Lot Nr. 108


Jean-Honoré Fragonard


Jean-Honoré Fragonard - Alte Meister

(Grasse 1732-1806 Paris)
Drei mit Blumen bekränzte Putten,
Öl auf Leinwand, 82 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung François Marcille (Orléans 1790-1856 Paris);
im Erbgang an Camille Constantine Marcille (Chartres 1816-1875 Paris);
dessen Auktion, Hôtel Drouot, Paris, 6. März 1876, Lot 28 (verkauft für 5.250 Francs an M. Verdé-Delisle);
im Erbgang an die Sammlung Jean Verdé-Delisle, Paris, bis 2012;
Auktion, Aguttes, Neuilly, 27. März 2012, Lot 57 (als Umkreis Jean Honoré Fragonard)

Ausgestellt:
Paris, Musée du Louvre, Exposition d’oeuvres de J.-H. Fragonard, 7. Juni - 10. Juli 1921, Nr. 1

Literatur:
P. de Saint-Victor, in: Catalogue des tableaux et dessins formant la collection de feu M. Camille Marcille, Paris 1876, S. V;
G. Duplessis, La Collection de M. Camille Marcille, in: Gazette des Beaux-Arts, 18. Jahr, 2. Per., Bd. 73, Januar 1876, S. 426;
R. Portalis, Honoré Fragonard, sa vie, son oeuvre, Paris 1889, S. 278 (als in der Sammlung M. Verdé-Delisle befindlich);
H. Mireur, Dictionnaire des Ventes d’Art faites en France et à l’Etranger pendant les XVIIIe et XIX siècles, Paris 1911, Bd. III, S. 193;
G. Wildenstein, Exposition d’oeuvres de J.-H. Fragonard, Ausstellungskatalog, Paris 1921, Nr. 1, S. 17, Taf. 1

Wir danken Alastair Laing, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Werks.

Das vorliegende Werk war Teil der Sammlung François Marcille, einer bedeutenden Sammlung des 19. Jahrhunderts, die auch zahlreiche Werke anderer französischer Künstler des 18. Jahrhunderts wie Boucher, Chardin, Perronneau, Greuze und Watteau umfasste. François Marcille besaß nicht weniger als 25 Werke von Fragonard, darunter La fuite à dessein (Die geplante Flucht), ein Werk, das sich heute im Fogg Art Museum in Cambridge, Massachusetts befindet. Die Sammlung fiel als Erbe an Camille Marcille, den man 1865 zum Präsidenten der Kommission zur Erhaltung des Museums in Chartres ernannte, und seinen Bruder Eudoxe, der Direktor des Musée d’Orléans wurde.

Das vorliegende Gemälde stellt drei Putti dar, die vor einem von Dunstwolken durchkreuzten Himmel spielen. Der Putto im Zentrum der Komposition, den eine Girlande aus Blattwerk krönt, greift beherzt nach der Blumengirlande auf dem Kopf des Puttos rechts, der sich vom Betrachter abwendet und seine kleinen Flügel zeigt. Der Putto links versteckt sich hinter einer Wolke. Die weiche Bildoberfläche, die helle Palette der Pastelltöne, das rosafarbene Inkarnat, das Hellblau des Himmels und die subtile Modulation von Licht und Schatten - all das offenbart Fragonards Qualität der Bildgestaltung, die ihn zu einem der brillantesten Vertreter der Rokokokunst macht. Das sorglose und verspielte Thema ist für die Wahl der von dem Maler bevorzugten Sujets kennzeichnend. Paul de Saint-Victor beschrieb das Bild in seiner Einleitung zum Auktionskatalog der Sammlung Marcille im Jahr 1876 folgendermaßen: „le Groupe d’enfants noyé et comme pétri dans la lumière de Rubens [...] Le marteau des enchères va bientôt disperser ce beau cabinet, mais son souvenir survivra à sa dispersion. À chacun des tableaux [...] le nom de Marcille imprimera ce fin signe de goût, cette marque d’originalité et de qualité qui ajoute à la valeur du morceau la distinction de la provenance.“

Die vorliegenden Drei Putti lassen sich mit den sechs Putti einer Zeichnung Fragonards vergleichen, die sich vormals in den Sammlungen von Marius Paulme und Donald Stralem befand (siehe Sotheby’s, New York, 9. Januar 1996, Lot 78).

Während seiner Lehre in der Werkstatt François Bouchers widmete sich Fragonard oft dekorativen Gemälden, die dafür gedacht waren, in Vertäfelungen eingesetzt oder über Türen angebracht zu werden, und ähnlich unbeschwerte Themen wie allegorische Szenen oder sinnliche Bilder von durch Putti begleiteten Frauen behandelten. Fragonard fuhr fort, sich in diesem Genre zu spezialisieren, nachdem er sich als unabhängiger Künstler etabliert hatte und zu einem der am meisten gefeierten Vertreter des Genres geworden war.

Das vorliegende Gemälde ist der Reifezeit des Künstlers zuzurechnen. Fragonard öffnete sich damals dem Einfluss von Rubens, wie die freie Pinselführung und die rosa Farbgebung der blumigen Putti dieses Bildes zeigen. Fragonard könnte unmittelbar von Rubens’ Drei Putti im Himmel in der Kunstakademie Düsseldorf inspiriert worden sein, die er vielleicht durch einen Stich kannte.

Fragonards Entscheidung, sich weltlichen und erotischen Themen zu widmen, entsprach dem Geschmack seiner Pariser Kundschaft. Nach seiner Ausbildung bei Boucher reiste Fragonard, nachdem er den Prix de Rome gewonnen hatte, in den 1750er-Jahren nach Rom, wo er Hubert Robert kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Paris wandte er sich bald von der Historienmalerei ab und befasste sich mit weltlichen Themen, für die er berühmt wurde. Ein Beispiel dafür ist etwa L’Essaim d’amours (Ein Schwarm Putti), ein im Louvre in Paris zu bewunderndes Leinwandgemälde.

23.10.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 234.800,-
Schätzwert:
EUR 180.000,- bis EUR 220.000,-

Jean-Honoré Fragonard


(Grasse 1732-1806 Paris)
Drei mit Blumen bekränzte Putten,
Öl auf Leinwand, 82 x 73,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung François Marcille (Orléans 1790-1856 Paris);
im Erbgang an Camille Constantine Marcille (Chartres 1816-1875 Paris);
dessen Auktion, Hôtel Drouot, Paris, 6. März 1876, Lot 28 (verkauft für 5.250 Francs an M. Verdé-Delisle);
im Erbgang an die Sammlung Jean Verdé-Delisle, Paris, bis 2012;
Auktion, Aguttes, Neuilly, 27. März 2012, Lot 57 (als Umkreis Jean Honoré Fragonard)

Ausgestellt:
Paris, Musée du Louvre, Exposition d’oeuvres de J.-H. Fragonard, 7. Juni - 10. Juli 1921, Nr. 1

Literatur:
P. de Saint-Victor, in: Catalogue des tableaux et dessins formant la collection de feu M. Camille Marcille, Paris 1876, S. V;
G. Duplessis, La Collection de M. Camille Marcille, in: Gazette des Beaux-Arts, 18. Jahr, 2. Per., Bd. 73, Januar 1876, S. 426;
R. Portalis, Honoré Fragonard, sa vie, son oeuvre, Paris 1889, S. 278 (als in der Sammlung M. Verdé-Delisle befindlich);
H. Mireur, Dictionnaire des Ventes d’Art faites en France et à l’Etranger pendant les XVIIIe et XIX siècles, Paris 1911, Bd. III, S. 193;
G. Wildenstein, Exposition d’oeuvres de J.-H. Fragonard, Ausstellungskatalog, Paris 1921, Nr. 1, S. 17, Taf. 1

Wir danken Alastair Laing, der die Zuschreibung nach Prüfung des vorliegenden Gemäldes im Original bestätigt hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung des Werks.

Das vorliegende Werk war Teil der Sammlung François Marcille, einer bedeutenden Sammlung des 19. Jahrhunderts, die auch zahlreiche Werke anderer französischer Künstler des 18. Jahrhunderts wie Boucher, Chardin, Perronneau, Greuze und Watteau umfasste. François Marcille besaß nicht weniger als 25 Werke von Fragonard, darunter La fuite à dessein (Die geplante Flucht), ein Werk, das sich heute im Fogg Art Museum in Cambridge, Massachusetts befindet. Die Sammlung fiel als Erbe an Camille Marcille, den man 1865 zum Präsidenten der Kommission zur Erhaltung des Museums in Chartres ernannte, und seinen Bruder Eudoxe, der Direktor des Musée d’Orléans wurde.

Das vorliegende Gemälde stellt drei Putti dar, die vor einem von Dunstwolken durchkreuzten Himmel spielen. Der Putto im Zentrum der Komposition, den eine Girlande aus Blattwerk krönt, greift beherzt nach der Blumengirlande auf dem Kopf des Puttos rechts, der sich vom Betrachter abwendet und seine kleinen Flügel zeigt. Der Putto links versteckt sich hinter einer Wolke. Die weiche Bildoberfläche, die helle Palette der Pastelltöne, das rosafarbene Inkarnat, das Hellblau des Himmels und die subtile Modulation von Licht und Schatten - all das offenbart Fragonards Qualität der Bildgestaltung, die ihn zu einem der brillantesten Vertreter der Rokokokunst macht. Das sorglose und verspielte Thema ist für die Wahl der von dem Maler bevorzugten Sujets kennzeichnend. Paul de Saint-Victor beschrieb das Bild in seiner Einleitung zum Auktionskatalog der Sammlung Marcille im Jahr 1876 folgendermaßen: „le Groupe d’enfants noyé et comme pétri dans la lumière de Rubens [...] Le marteau des enchères va bientôt disperser ce beau cabinet, mais son souvenir survivra à sa dispersion. À chacun des tableaux [...] le nom de Marcille imprimera ce fin signe de goût, cette marque d’originalité et de qualité qui ajoute à la valeur du morceau la distinction de la provenance.“

Die vorliegenden Drei Putti lassen sich mit den sechs Putti einer Zeichnung Fragonards vergleichen, die sich vormals in den Sammlungen von Marius Paulme und Donald Stralem befand (siehe Sotheby’s, New York, 9. Januar 1996, Lot 78).

Während seiner Lehre in der Werkstatt François Bouchers widmete sich Fragonard oft dekorativen Gemälden, die dafür gedacht waren, in Vertäfelungen eingesetzt oder über Türen angebracht zu werden, und ähnlich unbeschwerte Themen wie allegorische Szenen oder sinnliche Bilder von durch Putti begleiteten Frauen behandelten. Fragonard fuhr fort, sich in diesem Genre zu spezialisieren, nachdem er sich als unabhängiger Künstler etabliert hatte und zu einem der am meisten gefeierten Vertreter des Genres geworden war.

Das vorliegende Gemälde ist der Reifezeit des Künstlers zuzurechnen. Fragonard öffnete sich damals dem Einfluss von Rubens, wie die freie Pinselführung und die rosa Farbgebung der blumigen Putti dieses Bildes zeigen. Fragonard könnte unmittelbar von Rubens’ Drei Putti im Himmel in der Kunstakademie Düsseldorf inspiriert worden sein, die er vielleicht durch einen Stich kannte.

Fragonards Entscheidung, sich weltlichen und erotischen Themen zu widmen, entsprach dem Geschmack seiner Pariser Kundschaft. Nach seiner Ausbildung bei Boucher reiste Fragonard, nachdem er den Prix de Rome gewonnen hatte, in den 1750er-Jahren nach Rom, wo er Hubert Robert kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Paris wandte er sich bald von der Historienmalerei ab und befasste sich mit weltlichen Themen, für die er berühmt wurde. Ein Beispiel dafür ist etwa L’Essaim d’amours (Ein Schwarm Putti), ein im Louvre in Paris zu bewunderndes Leinwandgemälde.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.10.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.10. - 23.10.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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