Lot Nr. 248


Andy Warhol


Andy Warhol - Zeitgenössische Kunst I

(Pittsburgh 1928–1987 New York)
Judy Garland und Liza Minelli,1978, mit dem Stempel The Estate of Andy Warhol, auf der Überlappung mit Stempeln und nummeriert PO50.770, synthetische Polymerfarbe und Siebdrucktinte auf Leinwand, 101,5 x 101,5 cm, gerahmt

Die vorliegende Arbeit ist bei der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. registriert. Ein Zertifikat vom 6. März 2002 liegt bei (als Fotokopie)

Provenienz:
The Estate of Andy Warhol und The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc., New York
Sperone Westwater, New York
Galleria Cardi & Co., Mailand
Europäische Privatsammlung (dort im Jahre 2002 vom heutigen Besitzer erworben)

Ausgestellt:
Tokio, Museum für zeitgenössische Kunst; Fukuoka Kunstmuseum und Kobe, Museum für moderne Kunst der Präfektur Hyogo, Andy Warhol 1956–86. Mirrors of His Time, April-November 1996, Ausst.-Kat. S. 153, Nr. 183, mit Abb.
Rom, Andy Warhol: pentiti e non peccare piu! - Repent and sin no more!, Chiostro del Bramante, 29. September 2006-7. Januar 2007, Ausst.-Kat. Nr. 62, S. 113 mit Abb.

Literatur:
J. O’Connor und Benjamin Liu, Unseen Warhol, Mailand 1996, S. 110 (rote Version abgebildet)
The Andy Warhol Museum, Andy Warhol: 365 Takes, New York 2004, S. 297–298, mit Abb.

Notiz:
Es gibt nur zwei weitere Gemälde: das eine ist schwarz und rot, das andere eine mehrfarbige Version, die der Künstler Liza Minelli schenkte.

In einer Zeit, in der die Medien eine fortschreitende Erosion der Privatsphäre losgetreten haben, die letztlich zu deren Zerstörung führen wird, und in welcher dem Schönheitskult eine immer wichtiger Rolle beikommt, versteht Warhol (als Mann seiner Zeit), dass Fotografie in diesem Kontext dabei helfen kann, sich selbst zu identifizieren und definieren. „Schönheit auf Fotos ist nicht dasselbe wie in Natura. Es muss schwierig sein, ein Model zu sein, denn du willst wahrscheinlich wie dein Foto sein und du kannst niemals so aussehen. Und darum beginnst du, das Foto nachzuahmen.“
Andy Warhol, The Philosophy of Andy Warhol: From A to B and Back Again, Harvest Book, New York, S. 63

Pop Art ist dem Mediensystem sicherlich etwas schuldig – besonders der Fotografie, welche mit diversen Aspekten der Poesie des Pop verschmolzen ist. Von Warhols unerschöpflicher Wiederholung von Originalen über Lichtensteins und Oldenburgs herangezoomte und aufgeblähte Comic-Strips und Objekte. Diese Künstler übernahmen eine grundlegende Eigenschaft des Mediums Fotografie: die Möglichkeit, die eigene Wahrnehmung der Welt durch Dekontextualisierung, Nähe und Vergrößerung zu entfremden.
Warhol war außerdem selbst ein leidenschaftlicher Fotograf und unermüdlicher Chronist seines eigenen Lebens sowie seiner Begegnungen; von den 1960ern bis zu seinem Tod trug er seine Polaroidkamera überall mit sich herum, Schnappschüsse von seinen Freunden, Geliebten, berühmten Persönlichkeiten und sich selbst sammelnd.
Die Wirkungsmacht seiner Bilder ist unumstritten und die Herstellung eines Bezuges zum Konzept der Ikonen in seiner Arbeit unvermeidbar. Dennoch, während die „mittelalterlichen Bildnisse eine Verbindung zum Jenseits darstellen und daher nicht die Realität wiedergeben, sondern einen ausschließlich symbolischen Wert haben, leiten sich die Bilder von Warhol aus fotografischen Portraits ab, welche oftmals beinahe abgenützt wirken durch deren Missbrauch in den Medien.“ G. Mercurio, Andy Warhol. Pentiti e non peccare più!, Skira, Mailand 2006, S. 59.

Mit dem Künstler durch eine enge Freundschaft verbunden, diente Liza Minelli Warhol immer wieder als Protagonistin in seinen Arbeiten und er stellte sie im Laufe seiner Karriere unzählige Male dar. Das erste Mal war 1977 im Zuge seiner Polaroid-Portraits, wo sie ein T-Shirt mit dem Aufdruck „New York“ trägt.
Judy Garland jedoch war anders. Sie posierte niemals für den Künstler, aber dennoch schuf er einige Portraits von ihr – darunter auch das berühmte von 1985, auf dem der Star in einen opulenten Pelzmantel gehüllt ist, begleitet vom Spruch „What becomes a legend most?“
Mit dieser schwarz-weißen Familiencollage kreiert Warhol ein Album, dessen Fotos öffentliche wie private Momente aus dem Leben der beiden Stars zelebrieren. Durch die Kombination von schwarz und weiß in der Farbgestaltung und die Zusammenstellung der Fotografien von Judy und Liza in unterschiedlichen Lebensphasen, wirkt ‚Judy Garland and Liza Minelli‘ 1978 anders als die sonstigen Arbeiten des Künstlers. Obwohl Warhol für die Herstellung die gleichen Techniken anwandte wie für viele andere Arbeiten – eine Fotografie auf Leinwand oder einen anderen Bildträger zu bannen und diese dabei manchmal durch graphische oder malerische Interventionen zu verändern – strahlt diese Arbeit ein Gefühl von Wärme und Familiarität aus, die man normalerweise nicht mit Warhols Kunst verbindet.
„Warhols Promi-Kult scheint Raum übrig zu lassen für dieses zarte Band mit seinen faszinierenden Subjekten.“

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41

alessandro.rizzi@dorotheum.it

05.06.2019 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 479.100,-
Schätzwert:
EUR 280.000,- bis EUR 420.000,-

Andy Warhol


(Pittsburgh 1928–1987 New York)
Judy Garland und Liza Minelli,1978, mit dem Stempel The Estate of Andy Warhol, auf der Überlappung mit Stempeln und nummeriert PO50.770, synthetische Polymerfarbe und Siebdrucktinte auf Leinwand, 101,5 x 101,5 cm, gerahmt

Die vorliegende Arbeit ist bei der Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc. registriert. Ein Zertifikat vom 6. März 2002 liegt bei (als Fotokopie)

Provenienz:
The Estate of Andy Warhol und The Andy Warhol Foundation for the Visual Arts, Inc., New York
Sperone Westwater, New York
Galleria Cardi & Co., Mailand
Europäische Privatsammlung (dort im Jahre 2002 vom heutigen Besitzer erworben)

Ausgestellt:
Tokio, Museum für zeitgenössische Kunst; Fukuoka Kunstmuseum und Kobe, Museum für moderne Kunst der Präfektur Hyogo, Andy Warhol 1956–86. Mirrors of His Time, April-November 1996, Ausst.-Kat. S. 153, Nr. 183, mit Abb.
Rom, Andy Warhol: pentiti e non peccare piu! - Repent and sin no more!, Chiostro del Bramante, 29. September 2006-7. Januar 2007, Ausst.-Kat. Nr. 62, S. 113 mit Abb.

Literatur:
J. O’Connor und Benjamin Liu, Unseen Warhol, Mailand 1996, S. 110 (rote Version abgebildet)
The Andy Warhol Museum, Andy Warhol: 365 Takes, New York 2004, S. 297–298, mit Abb.

Notiz:
Es gibt nur zwei weitere Gemälde: das eine ist schwarz und rot, das andere eine mehrfarbige Version, die der Künstler Liza Minelli schenkte.

In einer Zeit, in der die Medien eine fortschreitende Erosion der Privatsphäre losgetreten haben, die letztlich zu deren Zerstörung führen wird, und in welcher dem Schönheitskult eine immer wichtiger Rolle beikommt, versteht Warhol (als Mann seiner Zeit), dass Fotografie in diesem Kontext dabei helfen kann, sich selbst zu identifizieren und definieren. „Schönheit auf Fotos ist nicht dasselbe wie in Natura. Es muss schwierig sein, ein Model zu sein, denn du willst wahrscheinlich wie dein Foto sein und du kannst niemals so aussehen. Und darum beginnst du, das Foto nachzuahmen.“
Andy Warhol, The Philosophy of Andy Warhol: From A to B and Back Again, Harvest Book, New York, S. 63

Pop Art ist dem Mediensystem sicherlich etwas schuldig – besonders der Fotografie, welche mit diversen Aspekten der Poesie des Pop verschmolzen ist. Von Warhols unerschöpflicher Wiederholung von Originalen über Lichtensteins und Oldenburgs herangezoomte und aufgeblähte Comic-Strips und Objekte. Diese Künstler übernahmen eine grundlegende Eigenschaft des Mediums Fotografie: die Möglichkeit, die eigene Wahrnehmung der Welt durch Dekontextualisierung, Nähe und Vergrößerung zu entfremden.
Warhol war außerdem selbst ein leidenschaftlicher Fotograf und unermüdlicher Chronist seines eigenen Lebens sowie seiner Begegnungen; von den 1960ern bis zu seinem Tod trug er seine Polaroidkamera überall mit sich herum, Schnappschüsse von seinen Freunden, Geliebten, berühmten Persönlichkeiten und sich selbst sammelnd.
Die Wirkungsmacht seiner Bilder ist unumstritten und die Herstellung eines Bezuges zum Konzept der Ikonen in seiner Arbeit unvermeidbar. Dennoch, während die „mittelalterlichen Bildnisse eine Verbindung zum Jenseits darstellen und daher nicht die Realität wiedergeben, sondern einen ausschließlich symbolischen Wert haben, leiten sich die Bilder von Warhol aus fotografischen Portraits ab, welche oftmals beinahe abgenützt wirken durch deren Missbrauch in den Medien.“ G. Mercurio, Andy Warhol. Pentiti e non peccare più!, Skira, Mailand 2006, S. 59.

Mit dem Künstler durch eine enge Freundschaft verbunden, diente Liza Minelli Warhol immer wieder als Protagonistin in seinen Arbeiten und er stellte sie im Laufe seiner Karriere unzählige Male dar. Das erste Mal war 1977 im Zuge seiner Polaroid-Portraits, wo sie ein T-Shirt mit dem Aufdruck „New York“ trägt.
Judy Garland jedoch war anders. Sie posierte niemals für den Künstler, aber dennoch schuf er einige Portraits von ihr – darunter auch das berühmte von 1985, auf dem der Star in einen opulenten Pelzmantel gehüllt ist, begleitet vom Spruch „What becomes a legend most?“
Mit dieser schwarz-weißen Familiencollage kreiert Warhol ein Album, dessen Fotos öffentliche wie private Momente aus dem Leben der beiden Stars zelebrieren. Durch die Kombination von schwarz und weiß in der Farbgestaltung und die Zusammenstellung der Fotografien von Judy und Liza in unterschiedlichen Lebensphasen, wirkt ‚Judy Garland and Liza Minelli‘ 1978 anders als die sonstigen Arbeiten des Künstlers. Obwohl Warhol für die Herstellung die gleichen Techniken anwandte wie für viele andere Arbeiten – eine Fotografie auf Leinwand oder einen anderen Bildträger zu bannen und diese dabei manchmal durch graphische oder malerische Interventionen zu verändern – strahlt diese Arbeit ein Gefühl von Wärme und Familiarität aus, die man normalerweise nicht mit Warhols Kunst verbindet.
„Warhols Promi-Kult scheint Raum übrig zu lassen für dieses zarte Band mit seinen faszinierenden Subjekten.“

Experte: Alessandro Rizzi Alessandro Rizzi
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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 05.06.2019 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 25.05. - 05.06.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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