Lot Nr. 155


Orazio Borgianni und Werkstatt


Orazio Borgianni und Werkstatt - Alte Meister

(Rom 1574–1616)
Christus unter den Schriftgelehrten,
Öl auf Leinwand, 117,5 x 162,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung

Wir danken Gianni Papi für seinen Vorschlag der Zuschreibung und seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Orazi Borgianni (Rom 1574–1616) griff dieses populäre Thema im Laufe seiner Schaffenszeit wiederholt auf. Eine weitere Version des Christus unter den Schriftgelehrten befand sich vermutlich im Besitz von Juan de Lezcano, Sekretär des Conte de Castro, Vizekönig von Neapel. Es befand sich einst in der Sammlung Almagià und wurde kürzlich bei Sotheby’s in London verkauft (4. Juli 2012, Lot 30; siehe G. Papi, Orazio Borgianni, Soncino 1993, S. 117f.).

Diverse weitere Versionen dieses Sujets waren zudem Gegenstand einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung, ob es sich nun um zur Gänze eigenhändige Werke, unter Mitwirkung anderer Künstler entstandene Werke oder um Kopien handele.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine neue, noch unveröffentlichte Fassung des Bildthemas Christus unter den Schriftgelehrten. Es ist deutlich größer als das Lezcano-Almagià-Bild, das bloß 78,2 x 104,6 Zentimeter misst. Im Laufe der Zeit kam es in einigen Bereichen zu leichten Bereibungen der Oberfläche. Papi zufolge erscheint das Bild demzufolge stellenweise etwas unstimmig, was jedoch auch auf die Mitarbeit eines Gehilfen zurückzuführen sein könnte, der das Bild vollendete.

Während das vorliegende Gemälde in Bildaufbau und Anzahl der Figuren der Urfassung treu bleibt, weicht es in vielen anderen Aspekten von ihr ab: zum einen durch die deutlich größere Darstellung der Figuren, was der Größe der Leinwand geschuldet ist, zum anderen in der veränderten Farbgebung der Kleidung der Protagonisten, besonders der scharlachroten Tunika von Jesus, die hier purpurfarben erscheint. Auch die Züge der umstehenden Figuren sowie deren räumliche Beziehungen zueinander wurden verändert. Kleine Nasen erscheinen hier gekrümmt (und umgekehrt), und auch das Alter der Figuren scheint sich auch geändert zu haben (etwa bei dem Schriftgelehrten links).

Die Figur im Hintergrund, die sich zwischen den beiden Schriftgelehrten hinter Jesus nach vorne beugt, wirkt in der neuen Version prominenter und scheint höher platziert, sodass nun die Nase zur Gänze sichtbar ist. Der Überwurf auf dem Haupt des bebrillten Schriftgelehrten links ist auf jedem der Bilder anders positioniert; die Stoffe sind generell überall leicht unterschiedlich. Die Darstellung der Gesichter und Turbane (besonders der beiden roten mit den weißen Bändern) der Schriftgelehrten hinter Jesus sowie der Figur auf der rechten Seite ist von hoher Qualität, die umso deutlicher zutage treten würde, wären da nicht die oben erwähnten Bereibungen. Laut Papi weist die hohe Qualität des Werks auf eine eigenhändige Arbeit Borgiannis hin; die feine Farbgebung und das sanfte Licht seien typisch für dessen Werke. An anderen Stellen verrät das Gemälde Schwächen, was die Beteiligung eines anderen Malers nahelegt. Beispiele hierfür sind etwa der gelbe Umhang der Figur rechts oder die Tunika der Jesusfigur, wohingegen das allzu helle Weiß in den Augen Jesu vermutlich eher auf den Abrieb des Firnisses zurückzuführen ist – dieser ist in diesem Bereich sowie generell auf der gesamten Oberfläche des Sotheby‘s-Gemäldes deutlich sichtbar.

Die außergewöhnlichen Ausmaße des vorliegenden Gemäldes, welches von allen Fassungen die größte ist, lassen das Bild schwer mit einer der dokumentierten Fassungen von Christus unter den Schriftgelehrten in Verbindung bringen.

Papi geht davon aus, dass das vorliegende Gemälde mit ein paar Jahren Abstand zum Almagià-Bild und damit in Borgiannis Spätzeit zu datieren ist.

18.12.2019 - 14:00

Erzielter Preis: **
EUR 19.050,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 50.000,-

Orazio Borgianni und Werkstatt


(Rom 1574–1616)
Christus unter den Schriftgelehrten,
Öl auf Leinwand, 117,5 x 162,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung

Wir danken Gianni Papi für seinen Vorschlag der Zuschreibung und seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Orazi Borgianni (Rom 1574–1616) griff dieses populäre Thema im Laufe seiner Schaffenszeit wiederholt auf. Eine weitere Version des Christus unter den Schriftgelehrten befand sich vermutlich im Besitz von Juan de Lezcano, Sekretär des Conte de Castro, Vizekönig von Neapel. Es befand sich einst in der Sammlung Almagià und wurde kürzlich bei Sotheby’s in London verkauft (4. Juli 2012, Lot 30; siehe G. Papi, Orazio Borgianni, Soncino 1993, S. 117f.).

Diverse weitere Versionen dieses Sujets waren zudem Gegenstand einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung, ob es sich nun um zur Gänze eigenhändige Werke, unter Mitwirkung anderer Künstler entstandene Werke oder um Kopien handele.

Bei dem vorliegenden Gemälde handelt es sich um eine neue, noch unveröffentlichte Fassung des Bildthemas Christus unter den Schriftgelehrten. Es ist deutlich größer als das Lezcano-Almagià-Bild, das bloß 78,2 x 104,6 Zentimeter misst. Im Laufe der Zeit kam es in einigen Bereichen zu leichten Bereibungen der Oberfläche. Papi zufolge erscheint das Bild demzufolge stellenweise etwas unstimmig, was jedoch auch auf die Mitarbeit eines Gehilfen zurückzuführen sein könnte, der das Bild vollendete.

Während das vorliegende Gemälde in Bildaufbau und Anzahl der Figuren der Urfassung treu bleibt, weicht es in vielen anderen Aspekten von ihr ab: zum einen durch die deutlich größere Darstellung der Figuren, was der Größe der Leinwand geschuldet ist, zum anderen in der veränderten Farbgebung der Kleidung der Protagonisten, besonders der scharlachroten Tunika von Jesus, die hier purpurfarben erscheint. Auch die Züge der umstehenden Figuren sowie deren räumliche Beziehungen zueinander wurden verändert. Kleine Nasen erscheinen hier gekrümmt (und umgekehrt), und auch das Alter der Figuren scheint sich auch geändert zu haben (etwa bei dem Schriftgelehrten links).

Die Figur im Hintergrund, die sich zwischen den beiden Schriftgelehrten hinter Jesus nach vorne beugt, wirkt in der neuen Version prominenter und scheint höher platziert, sodass nun die Nase zur Gänze sichtbar ist. Der Überwurf auf dem Haupt des bebrillten Schriftgelehrten links ist auf jedem der Bilder anders positioniert; die Stoffe sind generell überall leicht unterschiedlich. Die Darstellung der Gesichter und Turbane (besonders der beiden roten mit den weißen Bändern) der Schriftgelehrten hinter Jesus sowie der Figur auf der rechten Seite ist von hoher Qualität, die umso deutlicher zutage treten würde, wären da nicht die oben erwähnten Bereibungen. Laut Papi weist die hohe Qualität des Werks auf eine eigenhändige Arbeit Borgiannis hin; die feine Farbgebung und das sanfte Licht seien typisch für dessen Werke. An anderen Stellen verrät das Gemälde Schwächen, was die Beteiligung eines anderen Malers nahelegt. Beispiele hierfür sind etwa der gelbe Umhang der Figur rechts oder die Tunika der Jesusfigur, wohingegen das allzu helle Weiß in den Augen Jesu vermutlich eher auf den Abrieb des Firnisses zurückzuführen ist – dieser ist in diesem Bereich sowie generell auf der gesamten Oberfläche des Sotheby‘s-Gemäldes deutlich sichtbar.

Die außergewöhnlichen Ausmaße des vorliegenden Gemäldes, welches von allen Fassungen die größte ist, lassen das Bild schwer mit einer der dokumentierten Fassungen von Christus unter den Schriftgelehrten in Verbindung bringen.

Papi geht davon aus, dass das vorliegende Gemälde mit ein paar Jahren Abstand zum Almagià-Bild und damit in Borgiannis Spätzeit zu datieren ist.


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
old.masters@dorotheum.at

+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 18.12.2019 - 14:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.12. - 18.12.2019


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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