Lot Nr. 152


Prager Schule, um 1600


Prager Schule, um 1600 - Alte Meister

Ein Mann beim Verrichten seiner Notdurft,
Öl auf Kupfer, 27 x 21 cm, gerahmt

Thematisch sowie von der Kleidung und der dunklen Farbigkeit her mag das vorliegende Bild mit Kunstwerken in Verbindung zu bringen sein, die an der Wende zum 17. Jahrhundert im Umfeld des rudolfinischen Hofs in Prag geschaffen wurden. Der Ursprung der Ikonografie geht jedoch weiter zurück – auf die lateinischen Verse des italienischen Humanisten Andrea Alciato für das erste Emblembuch der Renaissance, das 1531 in Augsburg erschien. Dieses Werk sowie viele der Folgeauflagen der Emblemata enthielten unterschiedliche den Vorgang der Stuhlentleerung darstellende Holzschnitte, welche das Emblem Adversus naturam peccantes („Sünder gegen die Natur“) begleiteten.

Dafür, dass eine derart vulgäre Szene der Gegenstand durch Kunst vermittelter Gelehrsamkeit sein konnte, finden sich auch Belege im Schaffen von Pieter Brueghel dem Älteren. Die weit verbreiteten Sieben Todsünden, die Hieronymus Cock nach Entwürfen Brueghels veröffentlichte, enthielten ein solches Motiv auf den Blättern zu Luxuria und Superbia. Die maßgeblichste Vorwegnahme des vorliegenden Bildes ist Brueghels Turmbau zu Babel von 1563, der sich in der Sammlung von Rudolf II. befand und heute im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. 1026) aufbewahrt wird. Im Vordergrund ist der eitle Zug König Nimrods zu sehen, hinter dem der Turm zu Babel, ein Verbrechen gegen Gott, als gigantische Narretei errichtet wird. Unterhalb des Turms sieht man einen sich entleerenden Mann. Ohne zu wissen, wer das vorliegende Werk in Auftrag gegeben hat, ist es schwer, ihm eine genauere Bedeutung zuzuschreiben, doch wie die Embleme des Alciato und das Werk Brueghels ist es zweifellos voller Spott und Satire.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 22.800,-
Schätzwert:
EUR 10.000,- bis EUR 15.000,-

Prager Schule, um 1600


Ein Mann beim Verrichten seiner Notdurft,
Öl auf Kupfer, 27 x 21 cm, gerahmt

Thematisch sowie von der Kleidung und der dunklen Farbigkeit her mag das vorliegende Bild mit Kunstwerken in Verbindung zu bringen sein, die an der Wende zum 17. Jahrhundert im Umfeld des rudolfinischen Hofs in Prag geschaffen wurden. Der Ursprung der Ikonografie geht jedoch weiter zurück – auf die lateinischen Verse des italienischen Humanisten Andrea Alciato für das erste Emblembuch der Renaissance, das 1531 in Augsburg erschien. Dieses Werk sowie viele der Folgeauflagen der Emblemata enthielten unterschiedliche den Vorgang der Stuhlentleerung darstellende Holzschnitte, welche das Emblem Adversus naturam peccantes („Sünder gegen die Natur“) begleiteten.

Dafür, dass eine derart vulgäre Szene der Gegenstand durch Kunst vermittelter Gelehrsamkeit sein konnte, finden sich auch Belege im Schaffen von Pieter Brueghel dem Älteren. Die weit verbreiteten Sieben Todsünden, die Hieronymus Cock nach Entwürfen Brueghels veröffentlichte, enthielten ein solches Motiv auf den Blättern zu Luxuria und Superbia. Die maßgeblichste Vorwegnahme des vorliegenden Bildes ist Brueghels Turmbau zu Babel von 1563, der sich in der Sammlung von Rudolf II. befand und heute im Kunsthistorischen Museum in Wien (Inv.-Nr. 1026) aufbewahrt wird. Im Vordergrund ist der eitle Zug König Nimrods zu sehen, hinter dem der Turm zu Babel, ein Verbrechen gegen Gott, als gigantische Narretei errichtet wird. Unterhalb des Turms sieht man einen sich entleerenden Mann. Ohne zu wissen, wer das vorliegende Werk in Auftrag gegeben hat, ist es schwer, ihm eine genauere Bedeutung zuzuschreiben, doch wie die Embleme des Alciato und das Werk Brueghels ist es zweifellos voller Spott und Satire.

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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+43 1 515 60 403
Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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