(Sevilla 1644–1695 Madrid)
Junger Hirte,
Öl auf Leinwand, 131 x 99,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Mrs. Platt, 18 Sherwood Road, Didcot, Berkshire (lt. rückseitigem Klebezettel);
deren Auktion, Sotheby’s, London (lt. rückseitigem Klebezettel);
Privatsammlung, Spanien;
dort erworben durch den jetzigen Besitzer

Wir danken Enrique Valdivieso für die Bestätigung der Zuschreibung des vorliegenden Gemäldes und für seine Hilfe bei der Katalogisierung.

Ein junger Knabe ist hier auf einem Steinsims dargestellt, auf dem Boden neben ihm liegt ein Lamm mit gebundenen Beinen, das vermutlich zum Markt gebracht werden soll. Die Intensität des Blicks des Knaben ist bemerkenswert: Sein Ausdruck vermittelt sowohl Einsicht als auch Aufrichtigkeit und verrät die Notwendigkeit, die sich für ihn stellt, Profit zu machen, damit er überleben kann. Zu seinen Füßen steht ein Korb mit ein paar Küken, was seine Rolle als Verkäufer von Nutztieren untermauert. Der dunkle Landschaftshintergrund wird von zwei gewaltigen Baumstämmen bestimmt, deren Umrisse sich vom dunkelblauen Dämmerhimmel abheben.

Von der Gestalt her entspricht der Jüngling einem Typus, wie ihn Pedro Nuñez de Villavicencio häufiger darstellte. Das Gemälde kann mit signierten Gemälden des Künstlers – Pendants – verglichen werden, die sich im New Walk Museum and Art Gallery, Leicester, befinden. Sie zeigen Zwei Knaben mit einem Bettler (Inv.-Nr. LF25.1949.0.0) und Zwei Knaben beim Münzenwerfen (Inv.-Nr. LF8.1950.0.0). Beide Gemälde gleichen vom Format und der Art der Figurendarstellung dem vorliegenden Hirtenjungen. Wie dieser sind die Knaben dort ärmlich gekleidet. Es hat auch eine ähnliche Maltechnik Anwendung gefunden, um die Falten der alten Hemden und Hosen und anatomische Details wie Hände und Füße zu beschreiben.

Pedro Nuñez de Villavicencio wurde im 17. Jahrhundert in Sevilla in eine Adelsfamilie hineingeboren und für eine militärische Laufbahn ausgebildet. Er entschied sich jedoch dafür, Maler zu werden, und ging bei Bartolomé Esteban Murillo (1617–1682) in die Lehre, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband und von dem er testamentarisch bedacht wurde. Später reiste er nach Malta, wo er mit Mattia Preti zusammentraf. Der Einfluss der beiden Meister prägte seine eigene bemerkenswerte Künstlerpersönlichkeit. Nach seiner Rückkehr nach Spanien schuf er vor allem Porträts und religiöse Sujets sowie, ganz wie Murillo, Darstellungen von Kindern. Genredarstellungen mit Kindern waren im 17. Jahrhundert vor allem in Südspanien ein von Künstlern häufig dargestelltes Bildthema.