Lot Nr. 201


Ferdinand Petzl


Ferdinand Petzl - Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts

(München 1819-1899)
Blick auf das Konzilgebäude in Konstanz, schwach leserlich signiert F. Petzl, Öl auf Leinwand, 34 x 42,5 cm, gerahmt, (Rei)

Ursprünglich wurde das Konstanzer Konzilsgebäude 1388-91 als Warenlagen und Handelshaus erbaut, als die Stadt Konstanz zum wichtigen Knotenpunkt auf der Handelsroute zwischen Norditalien und dem Rheinland avancierte. Direkt am Seeufer gelegen und mit Lastkränen ausgestattet, ermöglichte es ein einfaches Entladen der Frachtschiffe und die Zwischenlagerung im geräumigen Erdgeschoss. Die Obergeschosse boten Platz für die längere, trockene Lagerung feinerer Waren. Während des Konstanzer Konzils wurde das Handelshaus vom 8.-11. November 1417 zum Schauplatz des Konklaves zur Papstwahl, die das große Abendländische Schisma beenden sollte, das 1378 mit der Wahl des Gegenpapstes Clemens VII. begonnen hatte. Über mehrere Dekaden hielt diese Spaltung der katholischen Christenheit in Europa an. Auf Betreiben des römisch-deutschen Königs Sigismund wurde 1414 das Konzil in Konstanz einberufen, um auf neutralem Boden eine Einigung zu erzielen. Tatsächlich gelang es zwei der drei konkurrierenden Päpste zur Abdankung zu bringen, der dritte, Benedikt XIII., floh ins Exil nach Spanien. So war der Weg zur Wahl eines neuen Papstes frei, um die Spaltung zu überwinden. In Vorbereitung auf das Konklave wurden die Fenster des Konstanzer Handelshaus mit Holzbrettern verschlossen und das Gebäude mit einem Zaun umgeben und bewacht, um eine Beeinflussung der Wahlberechtigten im Inneren auszuschließen. Am Martinstag, dem 11. November, wurde Oddo Colonna zum neuen Papst gewählt, der sich dem Tag entsprechend Martin V. nannte. Bis in das 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Handelshaus und Markthalle, bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues Bewusstsein für die Bedeutung dieses besonderen Bauwerks aus dem Mittelalter keimte. So wurde es ab 1910 als Konzert- und Kongresssaal genutzt und gilt heute als eine wichtige Sehenswürdigkeit der Stadt.

Die Spezialität des Münchner Malers Ferdinand Petzl waren Architekturdarstellungen und Stadtansichten. Diesem Interesse entsprechend studierte er sowohl an der Polytechnischen Schule, dem Vorläufiger der heutigen Technischen Universität München, als auch an der Königlichen Kunstakademie. Viele seiner Bilder dokumentieren Gebäude oder Bauzustände, die heute nicht mehr erhalten sind und daher, über die malerische Qualität hinaus, wertvolle historische Quellen darstellen.
Seine Ansicht des Konstanzer Konzilsgebäudes zeigt es noch in seiner Funktion als Markthalle und Umschlagplatz: Fässer werden durch den Spitzbogen hereingerollt, Waren in Kisten und auf Karren angeliefert oder abgeholt und von einem Zollinspektor in grün überprüft. Im Hintergrund ist der Hafen mit einigen Frachtschiffen zu erkennen. Es herrscht ein eifriges Treiben auf dem Vorplatz. Ein elegant gekleidetes Paar steht vor einer Tür links und studiert das Schild „Conciliums-Saal“. Hier ist wohl der Eingang zu dem geschichtsträchtigen Raum, in der die Papstwahl Martin V. 1417 stattfand. Auch der Fremdenführer rechts vorne zeigt auf dieses Schild und scheint den interessierten Touristen die Bedeutung des Ortes zu erklären.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at

24.06.2019 - 14:00

Erzielter Preis: **
EUR 3.840,-
Schätzwert:
EUR 3.000,- bis EUR 4.000,-

Ferdinand Petzl


(München 1819-1899)
Blick auf das Konzilgebäude in Konstanz, schwach leserlich signiert F. Petzl, Öl auf Leinwand, 34 x 42,5 cm, gerahmt, (Rei)

Ursprünglich wurde das Konstanzer Konzilsgebäude 1388-91 als Warenlagen und Handelshaus erbaut, als die Stadt Konstanz zum wichtigen Knotenpunkt auf der Handelsroute zwischen Norditalien und dem Rheinland avancierte. Direkt am Seeufer gelegen und mit Lastkränen ausgestattet, ermöglichte es ein einfaches Entladen der Frachtschiffe und die Zwischenlagerung im geräumigen Erdgeschoss. Die Obergeschosse boten Platz für die längere, trockene Lagerung feinerer Waren. Während des Konstanzer Konzils wurde das Handelshaus vom 8.-11. November 1417 zum Schauplatz des Konklaves zur Papstwahl, die das große Abendländische Schisma beenden sollte, das 1378 mit der Wahl des Gegenpapstes Clemens VII. begonnen hatte. Über mehrere Dekaden hielt diese Spaltung der katholischen Christenheit in Europa an. Auf Betreiben des römisch-deutschen Königs Sigismund wurde 1414 das Konzil in Konstanz einberufen, um auf neutralem Boden eine Einigung zu erzielen. Tatsächlich gelang es zwei der drei konkurrierenden Päpste zur Abdankung zu bringen, der dritte, Benedikt XIII., floh ins Exil nach Spanien. So war der Weg zur Wahl eines neuen Papstes frei, um die Spaltung zu überwinden. In Vorbereitung auf das Konklave wurden die Fenster des Konstanzer Handelshaus mit Holzbrettern verschlossen und das Gebäude mit einem Zaun umgeben und bewacht, um eine Beeinflussung der Wahlberechtigten im Inneren auszuschließen. Am Martinstag, dem 11. November, wurde Oddo Colonna zum neuen Papst gewählt, der sich dem Tag entsprechend Martin V. nannte. Bis in das 19. Jahrhundert diente das Gebäude als Handelshaus und Markthalle, bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues Bewusstsein für die Bedeutung dieses besonderen Bauwerks aus dem Mittelalter keimte. So wurde es ab 1910 als Konzert- und Kongresssaal genutzt und gilt heute als eine wichtige Sehenswürdigkeit der Stadt.

Die Spezialität des Münchner Malers Ferdinand Petzl waren Architekturdarstellungen und Stadtansichten. Diesem Interesse entsprechend studierte er sowohl an der Polytechnischen Schule, dem Vorläufiger der heutigen Technischen Universität München, als auch an der Königlichen Kunstakademie. Viele seiner Bilder dokumentieren Gebäude oder Bauzustände, die heute nicht mehr erhalten sind und daher, über die malerische Qualität hinaus, wertvolle historische Quellen darstellen.
Seine Ansicht des Konstanzer Konzilsgebäudes zeigt es noch in seiner Funktion als Markthalle und Umschlagplatz: Fässer werden durch den Spitzbogen hereingerollt, Waren in Kisten und auf Karren angeliefert oder abgeholt und von einem Zollinspektor in grün überprüft. Im Hintergrund ist der Hafen mit einigen Frachtschiffen zu erkennen. Es herrscht ein eifriges Treiben auf dem Vorplatz. Ein elegant gekleidetes Paar steht vor einer Tür links und studiert das Schild „Conciliums-Saal“. Hier ist wohl der Eingang zu dem geschichtsträchtigen Raum, in der die Papstwahl Martin V. 1417 stattfand. Auch der Fremdenführer rechts vorne zeigt auf dieses Schild und scheint den interessierten Touristen die Bedeutung des Ortes zu erklären.

Expertin: Mag. Dimitra Reimüller Mag. Dimitra Reimüller
+43-1-515 60-355

19c.paintings@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Ölgemälde und Aquarelle des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.06.2019 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 15.06. - 24.06.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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