischen Kontext.

Die Tafel war vermutlich ursprünglich dicker und trug möglicherweise auf der Rückseite ein weiteres Gemälde. Der gesamte Flügel war wahrscheinlich Teil eines tragbaren Triptychons vergleichbar den Beispielen aus dem Schaffen von George Klontzas, darunter das Exemplar im Walters Art Museum, Baltimore (Inv. Nr. 37.628).

Das vorliegende Gemälde ist allegorisch und didaktisch aufgeladen. Im Alten Testament stellte Gott den Glauben Abrahams auf die Probe, indem er ihn bat, seinen Sohn zu opfern. Im Neuen Testament opferte Gott selbst seinen zur Welt herabgestiegenen Sohn, um die Menschen zu erlösen. Die Opferung Isaaks ist also eine Vorwegnahme der tatsächlichen Opferung von Gottes Sohn. Abraham und Isaak finden ihre typologischen Entsprechungen in Gott und Christus. Diese ausgeklügelte Synthese muss von einer intellektuell hochstehenden und in religiösen Dingen bewanderten Person erdacht worden sein. Dabei könnte es sich um den Auftraggeber oder um den Künstler gehandelt haben, oder die Bildfindung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen beiden. Das Schaffen George Klontzas’ umfasst zahlreiche sehr komplex aufgebaute Werke, darunter das bereits erwähnte Triptychon im Walters Art Museum. Es wäre daher durchaus möglich, dass der Künstler selbst das Konzept ersonnen hat.

George Klontzas, gen. Christianopoulos, wurde um 1530 in Heraklion auf Kreta geboren. Er war einer der prominentesten und produktivsten Künstler seiner Zeit und schuf Miniaturen ebenso wie Ikonen. Er war nicht nur ein begabter Maler, sondern, wichtiger noch, mehr als viele seiner Zeitgenossen dazu in der Lage, eine persönliche Handschrift auszubilden, ohne sich von den Kernelementen der byzantinischen Tradition loszusagen. Sein Stil reichte vom streng akademischen kretischen Kanon bis hin zu einer damals modernen Stilmischung, die byzantinische Gestaltungsprinzipien mit Elementen der italienischen Renaissance verband und offenbar eingesetzt wurde, um den Wünschen von Auftraggebern nachzukommen. Insbesondere bemerkenswert ist die Fähigkeit des Künstlers, zu neuen Bildfindungen zu gelangen, die nicht nur die traditionelle Ikonografie bereicherten, sondern auch gänzlich neue Kompositionen von nahezu historischem Charakter zuließen.

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 37.500,-
Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

George Klontzas


(Heraklion, Kreta, um 1530-1608)
Die Opferung Isaaks und die Anbetung der Könige,
Öl auf Holz, 25,5 x 14,5 cm, ungerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Mailand

Literatur:
P. Della Pergola, Un Greco giovanile, Emporium 1952, 686, S. 51, 56, Abb. 1, 2 (als Domínikos Theotokópoulos, gen. El Greco)

Wir danken Maria Paphiti, die die Zuschreibung vorgeschlagen hat, für ihre Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Der obere, gebogte Teil der Komposition zeigt die im Buch Genesis berichtete Begebenheit von der Opferung Isaaks (22, 1-19). Auf einem Hochplateau kniet der in eine scharlachrote Tunika gekleidete und an den Gliedmaßen gefesselte Isaak auf einem hölzernen Opferaltar. Sein Vater Abraham im roten Gewand hebt ein großes Messer, bereit, seinen Sohn zu töten. Am strahlenden Wolkenhimmel erscheint ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln, um Abraham von der Schlachtung des Knaben abzuhalten und auf den Widder hinzuweisen, der sich an den Hörnern in einem Busch links des steilen Hangs gefangen hat. Nach dem Willen Gottes sollte der Widder an Isaaks Stelle geopfert und im Feuer, das am Abhang vor dem Knaben zu sehen ist, verbrannt werden.

Im unteren Teil der Tafel ist die Anbetung der Könige dargestellt. Die ganz rechts vor einem von Säulen gestützten Verschlag sitzende Gottesmutter wird von Josef, drei Hirten sowie Ochs und Esel weiter hinten begleitet und präsentiert den drei Weisen und ihrem Gefolge das nackte Jesuskind. Der älteste König, der seine Krone abgenommen und sie zusammen mit seinem Goldgeschenk auf den Boden gelegt hat, kniet vor Christus und hebt ehrfürchtig die Hand. Der schwarze König und der dritte Weise stehen dahinter und warten, bis sie an der Reihe sind, um dem neugeborenen Kind ihre Gaben zu überreichen. Bei den zwei jungen Männern links handelt es sich offenbar um Diener der drei Weisen. Der Jüngling im Vordergrund trägt ein militärisches Gewand und hält die Krone eines der Könige. Den Hintergrund nimmt eine Gruppe Hirten zu Pferde ein, die auf den Stern rechts oben zeigen, wo zwei weitere Hirten am Fuße des Berges Zeugen des wundersamen Ereignisses werden. Die Komposition beinhaltet bukolische Details des Alltagslebens wie den Hirten rechts, der einen Hasen trägt. Als bemerkenswertes Detail ist die Kleidung des dritten Königs zu nennen. Anders als die anderen Figuren, die der üblichen Ikonografie entsprechend gewandet sind, trägt er den hermelinbesetzten Prunkmantel des Dogen von Venedig. Das Element verankert das Werk in der Zeit, in der es entstand, und damit in seinem gesellschaftspolitischen Kontext.

Die Tafel war vermutlich ursprünglich dicker und trug möglicherweise auf der Rückseite ein weiteres Gemälde. Der gesamte Flügel war wahrscheinlich Teil eines tragbaren Triptychons vergleichbar den Beispielen aus dem Schaffen von George Klontzas, darunter das Exemplar im Walters Art Museum, Baltimore (Inv. Nr. 37.628).

Das vorliegende Gemälde ist allegorisch und didaktisch aufgeladen. Im Alten Testament stellte Gott den Glauben Abrahams auf die Probe, indem er ihn bat, seinen Sohn zu opfern. Im Neuen Testament opferte Gott selbst seinen zur Welt herabgestiegenen Sohn, um die Menschen zu erlösen. Die Opferung Isaaks ist also eine Vorwegnahme der tatsächlichen Opferung von Gottes Sohn. Abraham und Isaak finden ihre typologischen Entsprechungen in Gott und Christus. Diese ausgeklügelte Synthese muss von einer intellektuell hochstehenden und in religiösen Dingen bewanderten Person erdacht worden sein. Dabei könnte es sich um den Auftraggeber oder um den Künstler gehandelt haben, oder die Bildfindung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen beiden. Das Schaffen George Klontzas’ umfasst zahlreiche sehr komplex aufgebaute Werke, darunter das bereits erwähnte Triptychon im Walters Art Museum. Es wäre daher durchaus möglich, dass der Künstler selbst das Konzept ersonnen hat.

George Klontzas, gen. Christianopoulos, wurde um 1530 in Heraklion auf Kreta geboren. Er war einer der prominentesten und produktivsten Künstler seiner Zeit und schuf Miniaturen ebenso wie Ikonen. Er war nicht nur ein begabter Maler, sondern, wichtiger noch, mehr als viele seiner Zeitgenossen dazu in der Lage, eine persönliche Handschrift auszubilden, ohne sich von den Kernelementen der byzantinischen Tradition loszusagen. Sein Stil reichte vom streng akademischen kretischen Kanon bis hin zu einer damals modernen Stilmischung, die byzantinische Gestaltungsprinzipien mit Elementen der italienischen Renaissance verband und offenbar eingesetzt wurde, um den Wünschen von Auftraggebern nachzukommen. Insbesondere bemerkenswert ist die Fähigkeit des Künstlers, zu neuen Bildfindungen zu gelangen, die nicht nur die traditionelle Ikonografie bereicherten, sondern auch gänzlich neue Kompositionen von nahezu historischem Charakter zuließen.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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