Lot Nr. 13


Max Liebermann


Max Liebermann - Klassische Moderne

(Berlin 1849–1935)
Gemüsekarre – Hundekarren, 1906, signiert M. Liebermann,
Öl auf Tafel, parkettiert, 54,5 x 69,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Philipp Freudenberg (1833-1919), Berlin (bis 1909)
Paul Cassirer, Berlin (am 25.10.1909 erworben, PC-Nr. 1276, 1914)
Galerie Thannhauser, München (am 8.3.1917 von Paul Cassirer erworben)
Tilla Durieux (1880–1971), Berlin 1923
Familie Leclerc, Hamburg - München
Neumeister-Auktionen, München, 16.4.1980, Los 1390
Sammlung Hans Georg Karg (1922-2003), Grabenstätt Deutschland,
ca. 1980 bis mindestens 2005
Galerie Michael Haas, Berlin
Galerie Bierhinkel, Baden-Baden
Privatsammlung, Süddeutschland – dort im Jahre 2010 erworben

Ausgestellt:
Moderne Galerie Thannhauser, München Juli 1917, Nr. 65 (Abb.)

Literatur:
Matthias Eberle, Max Liebermann 1847–1935, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Band 2, 1900–1935, München 1995, Nr. 1906/10,
S. 675, Abb. S. 673
Erich Hanke, Mit Liebermann in Amsterdam, in: Kunst und Künstler, XII, 1913, Band 1, S. 9-21, Abb. S. 14
Erich Hancke, Max Liebermann, Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914 & 1923, mit einem Verzeichnis der Gemälde und Pastelle bis 1913, S. 542 (dort „auf Leinwand“), Abb. S. 431 Weltkunst, L, 1980, Nr. 7, Abb. S. 901
The Karg Collection, A Sale of Important Works by Max Liebermann, München 2005, S. 55

„Oh glückliche Zeiten, wo wir uns alljährlich einige Monate in Holland genießend und arbeitend, arbeitend und genießend aufhalten durften.“
(Max Liebermann)

In den Werken von Max Liebermann spielt die Harmonie und das Miteinander des Menschen und seiner Umgebung ab den 1890er Jahren eine immer größere Rolle. Durch seine Malweise und durch die Umsetzung seiner bevorzugten Motive der bürgerlichen Welt, der belebten Strände, Straßen und Plätze, wird Max Liebermann zu einem der Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Die Farbe verselbstständigt sich in seinen Gemälden, wobei sie dem Vorbild der Natur verpflichtet bleibt. Im Gegensatz zu den Werken, die vor und um die Jahrhundertwende entstanden waren, verändert sich in den Arbeiten wie „Gemüsekarren – Hundekarren“ Max Liebermanns Lichtführung. Das Licht wird nicht mehr gegenständlich und motivisch verwendet und in einzelnen Sonnenflecken gesetzt, sondern es breitet sich in den Werken ab ca. 1905 als milder weicher Farbfilm über der sonnenbeschienenen Oberfläche aus.
Mit den Gemälden, die Max Liebermann als „Judengasse“ betitelt, die er auf Anregung des Direktors der Amsterdamer Kunstakademie ab 1905 zu malen beginnt, beschäftigt er sich mit dem einfachen, bürgerlichen Leben und der betriebsamen Geschäftigkeit des Handels auf der Straße. Mit dem „Gemüsekarren“ greift Max Liebermann ein dörfliches Solitär der großen Märkte in Amsterdam heraus. Mit breitem Pinselduktus hält er die einfach gegliederte, ruhige Szene fest. Der schwarzgekleidete Gemüsehändler verfolgt aufmerksam die Bewegungen der Frauen, von denen eine eine niederländische Trachtenhaube trägt und die sein Warenangebot prüfen. Die Physiognomie der einzelnen Gesichter tritt zu Gunsten der Gesamtauffassung der Geschäftigkeit der Dargestellten in den Hintergrund. Das Hauptaugenmerk des Betrachters wird auf die reich mit Gemüse beladenen Körbe gelenkt, die Max Liebermann in hellen Grüntönen und breitem Pinselduktus festhält. Den Wagen stellt er so geneigt dar, dass uns, als Betrachter, die Waren feilgeboten werden. Der unter dem Karren im Schatten stehende schwarz-weiße Hund blickt als direkter Beobachter direkt aus dem Bild und fordert zusätzlich die volle Aufmerksamkeit des Betrachters. Der Anschnitt des weiß getünchten Hauses hinter dem Karren, wie auch der im linken Bildhintergrund querstehende braun-graue Schuppen begrenzen den Bildraum und erweisen sich damit gleichermaßen modern wie auch formatsprengend. Mit dieser konstruktiven Raffinesse rückt Max Liebermann die Szene am Gemüsekarren in einen sehr kleinen Handlungsraum und führt sie dem Betrachter unmittelbar vor Augen. Der Blick kann nicht in die Ferne schweifen, sondern richtet sich automatisch auf das zentrale Hauptgeschehen im Mittelgrund des Werkes, die Häuser und der Himmel im Hintergrund dienen lediglich der schmückenden Begrenzung des Bildraumes.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
+49 211 2107747

petra.schaepers@dorotheum.de

23.06.2020 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 106.550,-
Schätzwert:
EUR 100.000,- bis EUR 150.000,-

Max Liebermann


(Berlin 1849–1935)
Gemüsekarre – Hundekarren, 1906, signiert M. Liebermann,
Öl auf Tafel, parkettiert, 54,5 x 69,8 cm, gerahmt

Provenienz:
Philipp Freudenberg (1833-1919), Berlin (bis 1909)
Paul Cassirer, Berlin (am 25.10.1909 erworben, PC-Nr. 1276, 1914)
Galerie Thannhauser, München (am 8.3.1917 von Paul Cassirer erworben)
Tilla Durieux (1880–1971), Berlin 1923
Familie Leclerc, Hamburg - München
Neumeister-Auktionen, München, 16.4.1980, Los 1390
Sammlung Hans Georg Karg (1922-2003), Grabenstätt Deutschland,
ca. 1980 bis mindestens 2005
Galerie Michael Haas, Berlin
Galerie Bierhinkel, Baden-Baden
Privatsammlung, Süddeutschland – dort im Jahre 2010 erworben

Ausgestellt:
Moderne Galerie Thannhauser, München Juli 1917, Nr. 65 (Abb.)

Literatur:
Matthias Eberle, Max Liebermann 1847–1935, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Band 2, 1900–1935, München 1995, Nr. 1906/10,
S. 675, Abb. S. 673
Erich Hanke, Mit Liebermann in Amsterdam, in: Kunst und Künstler, XII, 1913, Band 1, S. 9-21, Abb. S. 14
Erich Hancke, Max Liebermann, Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914 & 1923, mit einem Verzeichnis der Gemälde und Pastelle bis 1913, S. 542 (dort „auf Leinwand“), Abb. S. 431 Weltkunst, L, 1980, Nr. 7, Abb. S. 901
The Karg Collection, A Sale of Important Works by Max Liebermann, München 2005, S. 55

„Oh glückliche Zeiten, wo wir uns alljährlich einige Monate in Holland genießend und arbeitend, arbeitend und genießend aufhalten durften.“
(Max Liebermann)

In den Werken von Max Liebermann spielt die Harmonie und das Miteinander des Menschen und seiner Umgebung ab den 1890er Jahren eine immer größere Rolle. Durch seine Malweise und durch die Umsetzung seiner bevorzugten Motive der bürgerlichen Welt, der belebten Strände, Straßen und Plätze, wird Max Liebermann zu einem der Hauptvertreter des deutschen Impressionismus. Die Farbe verselbstständigt sich in seinen Gemälden, wobei sie dem Vorbild der Natur verpflichtet bleibt. Im Gegensatz zu den Werken, die vor und um die Jahrhundertwende entstanden waren, verändert sich in den Arbeiten wie „Gemüsekarren – Hundekarren“ Max Liebermanns Lichtführung. Das Licht wird nicht mehr gegenständlich und motivisch verwendet und in einzelnen Sonnenflecken gesetzt, sondern es breitet sich in den Werken ab ca. 1905 als milder weicher Farbfilm über der sonnenbeschienenen Oberfläche aus.
Mit den Gemälden, die Max Liebermann als „Judengasse“ betitelt, die er auf Anregung des Direktors der Amsterdamer Kunstakademie ab 1905 zu malen beginnt, beschäftigt er sich mit dem einfachen, bürgerlichen Leben und der betriebsamen Geschäftigkeit des Handels auf der Straße. Mit dem „Gemüsekarren“ greift Max Liebermann ein dörfliches Solitär der großen Märkte in Amsterdam heraus. Mit breitem Pinselduktus hält er die einfach gegliederte, ruhige Szene fest. Der schwarzgekleidete Gemüsehändler verfolgt aufmerksam die Bewegungen der Frauen, von denen eine eine niederländische Trachtenhaube trägt und die sein Warenangebot prüfen. Die Physiognomie der einzelnen Gesichter tritt zu Gunsten der Gesamtauffassung der Geschäftigkeit der Dargestellten in den Hintergrund. Das Hauptaugenmerk des Betrachters wird auf die reich mit Gemüse beladenen Körbe gelenkt, die Max Liebermann in hellen Grüntönen und breitem Pinselduktus festhält. Den Wagen stellt er so geneigt dar, dass uns, als Betrachter, die Waren feilgeboten werden. Der unter dem Karren im Schatten stehende schwarz-weiße Hund blickt als direkter Beobachter direkt aus dem Bild und fordert zusätzlich die volle Aufmerksamkeit des Betrachters. Der Anschnitt des weiß getünchten Hauses hinter dem Karren, wie auch der im linken Bildhintergrund querstehende braun-graue Schuppen begrenzen den Bildraum und erweisen sich damit gleichermaßen modern wie auch formatsprengend. Mit dieser konstruktiven Raffinesse rückt Max Liebermann die Szene am Gemüsekarren in einen sehr kleinen Handlungsraum und führt sie dem Betrachter unmittelbar vor Augen. Der Blick kann nicht in die Ferne schweifen, sondern richtet sich automatisch auf das zentrale Hauptgeschehen im Mittelgrund des Werkes, die Häuser und der Himmel im Hintergrund dienen lediglich der schmückenden Begrenzung des Bildraumes.

Expertin: Dr. Petra Maria Schäpers Dr. Petra Maria Schäpers
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Klassische Moderne
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.06.2020 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 18.06. - 23.06.2020


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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