Emilio Vedova *
(Venedig 1919–2006)
Ohne Titel, 1984, rückseitig signiert, datiert, Acryl und Sand auf Leinwand, 200 x 84 cm, gerahmt
Die vorliegende Arbeit ist im Archivio Emilio Vedova, Venedig, unter der Nr. 572 registriert. Ein vom Künstler signiertes Fotozertifikat liegt vor.
Provenienz:
Galleria Salvatore Ala, Mailand (rücks. Aufkleber)
Europäische Privatsammlung
Die gesamte Malerei Vedovas lässt sich auf einen sich ständig verändernden Dialog zwischen Geste und Farbe und deren unterschiedlichen Funktionen zurückführen. Diese finden sich innerhalb des Diskurses eines Kampfes, den der Künstler zwischen sich und dem Werk führt. Diese konfliktreiche Beziehung findet im Namen der künstlerischen Meisterschaft statt, die in jedem seiner Werke zum Ausdruck kommt: eine Meisterschaft in der Komposition, mit Sinn für Raum und Form und die Beziehung zwischen den Farben.
Im Herbst 1980, als seine Arbeit an den Zyklen Plurimi/Binari der Lacerazione '77/'78 abgeschlossen war, wurde Emilio Vedova nach Mexiko-Stadt zu einer anthologischen Ausstellung von Grafiken im Museo de Arte Carrillo Gil und zu einer Vortragsreihe an der Universidad Nacional Autónoma de México eingeladen. Diese Erfahrung erwies sich als entscheidend für seine stilistische Entwicklung. Er ließ sich von der Vitalität der Orte, die er besuchte, inspirieren und war besonders von der Technik der Wandmalerei beeindruckt. Danach begann er wieder, Farbe auf großen Leinwänden zu verwenden.
Unter den seit den 80er Jahren entstandenen Gemälden, die nach der alten venezianischen Tradition benannt sind, bei der der Teler eine große Leinwand war, die auf die Wand aufgetragen und in Öl gemalt wurde, befinden sich großformatige Leinwände, die von einer unbändigen expressionistischen Energie, starken und kraftvollen Gesten sowie der Verwendung von tonalen und explosiven Farben ausgezeichnet sind.
In diesem großen und imposanten Werk, das Vedova 1984 malte, zeigt sich der Einfluss der mexikanischen Wandmalerei nicht nur in der Wahl des großen Formats und der freien Verwendung der Farbe, sondern auch in der tiefen Viszeralität, die auf der Leinwand evoziert wird: Die kräftigen Texturen unterstreichen die räumliche Dramatik, die durch die komplexen gestischen Kontraste und den meisterhaften Einsatz der Farbe hervorgerufen wird, welche den Raum bestimmt.
„Was man [beim Betrachten von Vedovas Werken] zuallererst empfindet, ist ein Aufeinanderprallen von Zeichen, von Kräften und von Elementen. In Vedovas Werken geschieht etwas Ähnliches, wie es nach Marinetti in den Museen stattfindet: ‚Maler jagen sich gegenseitig mit Pinselstrichen‘. Es sind nicht die Maler, die sich hier gegenseitig jagen, sondern die Pinselstriche: heftige Übergriffe und Tumulte aus Schwarz, lodernde Feuer aus roten, weißen Peitschenhieben und Rasiermesserstichen, ein Zischen von Blau, die dem Zusammenbruch und dem Wasserfall aus Gelb vorausgehen. Die Leinwand ist der Ort einer tintorettoartigen Kreuzigung, einer nicht zu entziffernden Tortur, deren Akteure wir nicht mehr identifizieren, sondern nur noch die Folgen der Handlungen sehen.”
E. Pontiggia, Emilio Vedova nelle collezioni bresciane, Edizioni Aab, Brescia 2003, S. 3.
Experte: Alessandro Rizzi
Alessandro Rizzi
+39-02-303 52 41
alessandro.rizzi@dorotheum.it
24.06.2020 - 16:00
- Erzielter Preis: **
-
EUR 186.300,-
- Schätzwert:
-
EUR 80.000,- bis EUR 120.000,-
Emilio Vedova *
(Venedig 1919–2006)
Ohne Titel, 1984, rückseitig signiert, datiert, Acryl und Sand auf Leinwand, 200 x 84 cm, gerahmt
Die vorliegende Arbeit ist im Archivio Emilio Vedova, Venedig, unter der Nr. 572 registriert. Ein vom Künstler signiertes Fotozertifikat liegt vor.
Provenienz:
Galleria Salvatore Ala, Mailand (rücks. Aufkleber)
Europäische Privatsammlung
Die gesamte Malerei Vedovas lässt sich auf einen sich ständig verändernden Dialog zwischen Geste und Farbe und deren unterschiedlichen Funktionen zurückführen. Diese finden sich innerhalb des Diskurses eines Kampfes, den der Künstler zwischen sich und dem Werk führt. Diese konfliktreiche Beziehung findet im Namen der künstlerischen Meisterschaft statt, die in jedem seiner Werke zum Ausdruck kommt: eine Meisterschaft in der Komposition, mit Sinn für Raum und Form und die Beziehung zwischen den Farben.
Im Herbst 1980, als seine Arbeit an den Zyklen Plurimi/Binari der Lacerazione '77/'78 abgeschlossen war, wurde Emilio Vedova nach Mexiko-Stadt zu einer anthologischen Ausstellung von Grafiken im Museo de Arte Carrillo Gil und zu einer Vortragsreihe an der Universidad Nacional Autónoma de México eingeladen. Diese Erfahrung erwies sich als entscheidend für seine stilistische Entwicklung. Er ließ sich von der Vitalität der Orte, die er besuchte, inspirieren und war besonders von der Technik der Wandmalerei beeindruckt. Danach begann er wieder, Farbe auf großen Leinwänden zu verwenden.
Unter den seit den 80er Jahren entstandenen Gemälden, die nach der alten venezianischen Tradition benannt sind, bei der der Teler eine große Leinwand war, die auf die Wand aufgetragen und in Öl gemalt wurde, befinden sich großformatige Leinwände, die von einer unbändigen expressionistischen Energie, starken und kraftvollen Gesten sowie der Verwendung von tonalen und explosiven Farben ausgezeichnet sind.
In diesem großen und imposanten Werk, das Vedova 1984 malte, zeigt sich der Einfluss der mexikanischen Wandmalerei nicht nur in der Wahl des großen Formats und der freien Verwendung der Farbe, sondern auch in der tiefen Viszeralität, die auf der Leinwand evoziert wird: Die kräftigen Texturen unterstreichen die räumliche Dramatik, die durch die komplexen gestischen Kontraste und den meisterhaften Einsatz der Farbe hervorgerufen wird, welche den Raum bestimmt.
„Was man [beim Betrachten von Vedovas Werken] zuallererst empfindet, ist ein Aufeinanderprallen von Zeichen, von Kräften und von Elementen. In Vedovas Werken geschieht etwas Ähnliches, wie es nach Marinetti in den Museen stattfindet: ‚Maler jagen sich gegenseitig mit Pinselstrichen‘. Es sind nicht die Maler, die sich hier gegenseitig jagen, sondern die Pinselstriche: heftige Übergriffe und Tumulte aus Schwarz, lodernde Feuer aus roten, weißen Peitschenhieben und Rasiermesserstichen, ein Zischen von Blau, die dem Zusammenbruch und dem Wasserfall aus Gelb vorausgehen. Die Leinwand ist der Ort einer tintorettoartigen Kreuzigung, einer nicht zu entziffernden Tortur, deren Akteure wir nicht mehr identifizieren, sondern nur noch die Folgen der Handlungen sehen.”
E. Pontiggia, Emilio Vedova nelle collezioni bresciane, Edizioni Aab, Brescia 2003, S. 3.
Experte: Alessandro Rizzi
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alessandro.rizzi@dorotheum.it
Käufer Hotline
Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at +43 1 515 60 200 |
Auktion: | Zeitgenössische Kunst I |
Auktionstyp: | Saalauktion |
Datum: | 24.06.2020 - 16:00 |
Auktionsort: | Wien | Palais Dorotheum |
Besichtigung: | 18.06. - 24.06.2020 |
** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer
Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.