(Amsterdam 1644–1709 Vollenhove)
Landschaft der römischen Campagna im Morgenlicht mit einer Burg im Hintergrund,
Öl auf Leinwand, 89 x 114 cm, gerahmt

Wir danken Luuk Pijl, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Nicolas Piemont vorgeschlagen hat. Ein schriftliches Gutachten liegt vor.

Diese italianisierende Landschaft ist ein Beispiel dafür, dass Nicolas Piemont den Betrachter in eine ferne Welt zu locken und ihm diese Welt als willkommen und vertraut vor Augen zu stellen vermag. In einer sanften, an die Campagna Romana erinnernden Hügellandschaft begegnen Reisende einander auf einem Pfad. Die Menschen sind von beeindruckenden Felsen und Bäumen umgeben, deren Blattwerk ein reiches Spiel mit den hellen Wolken und wechselnden Schattierungen des goldenen Morgenlichts entfaltet, das die Szene durchflutet. Obgleich die majestätischen Bäume die Figuren klein erscheinen lassen, hat man den Eindruck, dass sich Mensch und Natur in vollkommenem Gleichgewicht befinden. Ein kleineres, 48 x 65 cm messendes Werk Piemonts, ebenfalls auf Leinwand, das sich im Puschkin-Museum in Moskau befindet, weist zahlreiche Ähnlichkeiten mit dem vorliegenden Gemälde auf. Dem Bild des Puschkin-Museums fehlen allerdings die großen Bäume links. Dass die Anlage des Museumsgemäldes weniger komplex ist, legt die Vermutung nahe, dass das vorliegende Werk früher entstand als das in Moskau.

Nicolas Piemont gilt als der beste der von den spätklassischen Landschaften Jan Boths, Jan van Huysums, Jan Griffiers und Abraham Genoels’ inspirierten Künstler. Wie die italianisierenden Landschaften Jan Boths wurden seine Werke von holländischen Patriziern geschätzt, die sie Landschaften ihrer Heimat in der Manier Jan van Goyens vorzogen. Der in Amsterdam geborene Piemont war ein Mitglied der in Rom tätigen Bentvueghels und trug den Spitznamen „Opgang“. Als er in Rom lebte, stand er mit Abraham Genoels in Verbindung. Neben kabinettformatigen Gemälden schuf Piemont auch die Miniaturlandschaften für das berühmte Puppenhaus der Petronella Oortman, das sich heute im Rijksmuseum in Amsterdam befindet.