Lot Nr. 66


Luciano Borzone


Luciano Borzone - Alte Meister

(Genua 1590–1645)
Der heilige Hieronymus,
signiert rechts unten: LVCIANO/BORZONE/FACEVA,
Öl auf Leinwand, 152 x 120 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung des Infante Don Sebastiàn Gabriel de Borbòn y Braganza, Madrid und Neapel, 1811–1875 (lt. rückseitigem bekröntem Monogramm SG);
Kunsthandel Manuel Gonzales, Madrid, ab 1971;
Privatsammlung, Spanien, ab 2015

Literatur:
C. Manzitti, Influenze Caravaggesche a Genova e nuovi ritrovamenti su Luciano Borzone, in: Paragone, Nr. 259, 1971, S. 38, Abb. 25 (als Luciano Borzone);
F. R. Pesenti, La pittura in Liguria. Artisti del primo Seicento, Genoa 1986, S. 70, S. 67, Abb. 45 (als Luciano Borzone);
P. Pagano, M. C. Galassi, La pittura del 600 a Genova, Mailand 1988, Abb. 98 (als Luciano Borzone);
G. V. Castelnovo, La prima metà del Seicento: dall’Ansaldo a Orazio de Ferrari, in: La pittura a Genova e in Liguria dal Seicento al primo Novecento, hrsg. von C. Bozzo Dufour, Genua 1987, S. 127 (als Luciano Borzone);
C. Manzitti, Luciano Borzone, in: II, La pittura in Italia. Il Seicento, Mailand 1989, S. 649 (als Luciano Borzone);
L. Ghio Vallarino, Genova nell’età Barocca, Ausstellungskatalog, Genua, Palazzo Spinola, 2. Mai – 26. Juli 1992, S. 102;
A. E. Pérez Sànchez, Pittura genovese in Spagna nel Seicento, in: Genova e la Spagna: opere, artisti, committenti, collezionisti, hrsg. von P. Boccardo et al., Cinisello Balsamo 2002, S. 209 (als Luciano Borzone);
A. Orlando, Dipinti Genovesi dal Cinquecento al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato, Turin 2010, S. 48 (als Luciano Borzone);
A. Manzitti, Luciano Borzone: 1590–1645, Genua 2015, S. 158, Kat.-Nr. A9 (als Luciano Borzone);
A. Orlando, Il Caravaggismo Genovese. Strozzi, Fiasella, Borzone, Assereto, Orazio de Ferrari e altre comparse, in: Caravaggio e i genovesi. Committenti, collezionisti, pittori, Ausstellungskatalog, hrsg. von A. Orlando, Genua 2019, S. 233, S. 235, Abb. 40 (als Luciano Borzone)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri als Werk Luciano Borzones registriert (Nr. 60347).

Dem bekrönten Monogramm auf der Rückseite der Leinwand zufolge befand sich dieses Werk im Besitz des Infante Don Sebastiàn Gabriel de Borbòn y Braganza. Manzitti dokumentierte die Zugehörigkeit des Bildes zur Sammlung des Manuel Gonzales in Madrid (siehe Manzitti 1971 in der Literatur).

Der auf das Kreuz blickende heilige Hieronymus ist hier in einem Moment der Meditation dargestellt. Er hat sein Haupt in die linke Hand gestützt, während seine Rechte die Heilige Schrift umfasst hält; in seinem Schoß ruht ein Totenschädel: Es sind dies seine Attribute, die sinnbildhaft für sein Leben stehen.

Das vorliegende Gemälde gilt als eines der ersten Werke Luciano Borzones. Es zeichnet sich durch eine gewisse formale Strenge sowie durch ein Interesse am Naturalismus aus. Der Ausdruck des Heiligen lässt erkennen, dass es Borzone bereits verstand, die Natur zu beobachten.

Dieser Heilige Hieronymus Borzones wurde von Manzitti (siehe Manzitti 1971) hinsichtlich der Entstehungszeit mit der Taufe Christi im Museo di Palazzo Bianco, Genua (Inv.-Nr. PB 348), verglichen, die zwischen 1620 und 1621 für die Kirche Santo Spirito entstand. Aufgrund ähnlicher Licht- und Helldunkeleffekte sowie skulpturaler Qualitäten weisen beide Gemälde offensichtliche Bezugnahmen zu lombardischen Malern auf, die Borzone wohl in der Sammlung seines Auftraggebers Giovanni Carlo Doria studieren konnte. Ein zentrales Moment in der Entwicklung der Malerei Genuas war auch der Einfluss toskanischer Maler wie Orazio Gentileschi und Giovanni Battista Paggi, von denen sich Borzone hinsichtlich der formalen Eleganz des vorliegenden Heiligen Hieronymus anregen ließ. In der vorliegenden Komposition verband Borzone den Manierismus der Toskana geschickt mit dem neu begründeten Realismus der Caravaggisten, was nachvollziehbar macht, dass er unter den Ersten war, die die Neuerungen Caravaggios übernahmen.

Die emotionale Wärme, mit welcher dieser Heilige Hieronymus erfüllt ist, steht für das Festhalten des Künstlers am neuen Credo des Realismus der Anhänger Caravaggios (siehe Orlando 2010 in der Literatur) und macht dieses Bild vergleichbar mit dem Heiligen Franziskus in Meditation des Künstlers in der Galleria dell’Accademia Albertina, Turin (Inv.-Nr. 98).

Luciano Borzones Lebensgeschichte wird von Soprani beschrieben (siehe R. Soprani, Le vite de’ pittori..., Genua 1674, S. 179–185): Er wurde 1590 in Genua geboren, wo er bei seinem Onkel, dem Porträtisten Filippo Bertolotto, lernte. Um 1606 trat er in die Werkstatt von Cesare Corte ein. Er war bekannt mit dem Dichter Gabriello Chiabrera, der dem Malerfreund mehrere Sonette widmete, welche 1618 in der Sammlung Delle Poesie veröffentlicht wurden (siehe A. Manzitti 2015 in der Literatur). 1612 nahm Borzone Gioacchino Assereto als seinen Schüler auf; zur gleichen Zeit begleitete er seinen Mäzen Giovanni Carlo Doria nach Mailand, wo er Zeuge der zeitgenössischen Innovationen in der Mailänder Kunst wurde (siehe L. Ghio Vallarino in der Literatur).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Luciano Borzone


(Genua 1590–1645)
Der heilige Hieronymus,
signiert rechts unten: LVCIANO/BORZONE/FACEVA,
Öl auf Leinwand, 152 x 120 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung des Infante Don Sebastiàn Gabriel de Borbòn y Braganza, Madrid und Neapel, 1811–1875 (lt. rückseitigem bekröntem Monogramm SG);
Kunsthandel Manuel Gonzales, Madrid, ab 1971;
Privatsammlung, Spanien, ab 2015

Literatur:
C. Manzitti, Influenze Caravaggesche a Genova e nuovi ritrovamenti su Luciano Borzone, in: Paragone, Nr. 259, 1971, S. 38, Abb. 25 (als Luciano Borzone);
F. R. Pesenti, La pittura in Liguria. Artisti del primo Seicento, Genoa 1986, S. 70, S. 67, Abb. 45 (als Luciano Borzone);
P. Pagano, M. C. Galassi, La pittura del 600 a Genova, Mailand 1988, Abb. 98 (als Luciano Borzone);
G. V. Castelnovo, La prima metà del Seicento: dall’Ansaldo a Orazio de Ferrari, in: La pittura a Genova e in Liguria dal Seicento al primo Novecento, hrsg. von C. Bozzo Dufour, Genua 1987, S. 127 (als Luciano Borzone);
C. Manzitti, Luciano Borzone, in: II, La pittura in Italia. Il Seicento, Mailand 1989, S. 649 (als Luciano Borzone);
L. Ghio Vallarino, Genova nell’età Barocca, Ausstellungskatalog, Genua, Palazzo Spinola, 2. Mai – 26. Juli 1992, S. 102;
A. E. Pérez Sànchez, Pittura genovese in Spagna nel Seicento, in: Genova e la Spagna: opere, artisti, committenti, collezionisti, hrsg. von P. Boccardo et al., Cinisello Balsamo 2002, S. 209 (als Luciano Borzone);
A. Orlando, Dipinti Genovesi dal Cinquecento al Settecento. Ritrovamenti dal collezionismo privato, Turin 2010, S. 48 (als Luciano Borzone);
A. Manzitti, Luciano Borzone: 1590–1645, Genua 2015, S. 158, Kat.-Nr. A9 (als Luciano Borzone);
A. Orlando, Il Caravaggismo Genovese. Strozzi, Fiasella, Borzone, Assereto, Orazio de Ferrari e altre comparse, in: Caravaggio e i genovesi. Committenti, collezionisti, pittori, Ausstellungskatalog, hrsg. von A. Orlando, Genua 2019, S. 233, S. 235, Abb. 40 (als Luciano Borzone)

Das vorliegende Gemälde ist in der Fototeca Zeri als Werk Luciano Borzones registriert (Nr. 60347).

Dem bekrönten Monogramm auf der Rückseite der Leinwand zufolge befand sich dieses Werk im Besitz des Infante Don Sebastiàn Gabriel de Borbòn y Braganza. Manzitti dokumentierte die Zugehörigkeit des Bildes zur Sammlung des Manuel Gonzales in Madrid (siehe Manzitti 1971 in der Literatur).

Der auf das Kreuz blickende heilige Hieronymus ist hier in einem Moment der Meditation dargestellt. Er hat sein Haupt in die linke Hand gestützt, während seine Rechte die Heilige Schrift umfasst hält; in seinem Schoß ruht ein Totenschädel: Es sind dies seine Attribute, die sinnbildhaft für sein Leben stehen.

Das vorliegende Gemälde gilt als eines der ersten Werke Luciano Borzones. Es zeichnet sich durch eine gewisse formale Strenge sowie durch ein Interesse am Naturalismus aus. Der Ausdruck des Heiligen lässt erkennen, dass es Borzone bereits verstand, die Natur zu beobachten.

Dieser Heilige Hieronymus Borzones wurde von Manzitti (siehe Manzitti 1971) hinsichtlich der Entstehungszeit mit der Taufe Christi im Museo di Palazzo Bianco, Genua (Inv.-Nr. PB 348), verglichen, die zwischen 1620 und 1621 für die Kirche Santo Spirito entstand. Aufgrund ähnlicher Licht- und Helldunkeleffekte sowie skulpturaler Qualitäten weisen beide Gemälde offensichtliche Bezugnahmen zu lombardischen Malern auf, die Borzone wohl in der Sammlung seines Auftraggebers Giovanni Carlo Doria studieren konnte. Ein zentrales Moment in der Entwicklung der Malerei Genuas war auch der Einfluss toskanischer Maler wie Orazio Gentileschi und Giovanni Battista Paggi, von denen sich Borzone hinsichtlich der formalen Eleganz des vorliegenden Heiligen Hieronymus anregen ließ. In der vorliegenden Komposition verband Borzone den Manierismus der Toskana geschickt mit dem neu begründeten Realismus der Caravaggisten, was nachvollziehbar macht, dass er unter den Ersten war, die die Neuerungen Caravaggios übernahmen.

Die emotionale Wärme, mit welcher dieser Heilige Hieronymus erfüllt ist, steht für das Festhalten des Künstlers am neuen Credo des Realismus der Anhänger Caravaggios (siehe Orlando 2010 in der Literatur) und macht dieses Bild vergleichbar mit dem Heiligen Franziskus in Meditation des Künstlers in der Galleria dell’Accademia Albertina, Turin (Inv.-Nr. 98).

Luciano Borzones Lebensgeschichte wird von Soprani beschrieben (siehe R. Soprani, Le vite de’ pittori..., Genua 1674, S. 179–185): Er wurde 1590 in Genua geboren, wo er bei seinem Onkel, dem Porträtisten Filippo Bertolotto, lernte. Um 1606 trat er in die Werkstatt von Cesare Corte ein. Er war bekannt mit dem Dichter Gabriello Chiabrera, der dem Malerfreund mehrere Sonette widmete, welche 1618 in der Sammlung Delle Poesie veröffentlicht wurden (siehe A. Manzitti 2015 in der Literatur). 1612 nahm Borzone Gioacchino Assereto als seinen Schüler auf; zur gleichen Zeit begleitete er seinen Mäzen Giovanni Carlo Doria nach Mailand, wo er Zeuge der zeitgenössischen Innovationen in der Mailänder Kunst wurde (siehe L. Ghio Vallarino in der Literatur).

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020

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