Lot Nr. 269


Gerard van Honthorst, Werkstatt


Gerard van Honthorst, Werkstatt - Alte Meister

(Utrecht 1592–1656)
Junge Hirtin mit Tauben,
Öl auf Leinwand, 84 x 66 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion der Sammlung Hünerberg, Braunschweit, 14./15. September 1961, Lot 102 (als Claude Audran);
Privatsammlung, Belgien

Literatur:
B. Nicolson, The International Caravaggesque Movement, Oxford 1979, S. 61, 220, 225 (als Kopie);
B. Nicolson, L. Vertova, Caravaggism in Europe, Turin 1990, Bd. I, S. 127, unter Kat.-Nr. 1300 (als Kopie);
J. R. Judson, R. E. O. Ekkart, Gerrit van Honthorst, 1592–1656, Dornspijk 1999, S. 163f., unter Kat.-Nr. 193 (Nr. 7, unter den Kopien)

Das vorliegende Gemälde beruht auf Honthorsts Werk (um 1625) im Centraal Museum, Utrecht.

Honthorsts sogenannte „arkadische Sujets“, zu denen das vorliegende Werk gehört, folgen einer Tradition idealisierter Pastoralkunst, die sich während der Renaissance dank der lateinischen Dichtkunst Vergils großer Beliebtheit erfreute. Vergils Dichtungen beriefen sich auf frühere griechische Berichte einer unberührten Wildnis, die von Pan auf dem Peloponnes regiert wurde. Auf einem berühmten Porträt der Zeit stellte Honthorst Königin Henrietta Maria von England als Hirtin dar. Obwohl die vorliegende Komposition mit ihren zwei Tauben in der Hand des Mädchens vorgibt, eine Anspielung auf die Unschuld zu sein, suggeriert das offenherzige Dekolletee, dass es sich um eine Kurtisane handelt und somit höchstwahrscheinlich eher um eine Bezugnahme auf die Sinnlichkeit der Venus und die Sünde der Luxuria respektive der Lust.

Liesbeth Helmus vergleicht das vorliegende Bild mit der zur Gänze eigenhändigen Urfassung im Centraal Museum, Utrecht (Inv.-Nr. 6499), die signiert und mit 1652 datiert ist. Helmus merkt an, dass Details des vorliegenden Gemäldes gröber und weniger subtil ausgeführt sind, schreibt aber, dass die Komposition der Hirtin damals stark nachgefragt war und dass Honthorsts Gehilfen möglicherweise mehrere Fassungen malten, entweder in der Utrechter Werkstatt des Meisters oder in seinem Atelier in Den Haag. Helmus führt weiter aus, dass es angesichts der Datierungen anderer Werke dieser Art von der Hand Honthorsts auch noch ein um 1622–1625 entstandenes verlorenes Original gegeben haben könnte und dass das Utrechter Bild demnach eine Replik Honthorsts dieses früheren Werks sein könnte.

J. Richard Judson (siehe Literatur) meint, dass das Datum auf dem Utrechter Bild, obschon es den Anschein von Echtheit erweckt, erst 30 Jahre später entweder vom Eigentümer des Bildes oder einem Mitglied von Honthorsts Werkstatt hinzugefügt wurde. Er ordnet das vorliegende Werk als Kopie ein – ein Beispiel aus einer Reihe „verführerischer Darbietungen sexueller Freuden, welche die junge Frau dem Betrachter unterbreitet […] und die in Utrecht ab den 1620er- bis in die 1630er-Jahre sowie am Hof in Den Haag in den späten 1630er- und 1640er-Jahren populär waren.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
+43 1 515 60 403

old.masters@dorotheum.com

09.06.2020 - 16:00

Schätzwert:
EUR 8.000,- bis EUR 12.000,-

Gerard van Honthorst, Werkstatt


(Utrecht 1592–1656)
Junge Hirtin mit Tauben,
Öl auf Leinwand, 84 x 66 cm, gerahmt

Provenienz:
Auktion der Sammlung Hünerberg, Braunschweit, 14./15. September 1961, Lot 102 (als Claude Audran);
Privatsammlung, Belgien

Literatur:
B. Nicolson, The International Caravaggesque Movement, Oxford 1979, S. 61, 220, 225 (als Kopie);
B. Nicolson, L. Vertova, Caravaggism in Europe, Turin 1990, Bd. I, S. 127, unter Kat.-Nr. 1300 (als Kopie);
J. R. Judson, R. E. O. Ekkart, Gerrit van Honthorst, 1592–1656, Dornspijk 1999, S. 163f., unter Kat.-Nr. 193 (Nr. 7, unter den Kopien)

Das vorliegende Gemälde beruht auf Honthorsts Werk (um 1625) im Centraal Museum, Utrecht.

Honthorsts sogenannte „arkadische Sujets“, zu denen das vorliegende Werk gehört, folgen einer Tradition idealisierter Pastoralkunst, die sich während der Renaissance dank der lateinischen Dichtkunst Vergils großer Beliebtheit erfreute. Vergils Dichtungen beriefen sich auf frühere griechische Berichte einer unberührten Wildnis, die von Pan auf dem Peloponnes regiert wurde. Auf einem berühmten Porträt der Zeit stellte Honthorst Königin Henrietta Maria von England als Hirtin dar. Obwohl die vorliegende Komposition mit ihren zwei Tauben in der Hand des Mädchens vorgibt, eine Anspielung auf die Unschuld zu sein, suggeriert das offenherzige Dekolletee, dass es sich um eine Kurtisane handelt und somit höchstwahrscheinlich eher um eine Bezugnahme auf die Sinnlichkeit der Venus und die Sünde der Luxuria respektive der Lust.

Liesbeth Helmus vergleicht das vorliegende Bild mit der zur Gänze eigenhändigen Urfassung im Centraal Museum, Utrecht (Inv.-Nr. 6499), die signiert und mit 1652 datiert ist. Helmus merkt an, dass Details des vorliegenden Gemäldes gröber und weniger subtil ausgeführt sind, schreibt aber, dass die Komposition der Hirtin damals stark nachgefragt war und dass Honthorsts Gehilfen möglicherweise mehrere Fassungen malten, entweder in der Utrechter Werkstatt des Meisters oder in seinem Atelier in Den Haag. Helmus führt weiter aus, dass es angesichts der Datierungen anderer Werke dieser Art von der Hand Honthorsts auch noch ein um 1622–1625 entstandenes verlorenes Original gegeben haben könnte und dass das Utrechter Bild demnach eine Replik Honthorsts dieses früheren Werks sein könnte.

J. Richard Judson (siehe Literatur) meint, dass das Datum auf dem Utrechter Bild, obschon es den Anschein von Echtheit erweckt, erst 30 Jahre später entweder vom Eigentümer des Bildes oder einem Mitglied von Honthorsts Werkstatt hinzugefügt wurde. Er ordnet das vorliegende Werk als Kopie ein – ein Beispiel aus einer Reihe „verführerischer Darbietungen sexueller Freuden, welche die junge Frau dem Betrachter unterbreitet […] und die in Utrecht ab den 1620er- bis in die 1630er-Jahre sowie am Hof in Den Haag in den späten 1630er- und 1640er-Jahren populär waren.“

Experte: Damian Brenninkmeyer Damian Brenninkmeyer
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 09.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 02.06. - 09.06.2020

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