(Antwerpen 1582–1662)
Die Heilige Familie mit Engeln beim Spiel am Kreuz,
Öl auf Holz, 36,8 x 50,6 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Deutschland

Wir danken Klaus Ertz, der die Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes an Adriaen van Stalbemt nach Begutachtung des Originals bestätigt hat. Ein schriftliches Gutachten (2019) liegt vor.

Klaus Ertz vergleicht das vorliegende Gemälde mit zwei ähnlichen Versionen des Künstlers (siehe K. Ertz/C. Nitze-Ertz, Adriaen van Stalbemt 1580–1662, Lingen 2018, Nr. 131 und 256).

Die langjährige Tradition der Darstellung der Heiligen Familie bei der Ruhe auf der Flucht nach Ägypten oder ganz allgemein in einer Fantasielandschaft wurde hier in Form einer ungewöhnlichen Szene umgesetzt, in der das Jesuskind auf ein Kreuz gelegt und von ebenso kindhaften Engeln mit einem Blumenkranz bekrönt wird. Bei dieser komplexen Figurengruppe am Kreuz zeigen sich sowohl van Stalbemts Können als Figurenmaler – er wurde häufig engagiert, um die Staffage für Kompositionen anderer Künstler zu malen – als auch seine Belesenheit als „pictor doctus“. Die Gegenüberstellung von ineinander verschlungenen Kinderkörpern mit den Leidenswerkzeugen – einer Säule, einer Riemenpeitsche, Nägeln und einer Dornenkrone – war die Weiterentwicklung eines von zeitgenössischen italienischen Malern behandelten Bildthemas, bei dem das Jesuskind auf dem Kreuz schlafend dargestellt wird.

Van Stalbemts Gemälde verraten auch eine gewisse Nähe zu Bildfindungen Adam Elsheimers, und obgleich van Stalbemt nie in Italien gewesen war, wurde er vermutlich sowohl durch die Begeisterung von Antwerpener Meistern wie Rubens für die Kunst Elsheimers und Italiens als auch durch seine eigene Tätigkeit als Stecher an dessen Werke herangeführt. Van Stalbemt zog offenbar als protestantischer Flüchtling nach der Belagerung Antwerpens 1585 nach Middelburg und kehrte 1609 zurück. 1617 wurde er zum Vorsitzenden der Lukasgilde ernannt.