Lot Nr. 368 V


1937 S.S. 100 Jaguar 2½ Litre


1937 S.S. 100 Jaguar 2½ Litre - Klassische Fahrzeuge

Dokumentiert bis zum ersten Tag!
Einer von 198 zweieinhalb Liter S.S. 100!
Zweifacher Mille-Miglia Teilnehmer!

Am 2. September 1922 gründete William Lyons im Alter von nur 20 Jahren gemeinsam mit seinem Partner William Walmsley in Blackpool die Swallow Sidecar Company. Was mit der Herstellung von Beiwägen für Motorräder begann, entwickelte sich rasch weiter zur Reparaturwerkstätte für Automobile und dank einer Finanzspritze von Walmsleys Vater entstand in der Cocker Street auch etwas, das tatsächlich den Namen Werkstätte verdiente.

So änderte man den Namen auf Swallow Sidecar and Coachbuilding Company und Anfang 1927 meinte es das Schicksal gut mit der noch jungen Firma. Unter der Hand konnte man ein Austin 7 Chassis erstehen und gänzlich selbst einkleiden. Der Entwurf wusste zu gefallen und ein Londoner Händler orderte gleich 500 Stück davon. Damit war auch das Sidecar im Firmennamen Geschichte, man war jetzt Autohersteller. Also fast, denn vorerst baute man nur Karosserien.

Weil die Geschäfte gut liefen, wurde der Platz bald zu wenig und Lyons und Walmsley übersiedelten mit ihrer Firma im Winter 1928/29 in den Norden von Coventry. Im selben Jahr begann eine Zusammenarbeit mit dem Hersteller Standard, auf die, wie man so sagt, die Bezeichnung S.S. zurückgesehen soll, da man sich nicht auf einen Namen einigen konnte, und eben die Initalen beider Firmen dafür herhalten mussten. Was musste folglich her? Ein neuer Firmenname, S.S. Cars Limited.

1932 präsentierte man schließlich das erste eigene Automobil mit eigenem Chassis, eigenem Motor, eigener Karosse: den S.S. 1 mit seitengesteurtem 2- bzw. 2,5-Liter Reihensechszylinder und den S.S. 2 mit seitengesteuertem Vierzylinder. 1935 verließ Walmsley die Firma und Lyons präsentierte seinen ersten Sportwagen, namens S.S. 90, basierend auf einem gekürzten S.S. 1 Chassis und ausgestattet mit dessen Motor. 90, weil Lyons behauptete, der Wagen würde 90 in der Stunde schnell sein. Konjunktiv, wie die Presse schnell herausfand und sich abschätzig mit „more show than go“ äußerte. Das Design fanden hingegen alle hinreißend.

Lyons engagierte daraufhin William Heynes und Harry Weslake, die dem Seitenventiler mehr Leben einhauchen sollten. 90 PS hatte sich Lyons gewünscht, 102 hat er bekommen, und das in einem neu konstruiertem OHV-Motor mit knapp 2,7-Liter Hubraum. Der Motor war die Sensation als er im September 1935 im Londoner Mayfair Hotel in einer Limousine präsentiert wurde. Die unterschiedlichen Modelle bekamen nun neben den Nummern auch einen Namen: Jaguar.

Im Jahr darauf bekam auch der Sportwagen den neuen Motor verpasst. Der hieß nun S.S. 100 Jaguar und hielt, was er versprach. Bald schon tummelten sich die relativ preiswerten Sportwagen auf den Rennstrecken der Insel und fuhren alles in Grund und Boden. 1937 folgte mit dem 3½ litre die nächste Ausbaustufe, doch der große Krieg bedeutete nach nur 300 Stück ein jähes Ende für die Produktion. Nach dem Krieg gab Lyons der Firma noch einmal einen neuen Namen, Jaguar Cars. Der blieb bis heute und der S.S. 100 gilt als Begründer deren Legende und als einer der Vorkriegssportwagen schlechthin!

Chassis 18106 wurde über den in Leeds ansässigen Vertreter Appleyard, dessen Sohn Ian später nicht nur bekannter Auto- und Skirennfahrer werden sollte, sondern auch William Lyons Tochter Patricia ehelichte, an seinen ersten Besitzer, S.C. Duckworth ausgeliefert. Der hatte seinen neuen Sportwagen am 11. Juni 1937 auf das Kennzeichen ABT274 zugelassen.

Eine Plakette am Armaturenbrett legt nahe, dass der Wagen 1938 an der Seventh Annual Blackpool Rally teilgenommen hat. Gesichert ist jedoch die Teilnahme an der Morecambe Rally von 1952. Noch in den frühen Nachkriegsjahren konnten die S.S. 100 ihre Dominanz auf den Rennstrecken bewahren, bevor neue und bessere Rennwagen ihre Ära beendeten.

Bevor 18106 1961 seine Reise über den großen Teich antrat, befand er sich im Besitz von B.E. Rutland aus Isleworth, Middlesex, ehe er von Chris Coburn aus Portola Valley nach Kalifornien importiert wurde. Von diesem erwarb Sam Housten aus Palo Alto den S.S. 100 und gab ihn später an Van S. Hurd ab, von wo der Wagen über einen kurzen Zwischenbesitzer im Juni 1968 zu jenem Mann gelangte, bei dem er für 30 Jahre bleiben sollte: Hugo Molnar, einem gebürtigen Ungarn, der 1956 nach Wien und später in die USA emigrierte.

In einem Antwortschreiben an Molnar zeigte sich Hurd etwas irritiert, dass er den Wagen scheinbar jemandem verkauft hatte, der nur auf das schnelle Geld aus war. Er hätte ihn dann wohl eher behalten, gab aber Molnar gleichzeitig einige Ratschläge, wo er Hilfe bekommen könnte, denn der S.S. war mittlerweile in die Jahre gekommen und verlangte nach Aufmerksamkeit.

Die kommenden zwei Jahre machte sich Molnar daran seinen S.S. mit größter Hingabe komplett zu restaurieren. Der Motor war, wie bei vielen seiner Artgenossen, bereits in England gegen ein größeres, wettbewerbfähigeres 3½ Liter Triebwerk getauscht worden, der Rest des Wagens zeigte sich, wie Fotos belegen, bei guter Substanz.

Nachdem er die Restauration abeschlossen hatte, setzte Molnar seinen S.S. 100 bei zahlreichen Vintage Races, u.a. in Laguna Seca ein, und wurde aktives Mitglied in der kalifornischen S.S. Szene. Fotos zeigen Molnar bei diversen Rennen, Treffen und Concours. Im fortgeschrittenen Alter trennte sich Molnar schließlich 1998 von seinem S.S. und der Wagen übersiedelte an die Ostküste nach Maine zu Christopher Hutchins.

2008 holte der Einbringer, ein Jaguar-Sammler, 18106 aus den Vereinigten Staaten nach Österreich. Der S.S. 100 war zwar zwischenzeitlich noch einmal lackiert worden, die Jahrzehnte im trockenen Palm Springs hatten ihm jedoch sichtlich gut getan. Sein neuer Besitzer ließ den S.S. beim Spezialisten warten und setzte ihn fortan bei zahlreichen Veranstaltungen ein. 2013 bestritt er das erste Mal die Mille Miglia. Anfang 2014 erwarb er beim englischen S.S. Spezialisten Davenport einen komplett überholten, originalen 2½ Liter S.S. 100 Motor, sodass der Wagen wieder seiner ursprünglichen Spezifikation entspricht. Damit nahm er 2016 noch einmal erfolgreich an der Mille Miglia teil.

Die S.S. 100 haben heute ihren festen Platz in der Automobilgeschichte und nur selten findet sich ein derart lückenlos dokumentiertes Exemplar. Dieser hier wird heuer 80 Jahre alt und zieht den Enthusiasten sofort in seinen Bann. Er ist schön, er ist schnell und er atmet unendlich viel Geschichte. Eine Legende eben.

FIN: 18106 Laufleistung: 25.118 mls (abgelesen) Hubraum: 2.663 ccm/R6 Getriebe: 4-Gang Farbe: Grau/Rot (Leder) Leistung: 102 PS Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung

24.06.2017 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 339.000,-
Schätzwert:
EUR 290.000,- bis EUR 390.000,-

1937 S.S. 100 Jaguar 2½ Litre


Dokumentiert bis zum ersten Tag!
Einer von 198 zweieinhalb Liter S.S. 100!
Zweifacher Mille-Miglia Teilnehmer!

Am 2. September 1922 gründete William Lyons im Alter von nur 20 Jahren gemeinsam mit seinem Partner William Walmsley in Blackpool die Swallow Sidecar Company. Was mit der Herstellung von Beiwägen für Motorräder begann, entwickelte sich rasch weiter zur Reparaturwerkstätte für Automobile und dank einer Finanzspritze von Walmsleys Vater entstand in der Cocker Street auch etwas, das tatsächlich den Namen Werkstätte verdiente.

So änderte man den Namen auf Swallow Sidecar and Coachbuilding Company und Anfang 1927 meinte es das Schicksal gut mit der noch jungen Firma. Unter der Hand konnte man ein Austin 7 Chassis erstehen und gänzlich selbst einkleiden. Der Entwurf wusste zu gefallen und ein Londoner Händler orderte gleich 500 Stück davon. Damit war auch das Sidecar im Firmennamen Geschichte, man war jetzt Autohersteller. Also fast, denn vorerst baute man nur Karosserien.

Weil die Geschäfte gut liefen, wurde der Platz bald zu wenig und Lyons und Walmsley übersiedelten mit ihrer Firma im Winter 1928/29 in den Norden von Coventry. Im selben Jahr begann eine Zusammenarbeit mit dem Hersteller Standard, auf die, wie man so sagt, die Bezeichnung S.S. zurückgesehen soll, da man sich nicht auf einen Namen einigen konnte, und eben die Initalen beider Firmen dafür herhalten mussten. Was musste folglich her? Ein neuer Firmenname, S.S. Cars Limited.

1932 präsentierte man schließlich das erste eigene Automobil mit eigenem Chassis, eigenem Motor, eigener Karosse: den S.S. 1 mit seitengesteurtem 2- bzw. 2,5-Liter Reihensechszylinder und den S.S. 2 mit seitengesteuertem Vierzylinder. 1935 verließ Walmsley die Firma und Lyons präsentierte seinen ersten Sportwagen, namens S.S. 90, basierend auf einem gekürzten S.S. 1 Chassis und ausgestattet mit dessen Motor. 90, weil Lyons behauptete, der Wagen würde 90 in der Stunde schnell sein. Konjunktiv, wie die Presse schnell herausfand und sich abschätzig mit „more show than go“ äußerte. Das Design fanden hingegen alle hinreißend.

Lyons engagierte daraufhin William Heynes und Harry Weslake, die dem Seitenventiler mehr Leben einhauchen sollten. 90 PS hatte sich Lyons gewünscht, 102 hat er bekommen, und das in einem neu konstruiertem OHV-Motor mit knapp 2,7-Liter Hubraum. Der Motor war die Sensation als er im September 1935 im Londoner Mayfair Hotel in einer Limousine präsentiert wurde. Die unterschiedlichen Modelle bekamen nun neben den Nummern auch einen Namen: Jaguar.

Im Jahr darauf bekam auch der Sportwagen den neuen Motor verpasst. Der hieß nun S.S. 100 Jaguar und hielt, was er versprach. Bald schon tummelten sich die relativ preiswerten Sportwagen auf den Rennstrecken der Insel und fuhren alles in Grund und Boden. 1937 folgte mit dem 3½ litre die nächste Ausbaustufe, doch der große Krieg bedeutete nach nur 300 Stück ein jähes Ende für die Produktion. Nach dem Krieg gab Lyons der Firma noch einmal einen neuen Namen, Jaguar Cars. Der blieb bis heute und der S.S. 100 gilt als Begründer deren Legende und als einer der Vorkriegssportwagen schlechthin!

Chassis 18106 wurde über den in Leeds ansässigen Vertreter Appleyard, dessen Sohn Ian später nicht nur bekannter Auto- und Skirennfahrer werden sollte, sondern auch William Lyons Tochter Patricia ehelichte, an seinen ersten Besitzer, S.C. Duckworth ausgeliefert. Der hatte seinen neuen Sportwagen am 11. Juni 1937 auf das Kennzeichen ABT274 zugelassen.

Eine Plakette am Armaturenbrett legt nahe, dass der Wagen 1938 an der Seventh Annual Blackpool Rally teilgenommen hat. Gesichert ist jedoch die Teilnahme an der Morecambe Rally von 1952. Noch in den frühen Nachkriegsjahren konnten die S.S. 100 ihre Dominanz auf den Rennstrecken bewahren, bevor neue und bessere Rennwagen ihre Ära beendeten.

Bevor 18106 1961 seine Reise über den großen Teich antrat, befand er sich im Besitz von B.E. Rutland aus Isleworth, Middlesex, ehe er von Chris Coburn aus Portola Valley nach Kalifornien importiert wurde. Von diesem erwarb Sam Housten aus Palo Alto den S.S. 100 und gab ihn später an Van S. Hurd ab, von wo der Wagen über einen kurzen Zwischenbesitzer im Juni 1968 zu jenem Mann gelangte, bei dem er für 30 Jahre bleiben sollte: Hugo Molnar, einem gebürtigen Ungarn, der 1956 nach Wien und später in die USA emigrierte.

In einem Antwortschreiben an Molnar zeigte sich Hurd etwas irritiert, dass er den Wagen scheinbar jemandem verkauft hatte, der nur auf das schnelle Geld aus war. Er hätte ihn dann wohl eher behalten, gab aber Molnar gleichzeitig einige Ratschläge, wo er Hilfe bekommen könnte, denn der S.S. war mittlerweile in die Jahre gekommen und verlangte nach Aufmerksamkeit.

Die kommenden zwei Jahre machte sich Molnar daran seinen S.S. mit größter Hingabe komplett zu restaurieren. Der Motor war, wie bei vielen seiner Artgenossen, bereits in England gegen ein größeres, wettbewerbfähigeres 3½ Liter Triebwerk getauscht worden, der Rest des Wagens zeigte sich, wie Fotos belegen, bei guter Substanz.

Nachdem er die Restauration abeschlossen hatte, setzte Molnar seinen S.S. 100 bei zahlreichen Vintage Races, u.a. in Laguna Seca ein, und wurde aktives Mitglied in der kalifornischen S.S. Szene. Fotos zeigen Molnar bei diversen Rennen, Treffen und Concours. Im fortgeschrittenen Alter trennte sich Molnar schließlich 1998 von seinem S.S. und der Wagen übersiedelte an die Ostküste nach Maine zu Christopher Hutchins.

2008 holte der Einbringer, ein Jaguar-Sammler, 18106 aus den Vereinigten Staaten nach Österreich. Der S.S. 100 war zwar zwischenzeitlich noch einmal lackiert worden, die Jahrzehnte im trockenen Palm Springs hatten ihm jedoch sichtlich gut getan. Sein neuer Besitzer ließ den S.S. beim Spezialisten warten und setzte ihn fortan bei zahlreichen Veranstaltungen ein. 2013 bestritt er das erste Mal die Mille Miglia. Anfang 2014 erwarb er beim englischen S.S. Spezialisten Davenport einen komplett überholten, originalen 2½ Liter S.S. 100 Motor, sodass der Wagen wieder seiner ursprünglichen Spezifikation entspricht. Damit nahm er 2016 noch einmal erfolgreich an der Mille Miglia teil.

Die S.S. 100 haben heute ihren festen Platz in der Automobilgeschichte und nur selten findet sich ein derart lückenlos dokumentiertes Exemplar. Dieser hier wird heuer 80 Jahre alt und zieht den Enthusiasten sofort in seinen Bann. Er ist schön, er ist schnell und er atmet unendlich viel Geschichte. Eine Legende eben.

FIN: 18106 Laufleistung: 25.118 mls (abgelesen) Hubraum: 2.663 ccm/R6 Getriebe: 4-Gang Farbe: Grau/Rot (Leder) Leistung: 102 PS Papiere: Österreichische Einzelgenehmigung


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 16.00
oldtimer@dorotheum.at

+43 1 515 60 428
Auktion: Klassische Fahrzeuge
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 24.06.2017 - 17:00
Auktionsort: Vösendorf
Besichtigung: 22.06. - 24.06.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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