Arnulf Rainer *
(Baden bei Wien 1929 geb.)
Ohne Titel, 1979, Übermalung, auf der Rückseite signiert, datiert A. Rainer 79 und mit „Totaler Quatsch“ beschrieben (gestrichen), Öl auf Karton, 73 x 51 cm, gerahmt
Provenienz:
Galerie Fred Jahn, München - dort Anfang der 1990er erworben
Privatsammlung, Deutschland
Ich wußte nicht wozu, wohin, wie lange, als ich 1952 begann, über eigene Bilder zu malen (ab 1953 auch über fremde). Erst langsam im Laufe der Jahre entwickelten sich geschlossene schwarze Flächen oder Strichbündel, in denen ich mich selber erkannte, eintauchte und repräsentierte.
Diese Bilder korrigierte ich heute noch, immer weiter zu einer völligen Verdunkelung, obwohl ich längst vergessen habe, war darunter war. Am liebsten arbeite ich an der Übermalung einer Übermalung. Ich wollte nie zerstören, sondern vervollkommnen. Ein gewisser positiver Kontakt zur überarbeiteten Bildform war notwendig. Obwohl nicht ausschließlich, so betreibe ich die künstlerische Arbeit doch in erster Linie als Selbstgespräch. Wie sich etwa der Traum im Tiefschlaf fortsetzt, so ist die Übermalung die Entwicklung dieses Selbstgesprächs in ein Schweigen. Ein kommunizierbares, denn sonst würden mir andere nicht vor allem jene Bilder entreißen, welche ich aus reiner Selbstkommunikation schaffe, und von denen ich hoffe, sie eines Tages zum Ausdruck einer gänzlichen Ruhe führen zu können, eben jenes Tiefschlafes oder pränataler Geborgenheit oder ewigen Friedens oder wir immer man das nennt.
Je bedeckter das Bild, umso schwieriger ist jeder weitere Schritt bis zur völligen Geschlossenheit. Erst jahrelange Arbeit an einem Werk löscht alle billigen oder kostbaren Effekte. Heute, auch mit anderen künstlerischen Problemen beschäftigt, male ich an diesen Werken, soweit sie noch in meinem Besitz sind, durchschnittlich einen Pinselstrich im Monat. Bis zu meinem Ableben werden sie sich noch stark verändern, das heißt, sie werden immer mehr zu wachsen, bis nur mehr kleine Weißreste, Ränder oder Ecken übrig bleiben, vielleicht nicht einmal das. …..
Arnulf Rainer
Aus: Von den Übermalungen zur Zumalung. Text zu einem (bezeichnenderweise) nicht realisierten Buchvorhaben.
Expertin: Mag. Elke Königseder
Mag. Elke Königseder
+43-1-515 60-358
elke.koenigseder@dorotheum.at
24.06.2020 - 16:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 62.800,-
- Schätzwert:
-
EUR 50.000,- bis EUR 70.000,-
Arnulf Rainer *
(Baden bei Wien 1929 geb.)
Ohne Titel, 1979, Übermalung, auf der Rückseite signiert, datiert A. Rainer 79 und mit „Totaler Quatsch“ beschrieben (gestrichen), Öl auf Karton, 73 x 51 cm, gerahmt
Provenienz:
Galerie Fred Jahn, München - dort Anfang der 1990er erworben
Privatsammlung, Deutschland
Ich wußte nicht wozu, wohin, wie lange, als ich 1952 begann, über eigene Bilder zu malen (ab 1953 auch über fremde). Erst langsam im Laufe der Jahre entwickelten sich geschlossene schwarze Flächen oder Strichbündel, in denen ich mich selber erkannte, eintauchte und repräsentierte.
Diese Bilder korrigierte ich heute noch, immer weiter zu einer völligen Verdunkelung, obwohl ich längst vergessen habe, war darunter war. Am liebsten arbeite ich an der Übermalung einer Übermalung. Ich wollte nie zerstören, sondern vervollkommnen. Ein gewisser positiver Kontakt zur überarbeiteten Bildform war notwendig. Obwohl nicht ausschließlich, so betreibe ich die künstlerische Arbeit doch in erster Linie als Selbstgespräch. Wie sich etwa der Traum im Tiefschlaf fortsetzt, so ist die Übermalung die Entwicklung dieses Selbstgesprächs in ein Schweigen. Ein kommunizierbares, denn sonst würden mir andere nicht vor allem jene Bilder entreißen, welche ich aus reiner Selbstkommunikation schaffe, und von denen ich hoffe, sie eines Tages zum Ausdruck einer gänzlichen Ruhe führen zu können, eben jenes Tiefschlafes oder pränataler Geborgenheit oder ewigen Friedens oder wir immer man das nennt.
Je bedeckter das Bild, umso schwieriger ist jeder weitere Schritt bis zur völligen Geschlossenheit. Erst jahrelange Arbeit an einem Werk löscht alle billigen oder kostbaren Effekte. Heute, auch mit anderen künstlerischen Problemen beschäftigt, male ich an diesen Werken, soweit sie noch in meinem Besitz sind, durchschnittlich einen Pinselstrich im Monat. Bis zu meinem Ableben werden sie sich noch stark verändern, das heißt, sie werden immer mehr zu wachsen, bis nur mehr kleine Weißreste, Ränder oder Ecken übrig bleiben, vielleicht nicht einmal das. …..
Arnulf Rainer
Aus: Von den Übermalungen zur Zumalung. Text zu einem (bezeichnenderweise) nicht realisierten Buchvorhaben.
Expertin: Mag. Elke Königseder
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elke.koenigseder@dorotheum.at
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at +43 1 515 60 200 |
Auktion: | Zeitgenössische Kunst I |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 24.06.2020 - 16:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 18.06. - 24.06.2020 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.
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