Lot Nr. 80


Maestro degli Armenti


Maestro degli Armenti - Alte Meister

(tätig in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Die Geschichte vom Affen und der Katze,
Öl auf Leinwand, 122 x 170 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Madrid;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Gianni Papi für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Digitalfotografie und für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Dieses Gemälde stammt von einem noch nicht identifizierten Meister. 2011 hat Gianni Papi eine Reihe von Werken unter dem Notnamen „Maestro degli Armenti“ („Meister der Herden“) zusammengefasst (siehe G. Papi, Il Maestro di Baranello, fra Salini e Napoli, in: Bulletin de l’association des historiens de l’Art italien, Nr. 17, 2011, S. 10–23). Der Name wurde unter Bezugnahme auf ein Gemälde mit der Darstellung eines Hirten mit Schafen und Ziegen gewählt, das einst von Viktoria Markova als Werk Tommaso Salinis veröffentlicht worden war (siehe V. Markova, Alcune nuove proposte per Tommaso Salini, in: Paragone, Nr. 475, 1989, S. 26–41).

Mehrere Werke des Maestro degli Armenti waren schon früher Tommaso Salini zugewiesen worden, insbesondere 1989 durch Victoria Markova (op. cit.) sowie durch Mina Gregori (siehe M. Gregori, Altre aggiunte a Tommaso Salini, in: Paragone, Nr. 475, 1989, S. 52–57). Daraufhin versuchte Franco Paliaga Ordnung in das Schaffen von Tommaso Salini zu bringen, aus dem er eine Gruppe von Bildern einer Künstlerpersönlichkeit zuwies, die er Pseudo-Salini nannte (siehe F. Paliaga, Sui dipinti di genere con animali vivi attribuiti a Tommaso Salini, in: Atti delle Giornate di Studi sul Caravaggismo e il Naturalismo nella Toscana del Seicento, hrsg. von P. Carofano, Pontedera 2009, S. 117–144). Gianni Papi schlug in seinem Artikel von 2011 (op. cit.) die Einführung eines weiteren Namens – jenen des „Meister der Herden“ – vor, da nach seinem Dafürhalten die dem Pseudo-Salini zugewiesenen Gemälde von mehr als einem Maler stammten.

Das vorliegende Gemälde gehört laut Papi zu den besten Werken der dem Maestro degli Armenti zugewiesenen Gruppe und einer Parallelgruppe mit Darstellungen pastoraler Themen an. Besagte Gruppe umfasst auch Genreszenen mit Kindern beim Spiel mit Haustieren. Viele dieser Gemälde behandeln ein spezifisches Thema, bei dem es darum geht, „die Kastanien aus dem Feuer zu holen“ [„togliere castagne dal fuoco“]. Dies trifft auch auf das vorliegende Werk zu, auf dem eine Katze und ein Affe diese Aufgabe bewerkstelligen sollen. Zumindest drei weitere Werke stellen dieses Bildthema in ikonografischen Abwandlungen dar: das Gemälde Kinder beim Spiel mit einem Affen, einer Katze und einer Ente, das sich einst bei Colnaghi befand; ein weiteres, das versteigert wurde (Christie’s New York, 26. Januar 2011, Lot 157, mit einer Zuschreibung an Salini); und ein drittes, das sich 2008 bei Partridge Fine Art in London befand und bei dem die menschlichen Protagonisten wie bei dem Colnaghi-Bild ein Knabe und ein Mädchen waren. Der Affe taucht auf weiteren Gemälden auf, etwa auf dem Bild Koch mit Kupfergeschirr, einem Kind und einem angeketteten Affen (Lasson Gallery, London, 1967); auf dem Bild Ein Bauer hält einem Affen den Spiegel vor (Privatsammlung); ebenso auf dem Bild Interieur mit einem Jüngling, einem angeketteten Affen, mehreren Vögeln und zwei Katzen (dokumentiert in einer Privatsammlung in Bergamo). Letzteres ist von deutlich minderer Qualität in der Ausführung und bestätigt damit die Tatsache, dass im Zusammenhang mit dieser Gruppe mehrere Künstler von unterschiedlicher Begabung am Werk waren, um ähnliche Bildinhalte auszuführen.

Paliaga (op. cit.) vermutet hinter diesen Darstellungen regionale Ursprünge, wobei das Gebiet um Genua oder Venedig am wahrscheinlichsten scheint. Die Werke mit männlichen und weiblichen Figuren, Tierherden, Vögeln und Nutztieren sowie Katzen, Hunden und Affen behandelten ein höchst populäres Thema. Vermutlich waren im Laufe der Entstehungszeit dieser Bilder, deren Produktion um die Mitte des 17. Jahrhunderts einsetzte und sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte, mehrere Hände an deren Ausführung beteiligt. Der Maestro degli Armenti war sicherlich der führende Künstler unter den Schöpfern dieser Werke und gelangte zur erstaunlichsten Qualität von allen.

Die Katze und der Affe sind die Protagonisten einer Fabel La Fontaines, die für die dargestellte Szene als Anregung diente und auf die sich der Maestro degli Armenti mehrmals berief: Der Affe nötigt die Katze, sich bei dem Versuch, die Kastanien aus dem Feuer zu holen, zu verbrennen. Die Geschichte Der Affe und die Katze (Bernalda und Topolone) ist in Buch 9 der 1679 veröffentlichten Fabeln des Autors enthalten, was einen Anhaltspunkt für die Entstehungszeit der Werke liefert. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass das Thema der Geschichte bereits bekannt war, bevor die Sammlung in ihrer finalen Zusammenstellung 1679 erschien.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 25.700,-
Schätzwert:
EUR 30.000,- bis EUR 40.000,-

Maestro degli Armenti


(tätig in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts)
Die Geschichte vom Affen und der Katze,
Öl auf Leinwand, 122 x 170 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Madrid;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Gianni Papi für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes auf Grundlage einer Digitalfotografie und für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Dieses Gemälde stammt von einem noch nicht identifizierten Meister. 2011 hat Gianni Papi eine Reihe von Werken unter dem Notnamen „Maestro degli Armenti“ („Meister der Herden“) zusammengefasst (siehe G. Papi, Il Maestro di Baranello, fra Salini e Napoli, in: Bulletin de l’association des historiens de l’Art italien, Nr. 17, 2011, S. 10–23). Der Name wurde unter Bezugnahme auf ein Gemälde mit der Darstellung eines Hirten mit Schafen und Ziegen gewählt, das einst von Viktoria Markova als Werk Tommaso Salinis veröffentlicht worden war (siehe V. Markova, Alcune nuove proposte per Tommaso Salini, in: Paragone, Nr. 475, 1989, S. 26–41).

Mehrere Werke des Maestro degli Armenti waren schon früher Tommaso Salini zugewiesen worden, insbesondere 1989 durch Victoria Markova (op. cit.) sowie durch Mina Gregori (siehe M. Gregori, Altre aggiunte a Tommaso Salini, in: Paragone, Nr. 475, 1989, S. 52–57). Daraufhin versuchte Franco Paliaga Ordnung in das Schaffen von Tommaso Salini zu bringen, aus dem er eine Gruppe von Bildern einer Künstlerpersönlichkeit zuwies, die er Pseudo-Salini nannte (siehe F. Paliaga, Sui dipinti di genere con animali vivi attribuiti a Tommaso Salini, in: Atti delle Giornate di Studi sul Caravaggismo e il Naturalismo nella Toscana del Seicento, hrsg. von P. Carofano, Pontedera 2009, S. 117–144). Gianni Papi schlug in seinem Artikel von 2011 (op. cit.) die Einführung eines weiteren Namens – jenen des „Meister der Herden“ – vor, da nach seinem Dafürhalten die dem Pseudo-Salini zugewiesenen Gemälde von mehr als einem Maler stammten.

Das vorliegende Gemälde gehört laut Papi zu den besten Werken der dem Maestro degli Armenti zugewiesenen Gruppe und einer Parallelgruppe mit Darstellungen pastoraler Themen an. Besagte Gruppe umfasst auch Genreszenen mit Kindern beim Spiel mit Haustieren. Viele dieser Gemälde behandeln ein spezifisches Thema, bei dem es darum geht, „die Kastanien aus dem Feuer zu holen“ [„togliere castagne dal fuoco“]. Dies trifft auch auf das vorliegende Werk zu, auf dem eine Katze und ein Affe diese Aufgabe bewerkstelligen sollen. Zumindest drei weitere Werke stellen dieses Bildthema in ikonografischen Abwandlungen dar: das Gemälde Kinder beim Spiel mit einem Affen, einer Katze und einer Ente, das sich einst bei Colnaghi befand; ein weiteres, das versteigert wurde (Christie’s New York, 26. Januar 2011, Lot 157, mit einer Zuschreibung an Salini); und ein drittes, das sich 2008 bei Partridge Fine Art in London befand und bei dem die menschlichen Protagonisten wie bei dem Colnaghi-Bild ein Knabe und ein Mädchen waren. Der Affe taucht auf weiteren Gemälden auf, etwa auf dem Bild Koch mit Kupfergeschirr, einem Kind und einem angeketteten Affen (Lasson Gallery, London, 1967); auf dem Bild Ein Bauer hält einem Affen den Spiegel vor (Privatsammlung); ebenso auf dem Bild Interieur mit einem Jüngling, einem angeketteten Affen, mehreren Vögeln und zwei Katzen (dokumentiert in einer Privatsammlung in Bergamo). Letzteres ist von deutlich minderer Qualität in der Ausführung und bestätigt damit die Tatsache, dass im Zusammenhang mit dieser Gruppe mehrere Künstler von unterschiedlicher Begabung am Werk waren, um ähnliche Bildinhalte auszuführen.

Paliaga (op. cit.) vermutet hinter diesen Darstellungen regionale Ursprünge, wobei das Gebiet um Genua oder Venedig am wahrscheinlichsten scheint. Die Werke mit männlichen und weiblichen Figuren, Tierherden, Vögeln und Nutztieren sowie Katzen, Hunden und Affen behandelten ein höchst populäres Thema. Vermutlich waren im Laufe der Entstehungszeit dieser Bilder, deren Produktion um die Mitte des 17. Jahrhunderts einsetzte und sich über mehrere Jahrzehnte erstreckte, mehrere Hände an deren Ausführung beteiligt. Der Maestro degli Armenti war sicherlich der führende Künstler unter den Schöpfern dieser Werke und gelangte zur erstaunlichsten Qualität von allen.

Die Katze und der Affe sind die Protagonisten einer Fabel La Fontaines, die für die dargestellte Szene als Anregung diente und auf die sich der Maestro degli Armenti mehrmals berief: Der Affe nötigt die Katze, sich bei dem Versuch, die Kastanien aus dem Feuer zu holen, zu verbrennen. Die Geschichte Der Affe und die Katze (Bernalda und Topolone) ist in Buch 9 der 1679 veröffentlichten Fabeln des Autors enthalten, was einen Anhaltspunkt für die Entstehungszeit der Werke liefert. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass das Thema der Geschichte bereits bekannt war, bevor die Sammlung in ihrer finalen Zusammenstellung 1679 erschien.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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