(Mechelen 1576–1632 Amsterdam)
Weite Waldlandschaft mit biblischer Staffage,
Öl auf Leinwand, 111 x 170 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an David Vinckboons bestätigt hat. Ein schriftliches Gutachten (März 2019) liegt vor. Ertz datiert das Bild in die Frühzeit des Künstlers, um 1605.

David Vinckboons’ gemaltes Oeuvre, das zuerst von Korneel Goossens 1954 katalogisiert und 2016 von K. Ertz und C. Nitze-Ertz neu publiziert wurde, besteht zumeist aus in Landschaften angesiedelten Historiendarstellungen und Genreszenen. In Stil, Komposition und ihrer Unbeschwertheit erinnern diese Werke an die flämische Malerei des 16. Jahrhunderts, obschon sie augenscheinlich weniger moralisierend vorgetragen sind.

Die vorliegende Bildfindung legt mit ihrer einen Turban tragenden Gestalt eine biblische Szene nahe. Die Figur führt einen Knaben mit sich, wobei die Präsenz der Lämmer in Anbetracht ihrer Rolle als Opfertiere auf eine Opferung Isaaks hinweisen könnte.

David Vinckboons wurde 1576 in Mechelen in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Sein Großvater Gillis hatte sich dort 1489 angesiedelt und eine Werkstatt für Aquarellbilder auf Leinwand eröffnet – eine regionale Spezialität, die sein Sohn Philip (1545–1601) fortsetzte. Aufgrund der damaligen politischen und religiösen Umstände verlegte Philip sein Unternehmen 1579 nach Antwerpen, wo er von 1580 bis 1586 registriert ist. Als sich die Lage für die reformierte Gemeinde, der die Vinckboons angehörten, verschlimmerte, reiste Philip 1586 mit 185 weiteren Antwerpener Familien unter dem sicheren Geleit des Herzogs von Leicester in den Norden. Er ließ sich zuerst in Middelburg und ab 1591 in Amsterdam nieder. Mit anderen aus religiösen Gründen emigrierten Künstlern aus dem Süden wie Gillis van Coninxloo und Hans Bol bildete die Familie Vinckboons in Amsterdam eine enge künstlerische Gemeinschaft und führte ihre Geschäfte weiter wie zuvor. David wurde somit von seinem Vater ausgebildet und verlegte sich zuerst wie seine Vorfahren auf das Malen von Aquarellen auf Leinwand. Später wandte er sich der Ölmalerei zu und schuf zumeist Kleinformate, die Karel van Mander als besonders gelungen pries. Seine Kompositionen müssen sich großer Beliebtheit erfreut haben, da sie häufig nachgestochen wurden.