Lot Nr. 355


Anastasio Fontebuoni


Anastasio Fontebuoni - Alte Meister

(Florenz 1571–1626)
Tobias heilt seinen blinden Vater,
Öl auf Leinwand, oktogonal, 96,5 x 76,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Filippo Pasqui, Villa Pallò, Impruneta;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Literatur:
R. Contini, Giovanni Pratesi Antiquario: XIII Biennale di Antiquariato, Palazzo Strozzi, Florenz 1983, S. 20, Abb. S. 21 (als Florentiner Maler des 17. Jahrhundert [Anastasio Fontebuoni?]);
R. Contini, G. Papi (Hg.), Artemisia, Ausstellungskatalog, Florenz 1991, S. 184, Abb. 100 (als Anastasio Fontebuoni);
F. De Martino, Anastasio Fontebuoni (1571–1626), Rom 2006, S. 47, Kat.-Nr. 24, Abb. S. 98 Tafel 50 (als Anastasio Fontebuoni zugeschrieben);
G. Cantelli, Repertorio della pittura fiorentina del Seicento: aggiornamento, Pontedera 2009, S. 105 (als Anastasio Fontebuoni zugeschrieben);
S. Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del ‘600 e del ‘700: biografie e opere, Florenz 2009, S. 147 (als Anastasio Fontebuoni zugeschrieben);

Wir danken Sandro Bellesi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Werk wurde in die römische Periode des Künstlers verwiesen und zwischen 1610 und 1620 datiert (siehe Contini, Literatur). Die „medusenartige“ Darstellung von Tobias’ Haar ähnelt jener der Engel in den Fresken der Kirche Santa Balbina, während die Glanzlichter zum Teil dem Schaffen von Orazio und Artemisia Gentileschi entlehnt sind, die erst kurz davor in Rom eingetroffen waren (siehe Contini 1991). Weitere stilistische Gemeinsamkeiten finden sich in den Zügen des Erzengels Raphael und jenen der kreuztragenden Engel in der Vision des hl. Bernhard in Bassano Romano von 1620 (siehe Bellesi 2009, S. 291, Abb. 635) sowie in den Gesichtszügen des Tobias und jenen von Julius II. im Gemälde der Casa Buonarroti.

Anastasio (oder Anastagio) Fontebuoni wurde 1572 in Florenz geboren und verbrachte einen Großteil seines Lebens in Rom: Seine Gemälde sind eine perfekte Verbindung toskanischer Zeichnung, an der er stets festgehalten hatte, und den Neuerungen von Caravaggios Naturalismus, für den er immer empfänglich blieb. Sowohl Filippo Baldinucci und Giovanni Baglione sehen ihn als Schüler von Domenico Passignano; ab 1599 lebte er in Rom, wo er Mitglied der Accademia di San Luca wurde und an wichtigen Ausstattungen beteiligt war, etwa in Santa Prisca und der oben erwähnten Santa Balbina.

Anregungen für seinen Umgang mit Licht bezog Fontebuoni von Giovanni Baglione und Andrea Commodi. Fontebuoni bekannteste Werke werden für ihren „lichterfüllten Farbauftrag und die schöne, klare Qualität seiner Porträts“ gerühmt (siehe F. Scricchia Santoro, „La Madonna di Pistoia“ e l’attività romana di Anastasio Fontebuoni, in: Commentari, Rom 1974, Bd. 25, S. 45).

Das hier auf einem achteckigen Bildträger dargestellte Thema ist dem Alten Testament entnommen. Es erzählt die Geschichte des alten Tobit und seines Sohnes Tobias (oder Tobiah): Ihre hebräische Familie befand sich in Ninive in der Sklaverei; das alternde Familienoberhaupt versuchte, seinen in Gefangenschaft lebenden Landsleuten beizustehen. Als er vor lauter Anstrengung das Augenlicht verloren hatte, sandte ihm Gott den Erzengel Gabriel. Der verkleidete Engel riet Tobias, die Galle eines bestimmten Fisches zu beschaffen und sie dem Vater auf die Augen zu legen, wodurch er auf wundersame Weise das Augenlicht wiedererlangte.

30.04.2019 - 17:00

Schätzwert:
EUR 20.000,- bis EUR 30.000,-

Anastasio Fontebuoni


(Florenz 1571–1626)
Tobias heilt seinen blinden Vater,
Öl auf Leinwand, oktogonal, 96,5 x 76,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Filippo Pasqui, Villa Pallò, Impruneta;
im Erbgang an den jetzigen Besitzer

Literatur:
R. Contini, Giovanni Pratesi Antiquario: XIII Biennale di Antiquariato, Palazzo Strozzi, Florenz 1983, S. 20, Abb. S. 21 (als Florentiner Maler des 17. Jahrhundert [Anastasio Fontebuoni?]);
R. Contini, G. Papi (Hg.), Artemisia, Ausstellungskatalog, Florenz 1991, S. 184, Abb. 100 (als Anastasio Fontebuoni);
F. De Martino, Anastasio Fontebuoni (1571–1626), Rom 2006, S. 47, Kat.-Nr. 24, Abb. S. 98 Tafel 50 (als Anastasio Fontebuoni zugeschrieben);
G. Cantelli, Repertorio della pittura fiorentina del Seicento: aggiornamento, Pontedera 2009, S. 105 (als Anastasio Fontebuoni zugeschrieben);
S. Bellesi, Catalogo dei pittori fiorentini del ‘600 e del ‘700: biografie e opere, Florenz 2009, S. 147 (als Anastasio Fontebuoni zugeschrieben);

Wir danken Sandro Bellesi, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer hochaufgelösten Digitalfotografie bestätigt hat.

Das vorliegende Werk wurde in die römische Periode des Künstlers verwiesen und zwischen 1610 und 1620 datiert (siehe Contini, Literatur). Die „medusenartige“ Darstellung von Tobias’ Haar ähnelt jener der Engel in den Fresken der Kirche Santa Balbina, während die Glanzlichter zum Teil dem Schaffen von Orazio und Artemisia Gentileschi entlehnt sind, die erst kurz davor in Rom eingetroffen waren (siehe Contini 1991). Weitere stilistische Gemeinsamkeiten finden sich in den Zügen des Erzengels Raphael und jenen der kreuztragenden Engel in der Vision des hl. Bernhard in Bassano Romano von 1620 (siehe Bellesi 2009, S. 291, Abb. 635) sowie in den Gesichtszügen des Tobias und jenen von Julius II. im Gemälde der Casa Buonarroti.

Anastasio (oder Anastagio) Fontebuoni wurde 1572 in Florenz geboren und verbrachte einen Großteil seines Lebens in Rom: Seine Gemälde sind eine perfekte Verbindung toskanischer Zeichnung, an der er stets festgehalten hatte, und den Neuerungen von Caravaggios Naturalismus, für den er immer empfänglich blieb. Sowohl Filippo Baldinucci und Giovanni Baglione sehen ihn als Schüler von Domenico Passignano; ab 1599 lebte er in Rom, wo er Mitglied der Accademia di San Luca wurde und an wichtigen Ausstattungen beteiligt war, etwa in Santa Prisca und der oben erwähnten Santa Balbina.

Anregungen für seinen Umgang mit Licht bezog Fontebuoni von Giovanni Baglione und Andrea Commodi. Fontebuoni bekannteste Werke werden für ihren „lichterfüllten Farbauftrag und die schöne, klare Qualität seiner Porträts“ gerühmt (siehe F. Scricchia Santoro, „La Madonna di Pistoia“ e l’attività romana di Anastasio Fontebuoni, in: Commentari, Rom 1974, Bd. 25, S. 45).

Das hier auf einem achteckigen Bildträger dargestellte Thema ist dem Alten Testament entnommen. Es erzählt die Geschichte des alten Tobit und seines Sohnes Tobias (oder Tobiah): Ihre hebräische Familie befand sich in Ninive in der Sklaverei; das alternde Familienoberhaupt versuchte, seinen in Gefangenschaft lebenden Landsleuten beizustehen. Als er vor lauter Anstrengung das Augenlicht verloren hatte, sandte ihm Gott den Erzengel Gabriel. Der verkleidete Engel riet Tobias, die Galle eines bestimmten Fisches zu beschaffen und sie dem Vater auf die Augen zu legen, wodurch er auf wundersame Weise das Augenlicht wiedererlangte.


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old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 30.04.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 20.04. - 30.04.2019

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