Lot Nr. 79 -


Sebastiano Mazzoni


Sebastiano Mazzoni - Alte Meister

(Florenz 1611? – 1678 Venedig)
Kreuztragung Christi,
Öl auf Leinwand, 128,5 x 142,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung;
Privatsammlung, Schweiz

Wir danken Paolo Benassai für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das vorliegende Gemälde stellt eine in den Evangelien berichtete Begebenheit aus der Passion Christi dar: Christus, mit einem Umhang bekleidet und mit Dornen gekrönt, ist im Zentrum der Szene zu sehen. Er ist gebeugt vom Gewicht des Kreuzes, das ihm Simon Cyrene hilft zu tragen. Im Vordergrund ist das Fragment einer kannelierten Säule zu sehen, hinter dem sich ein Soldat in Rüstung und ein Jüngling mit rotem Hut befinden. Rechts schließt die Szene mit einem Mann in einer gelben Tunika ab, der die beiden Enden des Seils hält, mit dem Christus gefesselt ist. Im Hintergrund beobachtet Maria ihren Sohn, mit gefalteten Händen ein Tuch umfangen haltend.

Es handelt sich um eine Variante der Kreuztragung Christi, die im Veneto eine ikonografische Tradition aufzuweisen hat; man wird an die in mehreren Fassungen bekannte Kreuztragung Christi von Giovanni Bellini erinnert, von denen sich eine im Museum of Art, Toledo, Ohio (Inv.-Nr. 40.44) befindet; ebenso an die Bilder dieses Themas auf Leinwand von Tizian, beispielsweise im Prado, Madrid (Inv.-Nr. P000439); und an Pordenones Fresko mit dem Aufstieg zum Kalvarienberg im Dom von Cremona; sowie an zwei Leinwandbilder Romaninos (Sammlung Alana; Brescia, Pinacoteca Tosio Martinengo, Inv.-Nr. 83), dem das vorliegende Gemälde in der Vergangenheit zugeschrieben war.

Bei dem vorliegenden Gemälde, das laut Benassai zwischen 1640 und 1650 zu datieren ist, handelt es sich um eine wichtige Hinzufügung zum Œuvre Sebastiano Mazzonis. Die geriffelte Säule, die Mazzoni in die Komposition einbezogen hat, taucht auch in anderen seiner Werke auf (siehe P. Benassai, Sebastiano Mazzoni, Soncino 2019, Kat.-Nr. A6, A11, A16, A21, A25, A26, A27, A45, A53, A60, A75).

Sebastiano Mazzoni traf 1648, nach seiner anfänglichen Ausbildung in Florenz, in Venedig ein. Die in Mazzonis Schaffen wiederkehrenden kannelierten Säulen lassen diese Gemälde im Zusammenhang mit der langen Tradition dieses Architekturelements in venezianischen Darstellungen sehen, die von Paolo Veronese eingeleitet und von Bernardo Strozzi und Pietro della Vecchia weitergeführt wurde. Der Hang des Letzteren zum Grotesken mag eine Quelle der Anregung für die ausdrucksstarke Betonung des im Schatten liegenden Soldatenprofils gewesen sein. Das Helldunkel der ausgeprägten Züge des Mannes rechts lassen Vergleiche mit den Halbfiguren zu, die Bernhard Keil, gen. Monsù Bernardo, zur gleichen Zeit in Venedig schuf. Der ernste Ausdruck mancher Gesichter, von der trauernden Madonna bis hin zum Jüngling mit der roten Kopfbedeckung, laden zu Vergleichen mit ähnlichen Bildern Pietro Ricchis aus Lucca ein, der in Venedig ab Ende der 1640er-Jahre tätig war; Ricchis Bildflächen erscheinen jedoch kompakter als die Mazzonis. Und schließlich war die Art des gestreiften Stoffes des Gewandes, das der Mann rechts trägt, im Raum Venedig weit verbreitet.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 25.000,- bis EUR 35.000,-

Sebastiano Mazzoni


(Florenz 1611? – 1678 Venedig)
Kreuztragung Christi,
Öl auf Leinwand, 128,5 x 142,5 cm, gerahmt

Provenienz:
europäische Privatsammlung;
Privatsammlung, Schweiz

Wir danken Paolo Benassai für seine Hilfe bei der Katalogisierung des vorliegenden Gemäldes.

Das vorliegende Gemälde stellt eine in den Evangelien berichtete Begebenheit aus der Passion Christi dar: Christus, mit einem Umhang bekleidet und mit Dornen gekrönt, ist im Zentrum der Szene zu sehen. Er ist gebeugt vom Gewicht des Kreuzes, das ihm Simon Cyrene hilft zu tragen. Im Vordergrund ist das Fragment einer kannelierten Säule zu sehen, hinter dem sich ein Soldat in Rüstung und ein Jüngling mit rotem Hut befinden. Rechts schließt die Szene mit einem Mann in einer gelben Tunika ab, der die beiden Enden des Seils hält, mit dem Christus gefesselt ist. Im Hintergrund beobachtet Maria ihren Sohn, mit gefalteten Händen ein Tuch umfangen haltend.

Es handelt sich um eine Variante der Kreuztragung Christi, die im Veneto eine ikonografische Tradition aufzuweisen hat; man wird an die in mehreren Fassungen bekannte Kreuztragung Christi von Giovanni Bellini erinnert, von denen sich eine im Museum of Art, Toledo, Ohio (Inv.-Nr. 40.44) befindet; ebenso an die Bilder dieses Themas auf Leinwand von Tizian, beispielsweise im Prado, Madrid (Inv.-Nr. P000439); und an Pordenones Fresko mit dem Aufstieg zum Kalvarienberg im Dom von Cremona; sowie an zwei Leinwandbilder Romaninos (Sammlung Alana; Brescia, Pinacoteca Tosio Martinengo, Inv.-Nr. 83), dem das vorliegende Gemälde in der Vergangenheit zugeschrieben war.

Bei dem vorliegenden Gemälde, das laut Benassai zwischen 1640 und 1650 zu datieren ist, handelt es sich um eine wichtige Hinzufügung zum Œuvre Sebastiano Mazzonis. Die geriffelte Säule, die Mazzoni in die Komposition einbezogen hat, taucht auch in anderen seiner Werke auf (siehe P. Benassai, Sebastiano Mazzoni, Soncino 2019, Kat.-Nr. A6, A11, A16, A21, A25, A26, A27, A45, A53, A60, A75).

Sebastiano Mazzoni traf 1648, nach seiner anfänglichen Ausbildung in Florenz, in Venedig ein. Die in Mazzonis Schaffen wiederkehrenden kannelierten Säulen lassen diese Gemälde im Zusammenhang mit der langen Tradition dieses Architekturelements in venezianischen Darstellungen sehen, die von Paolo Veronese eingeleitet und von Bernardo Strozzi und Pietro della Vecchia weitergeführt wurde. Der Hang des Letzteren zum Grotesken mag eine Quelle der Anregung für die ausdrucksstarke Betonung des im Schatten liegenden Soldatenprofils gewesen sein. Das Helldunkel der ausgeprägten Züge des Mannes rechts lassen Vergleiche mit den Halbfiguren zu, die Bernhard Keil, gen. Monsù Bernardo, zur gleichen Zeit in Venedig schuf. Der ernste Ausdruck mancher Gesichter, von der trauernden Madonna bis hin zum Jüngling mit der roten Kopfbedeckung, laden zu Vergleichen mit ähnlichen Bildern Pietro Ricchis aus Lucca ein, der in Venedig ab Ende der 1640er-Jahre tätig war; Ricchis Bildflächen erscheinen jedoch kompakter als die Mazzonis. Und schließlich war die Art des gestreiften Stoffes des Gewandes, das der Mann rechts trägt, im Raum Venedig weit verbreitet.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020

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