Lot Nr. 327


Giovan Battista Cartei


Giovan Battista Cartei - Alte Meister

(Florenz, dokumentiert 1630–1653)
Allegorien der Jahreszeiten oder Allegorien der Sinne,
Öl auf Leinwand, je 132 x 174 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Privatsammlung, Rom;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Filippo Gheri, der die Zuschreibung der vorliegenden Gemälde vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Das vorliegende Gemäldepaar zeigt zum einen eine elegant gekleidete junge Frau beim Blumenpflücken, zum anderen eine Frau in bescheidenerer Kleidung beim Decken eines Tisches. Die Lichtführung der beiden Gemälde ist unterschiedlich: Auf dem Blumenbild ist das Licht hell und klar, auf dem anderen Gemälde mutet es wechselhaft und zwielichtig an. Die Bildthemen lassen sich als Allegorien der Jahreszeiten Frühling und Herbst interpretieren. Die jeweils dargestellten Blumen und Gemüse sind in Florentiner Manier auf Grundlage botanischer Bildvorlagen wiedergegeben. Auf dem einen Bild sind alle in Blüte stehenden Pflanzen in den Terrakottatöpfen dem Frühling zuzuordnen und evozieren darüber hinaus deren besondere Düfte: Narzissen, Hyazinthen, Tulpen, Maiglöckchen und Veilchen verweisen auf die Zeit von März bis April. Die Früchte und Speisen auf dem Tisch des zweiten Werks stehen sinnbildhaft für den Herbst: Die Komposition wird von einem von einer Pergola auf Weinranken herabhängenden Traubenfries bekrönt. Es wurde darauf hingewiesen, dass es sich bei den Gemälden alternativ um Allegorien der Sinne – des Geruchs- und des Geschmackssinns – handeln mag.

Die Terrakottagefäße, die Stühle mit den profilierten Lehnen und die strohummantelte Weinflasche sind spezifisch florentinische Merkmale und typisch für den Maler Giovan Battista Cartei, wobei auch der Einfluss seines Meisters Jacopo Vignali deutlich wird. Das häusliche Umfeld dieser Allegorien erscheint realistisch und fern jeglicher Idealisierung; das Augenmerk liegt auf einer naturalistischen Wiedergabe. Cartei beteiligte sich zusammen mit Jacopo Vignali und anderen Mitgliedern der Werkstatt an der Ausstattung der Casa Buonarroti in Florenz. Im April 1638 erhielt Cartei die Bezahlung „per aver dipinto la stanzetta in volta al pian sopra che fa riscontro nel fin della casa“ [„für die Ausmalung des kleinen Gewölberaums im Oberstock im hinteren Teil des Hauses“] – (siehe U. Procacci, La Casa Buonarotti a Firenze, Mailand 1965, S. 35, 172). Diese noch erhaltene Wanddekoration besteht aus einer eleganten Pergola mit Rosenzweigen, Weinlaub und duftenden Kletterpflanzen, aus deren Öffnungen bunte Vögel dringen. Sie ähnelt auffällig der Pergola der einen hier vorliegenden Allegorie. Die Pflanzen unserer Allegorie des Frühlings bzw. des Geruchs gleichen auch dem lockeren Blattwerk auf schlanken Stängeln, die auf den Fresken der Casa Buonarotti ein zartes Gitterwerk gegen den blauen Himmel bilden.

Das vorliegende Gemäldepaar steht stilistisch auch zwei signierten Werken Carteis nahe: der Rosenkranzmadonna (datiert mit 1631) in der Kirche Santa Maria a Limite sull’Arno bei Florenz – wo die Figuren sowie bestimmte naturalistische Elemente vergleichbar sind – und der Kreuzigung, flankiert von den Heiligen Petrus und Paulus der Kirche Pieve di San Giovanni Decollato in Montemurlo, Prato, wo insbesondere der Malstil sehr ähnlich ist. Giovan Battista Cartei ist in den Büchern der Accademia del Disegno für den Zeitraum 1630–1653 dokumentiert (siehe Gli Accademici del Disegno, Elenco alfabetico, hg. von L. Zangheri, Florenz 2000, S. 70).

30.04.2019 - 17:00

Schätzwert:
EUR 150.000,- bis EUR 200.000,-

Giovan Battista Cartei


(Florenz, dokumentiert 1630–1653)
Allegorien der Jahreszeiten oder Allegorien der Sinne,
Öl auf Leinwand, je 132 x 174 cm, gerahmt, Pendants (2)

Provenienz:
Privatsammlung, Rom;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Filippo Gheri, der die Zuschreibung der vorliegenden Gemälde vorgeschlagen hat, für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Das vorliegende Gemäldepaar zeigt zum einen eine elegant gekleidete junge Frau beim Blumenpflücken, zum anderen eine Frau in bescheidenerer Kleidung beim Decken eines Tisches. Die Lichtführung der beiden Gemälde ist unterschiedlich: Auf dem Blumenbild ist das Licht hell und klar, auf dem anderen Gemälde mutet es wechselhaft und zwielichtig an. Die Bildthemen lassen sich als Allegorien der Jahreszeiten Frühling und Herbst interpretieren. Die jeweils dargestellten Blumen und Gemüse sind in Florentiner Manier auf Grundlage botanischer Bildvorlagen wiedergegeben. Auf dem einen Bild sind alle in Blüte stehenden Pflanzen in den Terrakottatöpfen dem Frühling zuzuordnen und evozieren darüber hinaus deren besondere Düfte: Narzissen, Hyazinthen, Tulpen, Maiglöckchen und Veilchen verweisen auf die Zeit von März bis April. Die Früchte und Speisen auf dem Tisch des zweiten Werks stehen sinnbildhaft für den Herbst: Die Komposition wird von einem von einer Pergola auf Weinranken herabhängenden Traubenfries bekrönt. Es wurde darauf hingewiesen, dass es sich bei den Gemälden alternativ um Allegorien der Sinne – des Geruchs- und des Geschmackssinns – handeln mag.

Die Terrakottagefäße, die Stühle mit den profilierten Lehnen und die strohummantelte Weinflasche sind spezifisch florentinische Merkmale und typisch für den Maler Giovan Battista Cartei, wobei auch der Einfluss seines Meisters Jacopo Vignali deutlich wird. Das häusliche Umfeld dieser Allegorien erscheint realistisch und fern jeglicher Idealisierung; das Augenmerk liegt auf einer naturalistischen Wiedergabe. Cartei beteiligte sich zusammen mit Jacopo Vignali und anderen Mitgliedern der Werkstatt an der Ausstattung der Casa Buonarroti in Florenz. Im April 1638 erhielt Cartei die Bezahlung „per aver dipinto la stanzetta in volta al pian sopra che fa riscontro nel fin della casa“ [„für die Ausmalung des kleinen Gewölberaums im Oberstock im hinteren Teil des Hauses“] – (siehe U. Procacci, La Casa Buonarotti a Firenze, Mailand 1965, S. 35, 172). Diese noch erhaltene Wanddekoration besteht aus einer eleganten Pergola mit Rosenzweigen, Weinlaub und duftenden Kletterpflanzen, aus deren Öffnungen bunte Vögel dringen. Sie ähnelt auffällig der Pergola der einen hier vorliegenden Allegorie. Die Pflanzen unserer Allegorie des Frühlings bzw. des Geruchs gleichen auch dem lockeren Blattwerk auf schlanken Stängeln, die auf den Fresken der Casa Buonarotti ein zartes Gitterwerk gegen den blauen Himmel bilden.

Das vorliegende Gemäldepaar steht stilistisch auch zwei signierten Werken Carteis nahe: der Rosenkranzmadonna (datiert mit 1631) in der Kirche Santa Maria a Limite sull’Arno bei Florenz – wo die Figuren sowie bestimmte naturalistische Elemente vergleichbar sind – und der Kreuzigung, flankiert von den Heiligen Petrus und Paulus der Kirche Pieve di San Giovanni Decollato in Montemurlo, Prato, wo insbesondere der Malstil sehr ähnlich ist. Giovan Battista Cartei ist in den Büchern der Accademia del Disegno für den Zeitraum 1630–1653 dokumentiert (siehe Gli Accademici del Disegno, Elenco alfabetico, hg. von L. Zangheri, Florenz 2000, S. 70).


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019

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